Bei ihm gibt es keine Speisekarte. Bei ihm gibt es ein Menü. Und zwar eines mit sechs Gängen für 25 Euro, mittags wie abends. Eine ganz Woche lang, dann wird gewechselt, jeweils am Mittwoch. Das Ganze ist von so hoher Qualität, dass es Santi Taura aus dem kleinen Lloseta berühmt gemacht hat - auf der Insel und ein bisschen auch in Deutschland, wo der „Feinschmecker“ über ihn berichtet hat. Denn was der Mallorquiner auf die Teller zaubert, ist ganz große Küche zum kleinen Preis. Marktfrisch, kreativ, anders. Allein: Wer bei ihm essen will, muss sich in Geduld fassen - oder Glück haben. Denn das „Santi Taura“ ist oft Wochen im Voraus ausgebucht. Es gibt sogar Leute, die gleich Anfang des Jahres „ihren“ Tisch für die kommenden 52 Wochen reservieren, weil sie sich schlichtweg kein einziges von Tauras Menüs entgehen lassen wollen. Nur wenn jemand absagt, hat man die Chance, auch spontan in dem rund 80 Jahre alten Dorfhaus Platz zu nehmen.

Was macht dieser Mann anders als andere? „Meine Küche ist einfach zu verstehen, ohne Schäumchen und Gelees, nicht überkandidelt, aber immer mit dem gewissen Etwas“, sagt der 31-Jährige. Beispiel Melone. Sie wird nicht klassisch mit Schinken, sondern mit Gambas oder Langostinos serviert. Beispiel Vinaigrette. Die Salatsauce wird im Hause Taura aus Orangensaft, Ketchup und Brandy gemixt.

Wie ein großer Junge sieht er aus, wenn er sein Konzept erläutert. Was eigentlich gar kein Konzept ist, sondern die Idee, eine korrekte Leistung zu bieten, die die Leute nicht übervorteilt. „Ich bin sicher nicht der beste Koch der Insel“, urteilt Taura über sich selbst, „da gibt es 100 bessere. Aber das Preis-Leistung-Verhältnis hier ist einmalig.“ Dazu gehört ein „vernünftig eingedeckter Tisch samt Tischdecke, schönem Geschirr und ebensolchen Gläsern“. Und dazu gehören Weine zu vergleichweise günstigen Preisen. Ein AN 2004 aus dem Hause Ànima Negra etwa findet sich auf der Rechnung mit 34 Euro wieder. In einem großen Kaufhaus auf Mallorca mit gut sortierter Weinabteilung zahlt man für genau diesen Tropfen bereits 37 Euro.

Es ist sein Bruder Tomeu, der als Herr der Weine im Einsatz ist, er sucht sie aus, bietet immer wieder Neues. Das wird er auch in Zukunft tun, obwohl er im September eine eigene Vinoteca eröffnen wird. Sie befindet sich nur ein paar Häuser weiter in der gleichen Straße.

Doch das Essen bleibt die Hauptsache. Rund 200 Rezepte hat Santi Taura im Kopf. Sechs Gänge für 25 Euro, rechnet sich das? „Ja“, sagt der Mann aus Lloseta, „wenn man es so macht wie ich.“ Und das bedeutet: An Fleisch und Fisch lässt er nur sich selber ran. Er säubert es, er schneidet es so zu, dass jedes Stück optimal verwertet wird. Und weil sein Lokal stets ausgebucht ist, kauft er haargenau die Mengen, die er benötigt. So einfach kann es sein: „Wenn ich zehn Kilo bestelle, verkaufe ich zehn Kilo.“ Da gibt es keinen Verlust - und alles ist immer knackfrisch.

Und natürlich ist sein Erfolg auch in seinem unermüdlichen Einsatz begründet. Es gibt Tage, die dauern für ihn von 8 Uhr morgens bis 3 Uhr nachts … Wie er da nebenbei noch Zeit zum Malen findet, ist sein Geheimnis. Jedenfalls hängen an den Wänden im Santi Taura seine eigenen Bilder. Und schauen Sie mal auf die Visitenkarten dieses Dorflokals: Auch dort sind seine Entwürfe zu finden. Er nutzt sie quasi als Fläche für wechselnde Ausstellungen. Jeweils 2.000 tarjetas haben stets das gleiche Motiv, dann folgt ein neues …

Restaurant Santi Taura, C/. Guillem Santandreu, 38, Lloseta.

Telefon: 971-51 46 22.

Öffnungszeiten: 13.30 bis circa 15.30 Uhr, 20.30 Uhr bis circa 22.30 Uhr.

Im Juli ist Sonntag, Montagmittag und Dienstag geschlossen.

Betriebsferien: August.

Wer bei Santi Taura zu Hause in den Topf kochen will, kann von Januar bis April an seinen Kochkursen teilnehmen (maximal acht Personen, jeweils zwei Montagabende, 50 Euro).