Am Hafenort Port d’Andratx scheiden sich die Geister. Für die einen steht der Ort vor allem für elegante Luxus-Immobilien, für die anderen ist er ein abschreckendes Beispiel für ungezügelte Bautätigkeit. Und so ist es kein Wunder, dass ein neues Bauprojekt oberhalb des Hafens für Aufsehen sorgt. 24 Wohneinheiten entstehen momentan am Hang gegenüber der Meerespromenade des Ortes: Es ist das sogenannte Amber Village des mallorquinischen Architekturbüros Esteva&Esteva.

Die luxuriösen und geräumigen Häuser verfügen über eine Wohnfläche von mindestens 180 Quadratmeter sowie über mindestens drei Schlafzimmer. Garten, Terrasse und ein kleiner Pool gehören zur Standardausstattung. Das Ganze hat seinen Preis: Auf der Website des Immobilienunternehmens Engel & Völkers, das die Anlage vermarktet, beginnen die Preise bei 1,95 Millionen Euro pro Einheit.

So sollen die 24 Häuser am Ende aussehen: Modell des fertigen Amber Village. ENGEL&VÖLKERS

Bauland ist Bauland

Der Blick von dort oben auf den Hafen ist spektakulär, doch was der Landschaft hier angetan wird, schmerzt den Bürgermeister von Andratx, Antoni Mir. „Ja, es ist ein Jammer“, sagt der Sozialist der MZ. Eine Handhabe dagegen hat er nicht: „Die Lizenz für das Projekt wurde in der vorherigen Legislaturperiode vergeben, und das Amber Village verstößt nicht gegen Bauvorschriften.“ Es handle sich nun einmal um Bauland.

Die Erdbewegungen sind enorm, das Grundstück ist extrem steil. Hans Lenz, Geschäftsführer bei Engel & Völkers Mallorca Southwest, versucht dennoch, ein wenig die Dramatik aus dem Thema Amber Village zu nehmen: „Es ist ein vertikales Grundstück, das sieht in diesem Baustadium erst einmal nach einem starkem Eingriff in die Landschaft aus, allerdings wird sich das Projekt, wenn es fertig ist, gut in die Umgebung integrieren.“ Es sei ein nicht einfach zu bebauendes Grundstück, das lange am Markt gewesen sei.

Schließlich wurde es nun aber doch noch verkauft, auch weil es in Port d’Andratx kaum noch freies Bauland gebe. „Für eine Anlage dieser Größenordnung war es das letzte Grundstück oberhalb des Hafens“, sagt Hans Lenz. Und die Nachfrage nach teuren Immobilien im Südwesten der Insel ist ungebrochen hoch.

Auch der deutsche Investor Kriton Immobilien GmbH aus München erhofft sich ein einträgliches Geschäft. Das Unternehmen ist eigentlich auf Investitionen in Geschäftsimmobilien spezialisiert, bekam das Projekt allerdings vor einigen Jahren ans Herz gelegt und griff zu, wie Alfried Lewandowski, Managing Partner bei Kriton, der MZ berichtet.

„Wir haben bereits mehrere Projekte in Palma umgesetzt und waren von dem Grundstück in Port d’Andratx angetan.“ Dann habe man allerdings „bitter erfahren müssen“, dass das Thema Baugenehmigung in Andratx Geduld erfordert. 24 Monate habe es bis zur Lizenz gedauert, an der das Rathaus keinen Buchstaben geändert habe, sagt Lewandowski, der den Architekten verteidigt. „Wenn man sich die Arbeiten von Tomeu Esteva anschaut, sieht man deutlich, dass er sich sehr darum bemüht, seine Häuser harmonisch in die Umgebung einzugliedern.“

Hoffnung Raumordnungsplan

Anderer Meinung ist da Antoni Mir. Um Eingriffe wie im Fall von Amber Village in die Landschaft zu verhindern, müsste endlich der Plan Territorial, der neue Raumordnungsplan des Inselrats, verabschiedet werden. Damit sei ein derartiges Projekt nicht mehr möglich. Derzeit, so Mir, sei es noch erlaubt, bei einem Grundstück 100 Prozent der Fläche zunächst auszuheben, um dann maximal 40 Prozent zu bebauen und 60 Prozent als Grünflächen oder Terrassen anzulegen.

Mit den geplanten Änderungen werde es in Zukunft dann nur noch möglich sein, 40 Prozent des Grundstücks zu bebauen. Von den restlichen 60 Prozent darf maximal die Hälfte als Garten angelegt werden, die andere Hälfte muss natürlich belassen werden, sie darf also dann auch nicht mehr ausgehoben werden. Mir hofft, dass diese Änderung möglichst bald in Kraft tritt.

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Eine weitere Handhabe könnten auch die neuen Bauvorschriften für die Gemeinde Andratx sein. Nach Jahren der Debatte sind sie immer noch nicht verabschiedet. Das sei aber nun bald der Fall, sagt Mir. Es werde schon viel zu lange daran gebastelt. „Dann ist Schluss mit solchen Großprojekten“, sagt er. Für die es nach wie vor genügend Interessenten gibt, wie auch beim Amber Village. Hans Lenz sagt: „Die Häuser werden erst in einem Jahr vollendet sein, aber schon heute sind von den 24 Wohneinheiten 20 verkauft.“