Seit Jahren will die balearische Landesregierung Sozialwohnungen auf dem Gelände der alten Kaserne Son Busquets in Palma de Mallorca errichten. Und seit Jahren legen rechtliche Hindernisse dem Vorhaben Steine in den Weg. Ende September hat der balearische Wohnungsminister Josep Marí bei einem Treffen in Madrid endlich erwirkt, dass das Areal zwischen der Carretera Valldemossa und der Carretera Sóller im Norden von Palma tatsächlich städtebaulich weiterentwickelt werden darf. Das spanische Militär hatte die Kaserne in den 50er-Jahren errichten lassen. Auf dem Gelände waren über Jahrzehnte an die 1.000 Artilleriesoldaten untergebracht. Die Räumung erfolgte 2001.

Das Areal von Son Busquets ist insgesamt 110.000 Quadratmeter groß und liegt zwischen den Ausfallstraßen nach Sóller und Valldemossa. | FOTO: DM

Auch wenn noch nicht klar ist, wann die ersten Bewohner in die neue Siedlung einziehen können, klingt die zuständige Stadträtin von Palma, Neus Truyol, im Gespräch mit der MZ erleichtert, dass das Tauziehen endlich beendet ist. Nach Jahren der Ungewissheit kann ein neuer Stadtteil mit bezahlbarem Wohnraum entstehen – eines der drängendsten Probleme derzeit auf der Insel, das sich mit der Inflation weiter zuspitzt. „Wir haben ganz klare Kriterien für Son Busquets: Mindestens 800 neue Wohnungen sollen gebaut werden, die sich auch Menschen mit geringem Einkommen leisten können“, sagt die Politikerin der Linkspartei Més.

Wohl mehr als 830 Wohnungen

Wie viele Wohnungen es im Endeffekt werden, steht noch nicht fest. Das richte sich danach, wie groß die Apartments werden. Geplant worden war zunächst im Rathaus mit rund 830 Wohnungen zu jeweils 100 Quadratmetern. „Aber 60 Prozent der Menschen in Palma leben inzwischen allein oder nur mit einer weiteren Person zusammen, da rechnen wir damit, dass wir auch zahlreiche kleinere Wohnungen benötigen“, sagt Truyol. Dementsprechend mehr Apartments könnten also entstehen.

15 Prozent der Wohnungen werden vom Rathaus Palma als Sozialwohnungen an Menschen ohne oder mit einem nur sehr niedrigen Einkommen vermietet. Die anderen Apartments sind ebenfalls als Sozialwohnungen kategorisiert und werden an Menschen mit Einkommen vermietet, allerdings zu einem günstigeren Preis als auf dem freien Markt.

Und nicht nur Platz für neuen Wohnraum soll es auf dem 110.000 Quadratmeter großen ehemaligen Kasernen-Areal geben. Konkret sieht die neue Vereinbarung zwischen der Landesregierung und der Zentralregierung in Madrid vor, dass sich auch kleine Läden, Handwerksbetriebe oder Coworking-Büros ansiedeln können. Zusätzlich werde es, so Truyol, alle Annehmlichkeiten geben, die ein Stadtteil bieten kann: angefangen bei einem Kindergarten und einer Schule über ein Gesundheitszentrum bis hin zu kulturellen Einrichtungen. „Wir wollen, dass die Menschen in Son Busquets alles vor Ort finden“, sagt Truyol.

Architektur soll erhalten bleiben

21.000 Quadratmeter sollen für diese öffentliche Infrastruktur zur Verfügung stehen, worin auch Grünflächen mit eingerechnet sind. Damit passt der künftige Stadtteil in die Philosophie des neuen Generalplans für Palma. Der sieht vor, dass der Autoverkehr in der Stadt zurückgedrängt werden soll zugunsten von mehr Flächen für Fußgänger, Radfahrer und Grünanlagen – und somit auch mehr Lebensqualität. Die Idee der sogenannten superislas spielt dabei eine wichtige Rolle. Gemeint sind damit Wohnquartiere, die nicht durch Straßen zerschnitten werden, sondern mehrere Blocks vereinen.

Bei den Bauvorhaben soll – wie von Denkmalschützern gefordert – darauf geachtet werden, die Architektur der bestehenden Gebäude so gut wie möglich zu respektieren. Um herauszufinden, wie viele und welche Gebäude genau erhalten werden können, bedarf es nun eines „Plan Especial de Reforma Interior“ (PERI), also eines Plans zur Wiederherstellung des Geländes und der Gebäude. Diesen wird die Stadt Palma federführend mit anderen Institutionen ausarbeiten.

Ab dann soll Son Busquets wieder aufgebaut werden oder die bestehenden Gebäude nach Möglichkeit saniert und wiederverwendet werden, wie Neus Truyol erklärt: „Unser Ziel ist, möglichst viele der Gebäude zu erhalten und teils in öffentliche Infrastruktur, wie etwa Gesundheitszentren oder Kindergärten oder auch in Wohnungen umzubauen.“ Ob und in welchem Umfang das funktionieren kann, könne man allerdings erst sagen, wenn man die Bausubstanz der Häuser genauer untersucht habe, sagt die Stadträtin.

Das Projekt wird sich so noch ein wenig hinziehen, das steht fest. „Im nächsten Jahr werden wir dort noch keine Wohnungen sehen“, nimmt Truyol vorweg. Die Finanzierung fällt komplett in die Zuständigkeit der spanischen Zentralregierung.