Die private Sicherheitsfirma Desokupa hat am Mittwoch (8.12.) damit begonnen, mehr als 100 Hausbesetzer einer leer stehenden Hotel- und Apartment-Anlage auf Mallorcas Nachbarinsel Ibiza zu vertreiben. Zumindest einige Bewohner sollen die Anlage geplündert haben. Dort sind jedoch auch Menschen untergekommen, die sich anderswo keine Wohnung leisten können. "Ich verdiene 420 Euro, wie soll ich davon eine Miete zahlen", fragte etwa eine Mutter von drei Kindern gegenüber dem Radiosender IB3.

Wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Ibiza" berichtet, handelt es sich um den Club Punta Arabí. Im Sommer hatte die Kette Azuline dort noch einen normalen Hotelbetrieb geführt. Die Anlage ist durch einen Hippie-Markt bekannt. Nach der Saison lief der Vertrag der Hotelkette aus, die das Gelände verließ. Es dauerte nicht lange, bis die Anlage besetzt wurde. Auf Ibiza herrscht große Wohnungsnot, Besetzungen leerstehender Immobilien sind weit verbreitet.

Von den 150 sogenannten "okupas" seien 40 Kriminelle, die alles von Wert aus der Anlage stehlen würden, sagt hingegen Daniel Esteve, Chef der auf die Räumungen besetzter Immobilien spezialisierten "Firma" Desokupa. Seine muskelbepackte Truppe sei vom neuen Mieter engagiert worden. Dessen Namen ist noch nicht bekannt.

Bereits am Montag (6.12.) habe Desokupa vier Wachmänner an den Eingang postiert, die jedoch von den Bewohnern attackiert worden seien. Dennoch habe man die Plünderungen gestoppt. Nun werde die Räumung fortgesetzt, so Esteve. Am Mittwochmorgen hat die Firma 20 Wachmänner an den Eingang gestellt, die alle passierenden Personen kontrollieren. Neben den Besetzern wohnen in der Anlage auch an die 20 Wohnungsbesitzer.

Einige der Bewohner sehen sich zu Unrecht kriminalisiert. Sandra Gutiérrez und Ana Rivero wohnen seit zwei Monaten im Club Punta Arabí und rechtfertigten sich gegenüber dem "Diario de Ibiza". "Die meisten Leute hier sind Familien mit Kindern oder ältere Menschen. Wir sind nicht gewalttätig. Ich muss mich vor den Augen meiner Tochter nicht als Kriminelle beschimpfen lassen."

Die Plünderungen hätten Leute begangen, die nicht auf der Anlage wohnen. "Sie haben uns gesagt, dass die Eigentümer ihnen Geld schulden. Uns ist klar, dass wir auf privaten Eigentum leben. Aber das Hotel war verlassen und wir halten es sauber und passen darauf auf." Ohne richterliche Verfügung wollen die Frauen das Gelände nicht verlassen. "Das ist unser Zuhause." /rp