Als Henriette Mayer (Name von der Redaktion geändert) zum ersten Mal mit ihrem Mann durch ihre künftige Heimat spazierte, traf sie beinahe der Schlag. „Autowracks, wo man nur hinsah. Wir haben auf wenigen Metern insgesamt zwölf teilweise völlig zerstörte Autos gezählt“, berichtet Mayer der MZ.

Die Landshuterin, ihr Mann sowie die gemeinsame 16-jährige Tochter werden in wenigen Wochen neue Bewohner des Viertels Nou Llevant im Südosten Palmas. Dem Stadtteil wird eine große Zukunft vorhergesagt. Mehrere, teils luxuriöse Wohnkomplexe sind bereits entstanden oder werden gerade rund um die Avinguda México gebaut, die Stadt will aus dem Viertel einen Technologiedistrikt machen. Doch zurzeit gleicht mancher Straßenzug eher einem Getto und hat so gar nichts von gediegenem Wohngebiet.

Mayer und ihr Mann sicherten sich vor drei Jahren eine Eigentumswohnung in einem der Wohnkomplexe. Damals standen noch nicht einmal die Grundmauern. Sie habe die Gegend aufgrund zahlreicher Mallorca-Besuche in der Vergangenheit zwar grob gekannt, sei nun aber bei genauerem Hinsehen erschrocken darüber, wie es dort aussehe, sagt die Frau. Die Familie aus Niederbayern hatte zunächst eigentlich geplant, die 80-Quadratmeter-Wohnung, die rund eine halbe Million Euro kostete, als Ferienwohnung zu nutzen. In den vergangenen Monaten sei dann aber der Wunsch gereift, ganz nach Mallorca zu ziehen und das Haus in Landshut zu verkaufen. Für das Paar ist der Schritt des Auswanderns aus beruflicher Hinsicht kein Problem: Beide arbeiten ausschließlich im Homeoffice.

Und eigentlich hätten sie ihre neue Wohnung auch schon bezogen, denn fertig ist das Gebäude inzwischen. „Aber wir warten noch auf die Wohnbarkeitsbescheinigung, die steht noch aus“, berichtet Henriette Mayer. Im September sollte die eigentlich kommen. Bis die Bescheinigung ausgestellt wird, ist die Familie in Santa Ponça in einer Ferienwohnung untergebracht. Den Umzug nach Mallorca haben sie aber bereits zum September über die Bühne gebracht. Schließlich musste die 16-jährige Tochter zu Schuljahresbeginn hier sein.

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Autowracks im Neubauviertel Nou Llevant in Palma de Mallorca.

Dass die Familie mit als die Ersten im Nou Llevant investierte, erklärt Mayer so: „Wir wollten auf jeden Fall in der Nähe von Portitxol und dem Meer sein. Zudem ist der Weg ins Zentrum von hier aus nicht weit. Man kann alles mit dem Fahrrad erreichen.“

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Die Landshuterin kann nicht nachvollziehen, wieso die Stadt Palma in Sachen Autowracks so gar nicht aktiv wird. Sie macht sich Sorgen, dass das Viertel gerade für ihre heranwachsende Tochter doch nicht das optimale Umfeld bietet. Es ist ja nicht so, dass die Ortspolizei Palma nicht hin und wieder gegen die zerstörten Autos zu Felde zieht. In regelmäßigen, obgleich großen Abständen schicken die Beamten einen Abschleppwagen durch die Straßen der Stadt, um Wracks mitzunehmen. Doch kaum ist wieder eine Ladung aufgeräumt, stehen die nächsten verlassenen Fahrzeuge da, die dann meist innerhalb weniger Tage ausgeschlachtet werden.

Henriette Mayer hofft nun auf den Faktor Zeit. „Irgendwann, wenn hier alle neuen Wohnblöcke stehen, wird das Viertel ganz anders aussehen“, sagt sie. Dass die Menschen in den teilweise sehr ärmlichen Häusern direkt dahinter in La Soledat vielleicht mit Neid auf ihre neuen Nachbarn blicken, kann Mayer verstehen. „Aber im Endeffekt profitieren ja die Anwohner auch von der Aufwertung“, sagt sie.