Man kennt das von Gastronomen: Ein Prominenter kommt zum Essen, und hinterher wird ein Bild gemacht, auf dem der Prominente und der Wirt etwas steif in die Kamera lächeln. Solche Fotos kommen dann an die Wand. Die Botschaft lautet: Wenn der oder die hier essen, wird es ja wohl ein sehr gutes Lokal sein.

Wer durch die Räume des Restaurants Casa Fernando in Coll d‘en Rabassa spaziert, muss von daher vermuten, in dem Top-Restaurant schlechthin gelandet zu sein. Mehr als 500 Bilder hat der Besitzer Fer­nando de Arriba Hernández an die Wände genagelt. Fernando mit dem König, Fernando mit Letizia und Felipe, Fernando mit Michael Douglas, mit Julio Iglesias, mit Altkanzler Schröder, mit Stierkämpfern, Schauspielern, Sängern und so fort.

Und wie hat er das hingekriegt, dass Prominente meinen, zu einem Inselbesuch gehöre auch ein Fer­nando-Besuch? Die Antwort liegt in einer Glasvitrine gleich links neben dem Eingang. Dort liegen Fische und anderes Meeresgetier so, als habe ein Fischer gerade dort sein Netz geleert. Ein bisschen gleicht der Anblick einem stark besiedelten Aquarium, nur ohne Wasser. Dort an der Vitrine suchen die Gäste sich aus, was sie gerne essen möchten. Dann wird die Ware auf‘s heiße Blech geworfen, was auf Spanisch a la plancha heißt, und schon kann serviert werden. Meist kommt noch etwas Gemüse dazu, oder Pilze, die ebenfalls a la plancha zubereitet werden.

Es ist eine einfache Küche, die Fernando auf der Insel berühmt gemacht hat. Aber diese Küche hat es in sich. Sie ist wie ein Spanien-Klischee, wie Flamenco-Gitarren und Sangría. Wer nach Spanien kommt, freut sich auf pescado a la plancha, frischen Fisch mit Olivenöl gebraten, einen Salat dazu und einen gut gekühlten Weißwein. Diese Küche hat nichts Abgehobenes, sie ist volksnah so wie in Deutschland Bratkartoffeln oder Bratwurst.

Fernando de Arriba passt in dieses gastronomische Spanien-Bild wie der Osborne-Stier in die karge Landschaft der Mancha. Als junger Mann kam er Ende der 70er Jahre aus Salamanca nach Mallorca um Arbeit zu suchen. Die Insel war gerade im Neckermann-Rausch. Fernando fing als Kellner in Santa Ponça an. Ein Jahr später, 1980, machte er zusammen mit seiner niederländischen Frau das Lokal in Coll d‘en Rabassa auf. Jeder Unternehmensberater hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Das heutige Ciudad Jardín existierte noch nicht, Coll d‘en Rabassa war touristisch verwaist. Noch heute ist der Ort eine der letzten Enklaven an Mallorcas Küsten, die mehr von der einheimischen Bevölkerung geprägt sind als von der Urlaubsindustrie. Da passt Fernandos Lokal als Inbegriff von „typisch spanisch“ gut hinein. So gut, dass sich mittlerweiler ehemalige Angestellte von Fernando in direkter Nachbarschaft ebenfalls mit a la plancha-Fischlokalen selbstständig gemacht haben.

Was in Touristenhochburgen kitschig wirken würde, gehört bei Fernando zur Geschichte. Über dem Eingang draußen am Gebäude hat der Wirt sein altes Fischerboot angebracht. Mit dem Boot sei früher der Fisch gefangen worden, den er mittags im Lokal verkauft hat, sagt er. Bevor er das Boot hatte, ging er morgens angeln, um die Ware „einzukaufen“. Damals gab es bei Fernando ausschließlich Menü. Es kostete 75 Peseten, zum damaligen Kurs etwas mehr als eine D-Mark. Heute zahlt man pro Person schnell 50 Euro und darüber, ohne Getränke. Dafür bekomme man stets tagesfrische Ware von bester Qualität, wie Fernando sagt. Und die Atmosphäre eines spanischen Restaurant-Klassikers mit rekordträchtiger Fotogalerie.

Restaurant-Checkliste

Küche: Fisch und Meeresfrüchte

Preisniveau: ****

Parkplatz: ja, im Lokal nachfragen

Terrasse: nein

Öffnungszeiten: Di - So, von 13 - 16 und von 19 - 24 Uhr. Mo geschlossen. Ferien vom 15.12. bis 15.1. Kreditkarten: alle

Speisekarte: Spanisch

Reservierung: zu empfehlen

Kleidung: sportlich korrekt

Ansprechpartner: Fernando de Arriba Hernández

besonderer Service: drahtloses Internet

Adresse: C/. Trafalgar, 27 Ciudad Jardín Coll d‘en Rabassa

Tel.: 971-26 54 17

Website: www.restaurantecasafernando.com

E-Mail: info@restaurantecasafernando.com

Preise: * unter 20 Euro, ** 20 - 35 Euro, *** 35 - 50 Euro, **** über 50 Euro

(jeweils für Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch, ohne Getränke)