Wenn man sich breitbeinig hinstellt und beide Arme zur Seite streckt, dann kann man fast die Wände berühren. 2,5 Meter breit ist der Bungalow und 13 Meter lang. Eine gute Größe für einen Schweizer Sennenhund, schoss es Gerd Müllers durch den Kopf, als er ihn zum ersten Mal sah. Der 81-Jährige hat seinen Humor wiedergefunden. Gut so. Letztlich kann er froh sein, dass er auf dem vollkommen überteuerten – und abgegrasten – Mietmarkt in Cala Ratjada überhaupt eine Bleibe gefunden hat. Auch wenn er nun für 35 Quadratmeter genauso viel zahlt wie zuvor für 90.

MZ-Leser werden sich erinnern: Schon Ende Dezember hatte die Autorin den Rentner besucht, damals noch in der Parterrewohnung in einem 36-Parteien-Haus in Cala Ratjada. Er wohnte dort seit zehn Jahren für gut 500 Euro inklusive Nebenkosten zur Miete. Die Sorge stand ihm zu diesem Zeitpunkt ins Gesicht geschrieben. Bis April könne er noch bleiben, dann müsse er aus der Wohnung raus, hatte es damals geheißen. Sein Vermieter hatte unvermittelt Eigenbedarf angekündigt. Für Müllers war es in dem Moment wie ein „Stoß in die Brust“. Nicht nur, weil er darauf vertraut hatte, in der Bleibe bis zu seinem Tod wohnen zu können, sondern auch weil die Mietpreise im Ort seine geringe Rente maßlos übersteigen.

Der Artikel sorgte für viel Anteilnahme in der deutschen Insel-Community, einige Leser wandten sich direkt an Gerd Müllers, um ihm ihre Hilfe anzubieten. „Eine Frau bot mir an, dass ich günstig mit in ihrer Finca in Port d’Andratx wohnen könne, aber das wäre abseits gewesen und noch dazu am anderen Ende der Insel“, so der Rentner, der seit Jahren nicht mehr selbst Auto fährt. Dann war da noch die Immobilienmaklerin, die angab, ihm provisionsfrei helfen zu wollen. „Aber sie verstand nicht, dass ich keine Treppen steigen kann und eine Erdgeschosswohnung brauche. Nach dem ersten Telefonat war sie nicht mehr erreichbar“, erzählt Müllers.

Tatsächlich als hilfreich erweisen können hätte sich das Angebot der gemeinnützigen Organisation Hope Mallorca. Gleich mehrmals war Müllers nach dem MZ-Artikel mit Gründerin Heimke Mansfeld und ihren Mitstreitern in Kontakt. „Sie boten mir an, die Differenz der Miete zu zahlen, wenn ich eine geeignete Wohnung fände, die zu teuer ist“, berichtet Müllers. Doch das kam für ihn nicht infrage.

Niemandem auf der Tasche liegen

Aus Stolz, könnte man sagen. „Aus Anstand“, findet Gerd Müllers selbst. Auch wenn das Angebot natürlich sehr nett gemeint gewesen sei. „Aber damit hätte ich nicht leben können, dass ich ständig unterstützt werde. Ich lag nie jemandem auf der Tasche, und das soll auch so bleiben“, so der Rentner.

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Und so saß er das Problem erst einmal aus. „Obwohl, wenn ich ehrlich bin, hat es schon an mir genagt. Ich wurde mit jeder Woche, die verstrich, nervöser. Das zerfrisst einen“, sagt er. Zumal der Markt keinerlei Immobilien hergegeben habe, die seiner Rente von knapp 900 Euro entsprechen. Bis zum 10. Februar. Da rief ihn unvermittelt seine ehemalige Lebensgefährtin an, die bis dato „Gott und die Welt“ in Aufruhr versetzt hatte, um Müllers zu helfen. „Sie sagte, ihre mallorquinische Freundin Marga habe etwas gefunden, sie würde mich in ein paar Minuten abholen und hinbringen.“

Nur wenige Hundert Meter von seiner alten Wohnung entfernt liegt der Bungalow, für den Müllers trotz des ersten Schocks wegen der Größe direkt zusagte. Durch eine lange Einfahrt gelangt man zu dem von der Straße aus nicht einsichtigen Grundstück, das einst eine Ferienanlage war. Insgesamt vier Wohnhäuser stehen darauf, in das kleinste zog Müllers direkt zum 1. März ein. Von zwei Drittel seiner Habseligkeiten musste er sich trennen – sie hätten nicht ins Haus gepasst. Manchmal sei es etwas einsam auf dem Gelände, sagt Müllers, der dennoch Optimist bleibt. „Für meinen Hund Tommy ist es ideal. Und ich fühle mich auch wohl.“ Man habe ihm versichert, er könne bis zu seinem Tod hierbleiben. „Und ich kann es mir selbst leisten.“ Mehr sei in Cala Ratjada eben einfach nicht drin.