Sie sieht aus wie eine Figur aus einem Kinofilm: Wirtin Apolonia Bauzá aus Petra. Und ihre Geschichte ist ja auch aus dem Stoff, aus dem die Streifen sind … Die 59-Jährige mit der weißen Haube, der Spitzenschürze und dem gutmütigen Gesicht lächelt, wenn sie ihre Story erzählt. Wenn sie berichtet, wie sie zu ihrem Restaurant gekommen ist, das seit Jahrzehnten den Namen Ca sa Viuda trägt: das Haus der Witwe. Bauzá nämlich hatte jahrelang die früheren Besitzerinnen, zwei unverheiratete Schwestern, mit großer Hingabe gepflegt - und wurde dafür ganz normal bezahlt.

Nun hatten die Junggesellinnen aber weder Kinder noch andere Angehörige, und als sie 88- und 94-jährig starben, vermachten sie Bauzá das 140 Jahre alte Haus inmitten des Dorfes. „Das war natürlich eine Überraschung - und die Gelegenheit, ein eigenes Lokal aufzumachen“, erzählt die gelernte Köchin im Rückblick. „Ich wusste, dass die beiden zufrieden mit mir waren. Aber so zufrieden!?“ Seit sieben Jahren führt sie nun das Restaurant gemeinsam mit ihrer Tochter Francisca Maria (27).

Das Ca sa Viuda ist ein Dorfwirtshaus, wie es ursprünglicher nicht sein könnte. Ein großer Raum, gelb getüncht, zwei kleine Nebenräume, alte Kachel- und Kieselböden, einfache Holztische und -stühle - und eine Theke, an der der alte Nachbar zwischendurch schnell mal ein Schnäpschen trinkt. Im Winter wärmt man sich auf einer hölzernen Bank gleich links am Eingang, auf der eine Kaninchenfelldecke im Patchwork-Stil liegt …

Die Gerichte sind mallorquinisch, gekocht nach alten Hausrezepten der Familie: frito mallorquin vom Lamm (5,50 Euro), Ente aus dem Ofen (10,50 Euro), gefüllte Auberginen (8 Euro), gegrillte Sepia (8,50 Euro) oder eine ebenso zubereitete Dorade (10 Euro). Fleischliebhaber sollten die üppige Grillplatte kosten, die mit Wachtel, Lammkotelett, Schweinerippchen, Hühnchenbrust und der mallorquinischen Blutwurst Butifarrón (14 Euro) belegt ist. Und die Schweinsfüße (caminantes) mit einer Tomaten-Mandel-Sauce und Tintenfisch mit Zwiebeln (beide 5,50 Euro) gehören zu den Spezialitäten des Hauses, auch wenn sie nicht auf der Karte stehen.

Wer ein Menü möchte, kann mittags wie abends zwischen drei Varianten wählen: für 20, 22 und 24 Euro. Wer dann noch Platz im Magen hat, sucht sich Zitronen- oder Kokos-Pudding oder Ensaimada mit Schoko- und Sahnefüllung aus. Alle Desserts sind hausgemacht, alle kosten 2 Euro. Der Wein hat Preise fast wie in alten Zeiten. „Unser Hauswein aus der Bodega Crestatx in Sa Pobla kostet 6,65 Euro pro Flasche“, sagt die Chefin. Und das Glas wird für 1,50 Euro serviert.

In diesem Haus gibt es keinen Ruhetag, die „Witwe“ hat immer auf. „Das Restaurant ist unser Zuhause“, sagt Bauzá, die im ersten Stock des Hauses wohnt. Morgens um 9 Uhr wird geöffnet. Dann kommen die ersten zum Café und Pa amb Oli oder verdrücken gleich ein herzhaftes frito. Croissants sucht man hier vergeblich.

Ca sa Viuda, C/. Pou, 37, Petra. Telefon: 971-83 01 00.

Geöffnet: Täglich von 9 Uhr morgens bis nachts, wenn der letzte Gast gegangen ist.

Kein Ruhetag.

Alle angegebenen Preise plus 7 Prozent Mehrwertsteuer.