An der Plaça Gomila in Palma wird an allen Ecken gebaut. Das ist keine Redensart, es ist wirklich so. Der Baulärm dröhnt von allen Seiten. „Das wurde auch Zeit", sagt Xavier Abraham. Er ist der Präsident des Nachbarschaftsverbands von El Terreno. „Die Häuser waren verfallen, Ratten bevölkerten die leer stehenden Ruinen, und die Gegend sank in Wert und Ansehen." Das dürfte sich bald ändern: Der einstige Treffpunkt der Schönen und Reichen wird zum schicken Wohnviertel umgebaut.

Wie der Platz an der Avinguda Joan Miró dann aussehen soll, ist noch geheim. Eine zentrale Rolle spielt dabei ein Bauvorhaben der Unternehmensgruppe Camper, die neben dem Geschäft mit ihrer Schuhmarke verstärkt auch in andere Branche vordringt und bereits Hotels in Berlin und Barcelona betreibt. Camper hält die Mehrheit an dem Bauträger Doakid, der wiederum das weltbekannte niederländische Architekturbüro MVRDV für die Planung an der Plaça Gomila engagiert hat. Die Holländer, die auch an der Gestaltung der Camper-Shops beteiligt sind, kooperieren ihrerseits mit dem mallorquinischen Architekten Guillermo Reynés vom Architektenbüro GRAS.

Was genau da gebaut wird und ob zu den offenbar geplanten 29 Wohnungen und einigen Läden noch ein Hotel kommt - darüber will sich keiner der Beteiligten offiziell äußern. Die Präsentation sei erst für Dezember geplant, sagt GRAS-Chef Reynés auf MZ-Anfrage. Auch die Stadt hält sich bedeckt. „Derzeit haben wir ein Bauprojekt bewilligt. Einen weiteren Antrag haben wir vorliegen. Wir gehen davon aus, dass die Partner der Camper-Gruppe zwei weitere Anträge stellen werden", sagt Joan Riera, Baudezernent im Rathaus von Palma. Er gehe davon aus, dass das erste Projekt etwa zwei Jahre dauert, die anderen vier bis fünf Jahre. Das Rathaus arbeite zudem daran, die Anbindung der Plaza zum Paseo Marítimo zu verbessern.

Die Plaça Gomila hat schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Ende des 19. Jahrhunderts gehörte sie der Familie Gomila, die im Gebäude der heutigen Diskothek Tito's wohnte. Damit die Kinder einen Ort zum Spielen haben, stiftete Pau Gomila den Platz der Stadt. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das oberhalb der Plaza gelegene El Terreno zu einem internationalen Künstler-Quartier, später feierten hier auch gern die Soldaten der US-Navy. „Die Einkaufsstraße Jaume III. gab es noch nicht. Alle wichtigen Läden waren hier. Die Plaça Gomila war praktisch das Zentrum Mallorcas", sagt der 75-jährige Xavier Abraham, der 1994 hier den Friseursalon seines

Onkels um eine Buchhandlung erweiterte.

In den 60ern und 70ern reihte sich auf dem Platz eine Bar an die andere. „Alles war voll mit Tischen. Es war ein Spektakel. Wenn irgendein Prominenter auf der Insel war, sah man ihn in der ersten oder zweiten Nacht auf der Plaça Gomila. Egal ob es ein Mitglied der Beatles oder der spanische König war", sagt Abraham. In den späten 80er-Jahren begann sukzessive der Abstieg. „Die Szene zog weiter ins Lonja-Viertel. Zurück blieben nur noch Diskotheken, die ein trinkfreudiges junges Publikum anlockten. Investoren spekulierten mit den Gebäuden, ohne dort zu leben. Sie verfielen immer weiter."

So verkam die Plaça Gomila zu einem Treffpunkt für Trinkgelage. „Die Politik schaut nur zu. Keiner hat einen Plan", kritisiert Xavier Abraham. „Viele Anwohner sind deswegen geflohen. Ich halte die Stellung." Eine Gentrifizierung durch die neuen Bauprojekte befürchtet er nicht. „Wir können nicht gegen den Strom schwimmen. Die Sanierung war unvermeidlich." Die glorreichen Zeiten will er aber auch nicht zurück. „Das war einmal. Das Viertel soll einfach nur eine normale Wohngegend werden." Man arbeite an einer gesetzlichen Deckelung der Mieten, sagt indes Baudezernent Joan Riera.