Was macht die Pandemie mit den zuvor stetig steigenden Mietpreisen auf Mallorca? Die Auswirkungen von Corona sind auf jeden Fall deutlich zu spüren. Das verrät schon ein erster Blick auf die gängigen Portale im Internet wie etwa Idealista, Fotocasa oder Habitaclia. War es dort noch vor zwölf Monaten nahezu unmöglich, etwa in der Altstadt von Palma eine Wohnung für unter 900 Euro im Monat zu bekommen, ploppen nun reihenweise Angebote für 800 oder 700 Euro und gar darunter auf.

Diese Entwicklung bestätigt auch Natalia Bueno, die Präsidentin der balearischen Maklervereinigung API. Zwar könne man nicht davon sprechen, dass die Mieten flächendeckend um 50 Prozent eingebrochen seien, wie teilweise in der Altstadt zu beobachten. „Aber um 15 bis 20 Prozent sind die Preise im Durchschnitt zurückgegangen", sagt Bueno. Inzwischen sei es so, dass viele Wohnungen, die für 1.000 Euro und mehr angeboten würden, so gut wie keine Besichtigungstermine mehr an Land ziehen würden. „Ausnahmen sind weiterhin etwa Objekte in der Altstadt von Palma in Top-Zustand mit Garagenstellplatz." Dass es Wohnungen für rund 500 Euro im Monat bei den Angeboten gebe, sei vor einem Jahr noch völlig undenkbar gewesen.

Studie: Preisrückgang von 9,1 Prozent in Palma

Ähnliche Erfahrungen macht auch Beatus Zimmermann, der für die Langzeitvermietung bei Porta Mallorquina zuständig ist. „Wir beobachten im vergangenen Jahr einen Rückgang der Mietpreise um durchschnittlich 10 bis 15 Prozent, wobei dieser Rückgang bei Wohnungen und Apartments mit 20 bis 25 Prozent noch deutlich akzentuierter ist." Frei stehende Häuser und Fincas dagegen hätten kaum im Wert eingebüßt. Hier gebe es weiterhin eine stabile Nachfrage, gerade auch aus Deutschland, berichtet Zimmermann.

Palmas Stadtverwaltung hat unterdessen eine Studie in Auftrag gegeben, in der die Mietpreise untersucht werden. Laut der Studie, die sich auf die Daten von Fotocasa und Idealista gründet und die rund 3.000 Mietwohnungen in Palma analysiert hat, sind die Preise im vergangenen Jahr um 9,13 Prozent im Vergleich zu 2019 zurückgegangen. Baudezernentin Neus Truyol bezeichnete diesen Rückgang als „lächerlich gering", wenn man bedenke, dass in den vergangenen sechs Jahren die Mietpreise im Schnitt um 55 Prozent in die Höhe geschnellt seien und die Arbeitslosenquote um 43 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sei.

Dennoch kaum Chancen ohne festen Arbeitsvertrag

Die aktuellen Entwicklungen lassen sich also wie folgt auf den Punkt bringen: Die Nachfrage ist eingebrochen, das Angebot größer geworden, weil in der Krise einige der Insel den Rücken gekehrt haben. Dazu fehlten vergangenes Jahr die üblicherweise im Frühjahr ankommenden Saisonkräfte. Diejenigen, die schon auf der Insel sind, tun sich aber trotz sinkender Preise zunehmend schwer, eine Wohnung zu mieten. Viele würden von Vermietern abgewiesen, weil sie sich entweder in Kurzarbeit befänden oder momentan keinen Job hätten, berichtet Bueno. „Ohne festen Arbeitsvertrag ist es nahezu unmöglich, eine Wohnung zu mieten."

In den unterschiedlichen Vierteln von Palma sind die Preise zum Teil höchst ungleich gefallen. Die stärksten Rückgänge verzeichnen die bislang als teure Pflaster bekannten Gegenden der Balearen-Hauptstadt. So ist speziell das bei wohlhabenden Ausländern beliebte Gebiet um Portitxol und Molinar deutlich günstiger geworden. Laut der Statistiken von Idealista - die die im Internet veröffentlichten Preise als Grundlage haben, nicht die letztendlich aufgerufenen -, hat sich der Quadratmeterpreis in den beiden am Meer gelegenen Vierteln um 9,2 Prozent im Vergleich zu 2019 verringert. Um ganze 21,1 Prozent ist der Quadratmeterpreis im Vergleich zum Höchststand im November 2017 gefallen. Eine 100 Quadratmeter große Wohnung in Molinar kostete noch vor gut drei Jahren durchschnittlich 1.470 Euro Miete im Monat, inzwischen sind es noch 1.160 Euro.

Altstadt Palma wird ebenfalls günstiger

Spürbar ging es aber auch in La Vileta-Son Rapinya nach unten, und zwar um ganze 15,7 Prozent im Jahresvergleich auf nun 10,10 Euro pro Quadratmeter. In der Altstadt von Palma fiel der Preis innerhalb von nur einem Dreivierteljahr um rund 13 Prozent. Hier kostete der Quadratmeter im April 2020 noch 13,60 Euro - historischer Höchststand. Im Januar 2021 waren es noch 11,90 Euro. An der Playa de Palma ist der Quadratmeterpreis im Schnitt um 8,7 Prozent auf 11,20 Euro gefallen.

Gerade der Zweitwohnungsmarkt sei aufgrund der Reisebeschränkungen und Quarantäneregelungen in Deutschland beinahe zum Erliegen gekommen, berichtet Magda Pajor, Geschäftsführerin der Mietagentur Atlas Intereuro in Palma. „Wir können im Moment nur abwarten und auf Besserung hoffen." Von Deutschland aus kämen kaum Interessenten auf die Insel, und die Residenten, die bereits auf Mallorca lebten, hätten angesichts sinkender Preise kaum nach günstigeren Alternativen gesucht. „Davon war ich eigentlich ausgegangen, aber speziell die Deutschen fühlen sich meist da wohl, wo sie wohnen und fragen dann eher dort den Vermieter nach einem Rabatt. Und dann bleiben sie da wohnen."

Trendwende oder weiterer Preisverfall?

Wann und ob es zu einer Trendwende bei den fallenden Mietpreisen kommt, vermag keiner der befragten Experten zu sagen. „Alles hängt nun mal am Verlauf der Pandemie und dem Impftempo", sagt etwa Beatus Zimmermann von Porta Mallorquina. Er rechnet damit, dass sich die Preise auf dem jetzigen Niveau auch nach dem Ende der Pandemie stabilisieren. Magda Pajor geht davon aus, dass sich „Mallorca wieder erholt", sich aber wandeln und ein exklusiveres Publikum anziehen könne. Natalia Bueno geht erst einmal weiter von sinkenden Preisen aus.