Das Café-Restaurant Hostal Algaida ist vermutlich einzigartig auf der Welt. Dasselbe Lokal, mit demselben Mobiliar, demselben Namen und denselben Öffnungszeiten besteht genau genommen aus zwei Restaurants, mit unterschiedlicher Speisekarte, unterschiedlicher Tischdekoration, unterschiedlichem Personal, ja sogar unterschiedlichen Stammgästen.

Möglich machen dies drei Schwestern, die alle über 60 Jahre alt sind und Francisca, Catalina und Esperanza heißen. Bis vor 13 Jahren führten sie das Restaurant gemeinsam, aber dann kam es zum Zerwürfnis, erzählt Francisca Pizà, mit 61 die jüngste des Schwestern-Trios. Fortan galt die Zwei-zu-eins-Regelung. Zwei Wochen lang sind Francisca und Catalina am Ruder, dann ziehen sie mit „ihrem“ Restaurant aus und Esperanza zieht mit „ihrem“ Restaurant ein. Für eine Woche. Dann wird wieder gewechselt. Geredet wird seit Jahren nicht mehr miteinander. Die Schwestern verteilen sogar kleine Taschenkalender, auf denen ihre jeweilige Abwesenheit mit einem Balken gekennzeichnet ist. Die Gäste sollen oder wollen schließlich wissen, in welchem Restaurant sie speisen.

Dem Erfolg des oder der Restaurants hat der Schwesternstreit nicht geschadet. Denn ein paar wichtige Gemeinsamkeiten sind natürlich geblieben. An vorderster Stelle steht die Qualität der Küche. Im Hostal Algaida wird traditionelle mallorquinische Hausmannskost geboten, die mit hochwertigen Produkten zubreitetet wird. Das pa amb oli (Brot mit Olivenöl) beispielsweise hat es zu inselweiter Berühmtheit gebracht, und zur XXL-Variante (18 Euro) werden auch hausgemachte Wurstsorten angeboten.

Neben den mallorquinischen Klassikern wie Lammkoteletts (16,50 Euro), Spanferkel (17,50 Euro) oder frito mallorquin (9 Euro) bietet das Hostal Algaida auch Saison-Gerichte an, je nachdem, was gerade im Garten wächst oder zur Jahreszeit passt. Jetzt in den Wintermonaten ist dies beispielsweise ein Gemüseeintopf mit Freiland-Hähnchen und Fleischklößen (16 Euro). Darüber hinaus sind auch Überraschungen möglich, die nicht auf der Karte stehen. Gerade war Hase im Angebot, den ein befreundeter Jäger vorbeigebracht hatte, erzählt Francisca Pizà, die Tika gerufen wird.

Von heiler Welt kann man angesichts des Schwesternstreits im Hostal Algaida nicht sprechen, aber vielleicht sieht es deshalb genauso aus: aufgeräumt und gemütlich - mit dunklen Deckenbalken, Tellerschmuck an den Wänden, Blumen auf den Tischen und einem Warensortiment aus selbst gemachter Marmelade, selbst aufgesetztem Hierbas-Likör und verschiedenen Wurst- und Käsespezialitäten. Auch Torten und andere Backwaren tragen zu dem einladenden Ambiente bei. Die selbst gemachte Pastete aus Schweinefleisch (5,95 Euro das Glas) erinnert an französische "rillettes" und verursacht wie diese akute Suchtgefahr.

Über 300 Jahre hat das Haus auf dem Buckel. Tika kramt ein Foto hervor, auf dem ein Bus aus der Vorkriegszeit unter dem Vordach mit den großen Säulen hält. Bis in die 40er Jahre diente das Haus als Hostal. In den Jahrzehnten davor war die zwischen Palma und Manacor gelegene Herberge lange die einzige Übernachtungsmöglichkeit auf der Strecke. Damals bestand der Reiseverkehr nur aus ein paar Pferdekutschen. Nachdem die Schwestern das Haus 1961 geerbt hatten, behielten sie den Namen bei. Und obwohl es seit ihrer Regentschaft nie wieder als Herberge diente, kämen noch heute vereinzelt Anfragen nach Zimmern, sagt Francisca Pizà.

Restaurant-Checkliste:

Küche: traditionell mallorquinisch

Parkplatz: ja

Terrasse: ja

Öffnungszeiten: täglich von 8 - 23 Uhr

Kreditkarten: alle gängigen

Speisekarte: D, Sp, E, Kat

Reservierung: zu empfehlen

Kleidung: sportlich korrekt

Ansprechpartner: Francisca, Catalina, Esperanza (Pizà)

besonderer Service: Frühstück ab 8 Uhr morgens, Verkauf hausgemachter Waren wie Pastete, Marmelade, Kuchen etc.

Adresse: Alte Landstraße Palma-Manacor, km 21 (am Kreisel) Algaida

Tel.: 971-66 51 09

Website: nein

E-Mail: nein

(Preise: * unter 20 Euro, ** 20 - 35 Euro, *** 35 - 50 Euro, **** über 50 Euro (jeweils für Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch, ohne Getränke)