Sie haben nur vereinzelt Immobilienbesitz auf Mallorca: Russische Oligarchen ziehen inzwischen andere Länder und Regionen Mallorca vor, speziell nach der Verhaftung des russischen Mafiabosses Gennadios Petrov 2008 in Peguera, der der Organisation Tambovskaya aus St. Petersburg zugeordnet wird. Auf der Insel sind die Russen seitdem vorrangig auf dem Meer präsent, die Megayacht "Tango" von Viktor Vekselberg ist nur ein Beispiel.

"60 Prozent der ausländischen Hausbesitzer auf Mallorca sind Deutsche, 10 Prozent sind Briten und 3 bis 4 Prozent sind Russen. Ich glaube nicht, dass aktuell die Zahl der Verkaufsgeschäfte mit Russen 1 Prozent erreicht. Vor Jahren war das Interesse groß, aber nach der Verhaftung Petrovs hat es sich deutlich abgeschwächt", erklärt Hans Lenz, Geschäftsführer von Engel & Völkers Mallorca Southwest und Präsident des nationalen und internationalen Immobilienverbandes der Balearen ABINI dem "Diario de Mallorca".

Ehemaliger Russen-Hotspot Sol de Mallorca

Die Kolonie russischer Superreicher auf der Insel hatte ihr Zentrum in der exklusiven Wohnsiedlung Sol de Mallorca südlich von Magaluf in der Gemeinde Calvià. Dort steht auch noch die riesige Villa von Petrov, die die Justiz nach seiner Verhaftung beschlagnahmte. Lenz glaubt nicht, dass die angedrohten Sanktionen gegen Russlands Großvermögen den Immobilienmarkt der Inseln destabilisieren werden, selbst wenn sie wirksam werden.

"Es gibt nur sehr wenige Menschen, die kaufen und verkaufen. Selbst wenn sie aus Angst vor dem, was passieren könnte, alle ihre Immobilien gleichzeitig verkaufen würden, wäre dies kaum zu bemerken. Was sich negativ auf den Sektor auswirkt, sind die Botschaften, die über die Begrenzung des Erwerbs von Immobilien durch Ausländer verbreitet werden", betont er und nimmt damit Bezug auf eine Eingabe der Partei Més per Menorca im Balearen-Parlament, die eine solche Begrenzung prüfen lassen will. Dazu wird derzeit eine Arbeitsgruppe gegründet.

Unklar, wie viele Immobilien in russischer Hand sind

Die Zahlen des Eigentumsregisters auf den Balearen bestätigen, dass es bis vor einem Jahrzehnt ein erhebliches Volumen an Kauf- und Verkaufstransaktionen gab, die durch den Anstieg der Rohstoffpreise in ihrem Land begünstigt wurden, aber dieser Boom ist vorbei. Deshalb habe die derzeitige Lage kaum Folgen für den Markt auf den Inseln.

Auf den Inseln sind etwas mehr als 2.000 Russen offiziell registriert. Unklar ist, wie viele Immobilien sie besitzen. In jedem Fall haben nur wenige von ihnen Zugang zum obersten Luxussegment. "In Spanien machen Russen zwei Prozent der ausländischen Immobilieneigentümer aus, auf den Balearen wahrscheinlich weniger", sagt Natalia Bueno, Präsidentin des Verbands der mallorquinischen Immobilienmakler und setzt damit die Schätzung von Hans Lenz noch einmal herunter. "Sie interessieren sich mehr für die Vermietung als für den Kauf von Ferienimmobilien. Hier bevorzugen sie vor allem die Regionen um Calvià und Andratx."

Zwei Beispiele

Der Tycoon Alexander Romanov kaufte das Hotel Mar y Pins in Peguera, das nur wenige Meter vom Meer entfernt liegt, im Jahr 2010 für rund sechs Millionen Euro. Nachdem er eine millionenschwere Renovierung abgeschlossen hatte, wurde Romanov 2013 von der Guardia Civil verhaftet und als Mafiaboss beschuldigt. Er musste daraufhin die Immobilie loswerden, die in die Hände eines österreichischen Geschäftsmannes überging. Der Eigentümer hat eine Verlängerung der Genehmigung aus dem Jahr 2013 beantragt, um die Renovierung fortzusetzen.

Die Villa von Gennadios Petrov in Sol de Mallorca vor der Renovierung 2018. Juan Luis Iglesias

Gennadios Petrov, Chef der russischen Mafia, wurde 2008 auf Mallorca im Rahmen einer Operation unter der Leitung des damaligen Richters der Audiencia Nacional, Baltasar Garzón, festgenommen. Das obige Bild aus dem Jahr 2018 zeigt den Zustand des verlassenen Anwesens ein Jahrzehnt nach dem Sturz des russischen Mafiabosses. Unten: die Villa heute nach der Renovierung durch den neuen Besitzer.

Die Villa von Gennadios Petrov nach der Renovierung. Juan Luis Iglesias

Behindertenstiftung gibt Villa wieder zurück

Eigentlich war geplant, aus der Villa ein Zentrum für Behinderte für die Stiftung Amadip-Esment zu machen. Die Justiz überließ das Gebäude den Verantwortlichen von Amadip-Esment. Nun, acht Jahre später - das Projekt ist noch immer nicht Wirklichkeit geworden -, ist der Plan gescheitert. Amadip-Esment gibt die Villa in die Hände der Gesellschaft Inmobiliaria Balear 2001 S.L., die mit Petrovs eigener Familie verbunden ist.

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"Die hohen laufenden Kosten für das Haus und andere Faktoren machten das Projekt unrentabel. Es war ein sehr langes und komplexes juristisches Verfahren, erschwert durch die Pandemie, aber jetzt müssen nur noch wenige Details für die Rückgabe geklärt werden", heißt es von Seiten von Amadip-Esment.

Das Haus ist seit Jahren geschlossen. Die Hauptfassade des Anwesens ist von Büschen überwuchert, und der pompöse Haupteingang wird von Unkraut und zerbrochenen Fliesen dominiert. Das Schicksal der Immobilie, die in einer der teuersten Straßen Spaniens liegt, ist unbekannt. Petrov soll in Russland ansässig sein, während Inmobiliaria Balear 2001 S.L. über Erfahrung im Bau von Luxusimmobilien auf Mallorca verfügt. /jk