Der regelrechte Nachfrage-Boom von Ausländern nach Luxus-Immobilien auf Mallorca ist erstmals in den vergangenen Jahren spürbar zurückgegangen. Laut einer Marktanalyse des Immobilienverbands ABINI war das Interesse ausländischer Käufer im zweiten Quartal 2022 rund 30 Prozent geringer als im selben Zeitraum im Jahr 2021. Im Juni sei die Nachfrage sogar um 50 Prozent zurückgegangen. Gründe dafür sind laut ABINI-Vorsitzendem Hans Lenz die mit der Energiekrise einhergehenden Unsicherheiten sowie die geringere Anzahl verfügbarer Immobilien auf der Insel in Zusammenhang mit den teils "exzessiven" Verkaufspreisen, vor allem in Gemeinden wie Andratx und Calvià.

Im Jahr 2021 hatten die Balearen einen neuen Rekord aufgestellt, was der Verkaufswert von Wohnraum angeht. Insgesamt wurden Kaufverträge in einer Höhe von 6,6 Milliarden Euro auf den Inseln abgeschlossen, ein großer Teil des Geldes stammte von ausländischen Käufern, die rund 40 Prozent der Kunden ausmachten. Im ersten Quartal 2022 sei diese Tendenz weiterhin zu beobachten gewesen, so Hans Lenz. Nach Ostern habe es dann jedoch eine Kehrtwende gegeben.

Kühler Kopf statt Fieber

"Das Fieber, ein Haus auf Mallorca zu besitzen, ist etwas abgeflaut, jetzt überdenken die Leute ihre Kaufentscheidung viel mehr", resümiert Lenz. Zudem sei die hohe Nachfrage, die sich während der Corona-Pandemie bei vielen ausländischen Kunden angestaut habe, zunächst einmal befriedigt worden. Die Verkäufe seien allerdings trotzdem kaum zurückgegangen. Es sei vielmehr die Nachfrage, die nicht mehr so stark sei wie zuvor. Bei den Transaktionen rechnet Lenz mit einem ähnlich guten Jahr wie 2021.

Die geringere Nachfrage habe auch damit zu tun, dass der Markt deutlich abgegraster sei als noch Anfang 2021. Innerhalb eines Jahres sei das Angebot um 25 Prozent zurückgegangen, in einigen Gegenden sogar um rund 60 Prozent in zwei Jahren. Auch die Lizenzen für neue Projekte hätten zuletzt deutlich abgenommen. 40 Prozent weniger Genehmigungen habe es bei Mehrfamilienhäusern gegeben und 25 Prozent weniger bei Einfamilienhäusern, verglichen mit dem ersten Halbjahr 2021.

Lenz rechnet ab Herbst wieder mit mehr Nachfrage

"Wer dachte, dass es unendlich Kunden gibt, hat sich geirrt", so Hanz Lenz weiter und spricht von einem zu exzessiven Optimismus seitens einiger Hausbesitzer. So mancher verkaufswilliger Eigentümer müsse seine Erwartungen nun an diese neue Realität anpassen, um das Haus an den Mann oder die Frau zu bringen. Die relative Flaute auf der Nachfrageseite werde laut Lenz allerdings bereits im Herbst voraussichtlich ein Ende haben. "Angesichts des Flugchaos und der Inflation sowie der Hitzewellen in der jüngsten Vergangenheit hat die Lust, eine Immobilie zu kaufen, abgenommen. Ab September oder Oktober wird sich das wieder umkehren."

Die große Nachfrage von Ausländern nach Immobilien auf Mallorca hatte in den vergangenen Monaten auch politisch hohe Wellen geschlagen. Die Linksparteien Podemos und Més auf Mallorca hatten gefordert, den Immobilienverkauf an Ausländer zu beschränken. Der jüngste Vorstoß wurde jedoch Mitte Juli von der sozialistischen PSOE sowie den konservativen Opositionsparteien im Inselrat abgeschmettert. /somo