Wie steht es um den Immobilienmarkt auf Mallorca? Auf einer Tagung des Gran Empresa Business Club haben Branchenvertreter vergangene Woche in Palma die Lage analysiert und teils scharfe Kritik an der balearischen Linksregierung geübt. Deren Maßnahmen gegen die Wohnungsnot seien unzureichend oder gar kontraproduktiv, befand mehrere der Referenten. An der Veranstaltung nahmen keine Regierungsmitglieder teil.

Besonders das im Juni verabschiedete neue Wohnungsgesetz (Ley de Vivienda), das eigentlich zum Ziel hat, auch einkommensschwächeren Menschen einen einfacheren Zugang zu einer Wohnung zu ermöglichen, stieß auf viel Kritik. Luis Martin, der Präsident der Bauträger-Vereinigung auf den Balearen, Proinba, ist der Ansicht, dass das neue Gesetz "nicht mehr als eine Spiegelung eines europäischen Modells, das bereits bewiesen hat, dass es gescheitert ist".

Es gebe derzeit ganz andere Probleme, wie etwa die weltweiten Lieferengpässe, die auch Baumaterialien knapp werden lassen, sowie eine weitere Verteuerung des Baulandes. Diese Aspekte gehe die öffentliche Verwaltung nicht an.

Um öffentliche Raumplanung ging es im Vortrag von Jaime Martínez, Architekt sowie Präsident der konservativen Volkspartei PP in Palma. Probleme auf der Insel seien "die Überregulierung in der Städteplanung, die Rechtsunsicherheit und fehlende Koordination innerhalb der Verwaltung". Unter dieser Voraussetzung werde die Bauaktivität auf städtischem Grund gestoppt.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssten vereinfacht werden, die städtebauliche Planung der Rathäuser müsste verbessert werden und Anreize für Langzeitmiete geschaffen werden. In diesem Zusammenhang sei der neue Raumordnungsplan von Palma verfehlt, weil er die Ausweisung öffentlichen Baugrundes reduziere und damit das Angebot an Wohnraum weiter beschneide.

Hans Lenz, Geschäftsführer Engel & Völkers Mallorca Südwest und Präsident des Maklerverbandes ABINI, verteidigte das Recht von Ausländern, Immobilien auf Mallorca und den Nachbarinseln kaufen zu dürfen. Im Zuge der gelegentlich aufflackernden Debatte, ob die Transaktionen an Ausländer begrenzt werden sollen, gab Lenz zu bedenken, dass die Regierung aktuell "durch den Luxusmarkt mehr Steuern einnimmt als vor der Pandemie".

Die Zukunft des Immobilienmarktes auf Mallorca sieht Lenz positiv. Die Branche sei mit einem Rückgang von zwölf Prozent in der Pandemie vergleichsweise krisenfest gewesen. Dennoch sei es wichtig, sie zukunftsfähig aufzustellen. Speziell auf die veränderten Lebensbedingungen der Menschen müsse mehr Rücksicht genommen werden. Es brauche viel mehr kleinere Apartments. "Wenn die Hälfte der Menschen in Palma allein oder als Paar zusammenlebt, warum beträgt dann die Durchschnittsgröße der Neubauwohnungen 80 Quadratmeter?", fragte Lenz.

Der Architekt Carlos Martínez de Tejada appellierte zum Abschluss an öffentliche Verwaltung und Privatwirtschaft, beim Bau von Sozialwohnungen mehr zusammenzuarbeiten. "Die private Bauwirtschaft kann und sollte sich am Bau öffentlicher Sozialwohnungen beteiligten."