Es hatte sich nach mehreren Unregelmäßigkeiten bereits angekündigt, nun ist klar: Das Crowdinvesting in eine Luxus-Villa in Costa de la Calma ist gescheitert. Die Anleger stehen gut eineinhalb Jahre nach ihrer Investition zunächst einmal mit leeren Händen da. Der Projektverantwortliche Peter Dreher, Geschäftsführer der sogenannten Dreams Group mit Sitz in der Schweiz, ist zum wiederholten Mal den verpflichtenden Zinszahlungen an die Anleger nicht nachgekommen.

Die Vermittlungsplattform Bergfürst, über die die Emissionen für „Bellavista 71" liefen, schrieb in einer Nachricht an die Anleger unter anderem: „Bis heute ist das Geld für die per 30.06.2020 fällige Zinszahlung nicht (...) eingegangen, sodass wir die Ihnen zustehenden Zinsen auch nicht auszahlen konnten. Damit ist die Frist, die Schuldnern eingeräumt wird, um ihren fälligen Verpflichtungen nachzukommen, abgelaufen." 70 Tage hatte Dreher dafür gehabt.

Trotz vertraglicher Verpflichtung und mehrfacher schriftlicher Erinnerung sei Peter Dreher den Gläubigern nach wie vor eine Erklärung zu den Vorgängen schuldig. Etwas, das auch Bernd Koller (Name geändert) ärgert. Der Oberbayer hatte im Frühjahr 2019 zum Start des Projekts 1.000 Euro investiert. Das Vorhaben mithilfe des Crowdinvesting zwei Millionen Euro einzusammeln und das Haus später für 6,5 Millionen Euro zu verkaufen, schien ihm schlüssig. Sieben Prozent Zinsen sollten garantiert sein.

Bereits die Verzögerungen bei der Zinsausschüttung im Winter 2019 kamen Koller dann aber „suspekt" vor. „Trotzdem hatte ich auch jetzt bis zuletzt gehofft, dass die Zinsen für diesen Juni noch kommen", sagt Koller am Telefon. Bei ihm hält sich der finanzielle Schaden in Grenzen, andere Anleger hatten teils fünfstellige Summen investiert.

Über den Fortgang des Projekts in Costa de la Calma ließ Dreher seine Anleger weitgehend im Dunkeln. Auf der Seite von Bergfürst datiert der letzte Bericht von Dreher vom 3. Juni 2019. Darin heißt es, der Grundstückskauf sei nun abgeschlossen, die Baugenehmigung erwarte man innerhalb von zwei bis drei Monaten. Danach herrschte Funkstille. Bernd Koller und die anderen Anleger bekamen nach dem ersten Quartal 2020 einen Bericht zugeschickt, in dem es sinngemäß geheißen habe, dass alles wie geplant laufe, und dass die Covid-19-Pandemie keinerlei Auswirkungen auf das Projekt habe. Zum zweiten Quartal dieses Jahres kam dann kein Bericht mehr.

Passiert ist auf dem Grundstück offensichtlich noch nicht viel. Laut Bergfürst-Sprecherin Andrea Kummermehr wurden „nach unserer Kenntnis keine Bauarbeiten begonnen". Das freilich dürfte derzeit nicht die größte Sorge der Anleger sein. Zunächst geht es um den

finanziellen Schaden. Nach Angaben von Kummermehr versucht die Online-Plattform nun, die hinterlegten Sicherheiten einer

grundbuchlichen Besicherung sowie einer persönlichen Bürgschaft von Dreher in Darlehenshöhe zu verwerten, um den Anlegern den Schaden zu ersetzen.

Wie dieses Prozedere genau abläuft, kann oder will Kummermehr nicht erklären. Ob es Erfolg versprechend ist, ist unklar. In der Vergangenheit hatte es Fälle gegeben, bei denen sich herausstellte, dass die Sicherheiten nichts wert waren.

Rund zwei Monate bevor der Ingolstädter das Geld überwies, waren bereits erste Ungereimtheiten rund um das Projekt aufgetaucht, über die die MZ berichtete. So war es ungewöhnlich, dass das Crowdfunding zu einem derart frühen Zeitpunkt begann, noch ohne dass das Grundstück gekauft war, geschweige denn eine Baugenehmigung vorlag. Als die MZ im Mai nachfragte, sagte Dreher, dass der Grundstückskauf prinzipiell in trockenen Tüchern sei, das investierte Geld sei sicher.

Nichtsdestotrotz kam bereits zu Beginn der Unternehmung das Online-Magazin „Fonds professionell" zur Einschätzung, dass mit Dreher ein „außergewöhnlich hohes Schlüsselpersonenrisiko" bestehe. Das zeigte sich auch bei anderen Projekten von Dreher, die in Schieflage gerieten. Bei drei weiteren Crowdinvesting-Projekten geriet der Verantwortliche mit den Zinszahlungen in Verzug. Wie es nun um diese Projekte bestellt ist, wollte Bergfürst nicht sagen. Peter Dreher war weder telefonisch zu erreichen, noch beantwortete er eine Anfrage der MZ per Mail.