Vielleicht hätte aus Marc Fosh auch etwas anderes werden können als Koch. Kreativ-Direktor einer Werbeagentur zum Beispiel. Die Fähigkeiten, den Zeitgeist zu erspüren, in einem diffusen Markt Nischen zu finden und dafür Botschaften zu einprägsamen Slogans zu verdichten, hat er jedenfalls. Schon der Name seines im April 2009 eröffneten Restaurants deutet diese Fähigkeit an: Simply Fosh, einfach Fosh.

Die Idee dahinter ist genauso simpel wie der Name: Ballast abwerfen, denn der kostet nur Geld. Keine weißen Tischtücher mehr, kein Tafelsilber, keine Produkte vom obersten Ende der Preisskala. Stattdessen Qualitätsküche in gestyltem, urbanem Ambiente, Ochsenbäckchen statt Kobe-Rind, und Gäste, die entspannt sein können, weil die Atmosphäre locker ist. Der Engländer Fosh hat auch hierfür einen passenden Slogan parat: affordable glamour - Glamour, den man sich leisten kann.

Das auch in der Woche gut besuchte Lokal zeugt davon, dass die Botschaft angekommt. Ein gemischtes Publikum, mittags viele Geschäftsleute, die sich das dreigängige Mittagsmenü für 18 Euro gönnen, darunter auffallend viele attraktive Frauen. Wahrscheinlich ist das der Glamour-Faktor. Marc Fosh lächelt: „We have a lot of nice ladies here“, bestätigt er, „vielleicht haben sie einen besseren Geschmack als Männer“, scherzt der 46-Jährige.

Für den Geschmack auf dem Teller ist der deutsche Küchenchef Nils Egtermeyer zuständig. Der 26-Jährige hat schon mit seinem Chef Fosh in der Restaurant-Küche vom Hotels Read‘s gestanden, das unter der Ägide des Engländers mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Zusammen mit Egtermeyer sind im Simply Fosh noch vier weitere Köche im Einsatz. Das Konzept des Lokals, nicht die teuersten Produkte der Gourmetzulieferer zu verwenden, ist für Egtermeyer und seine Mannschaft eher eine Herausforderung. Nach der Devise „Filetsteak kann jeder“ biete man statt Angus Beef aus den USA, passend zur Jahreszeit, schon mal Ente aus Frankreich mit Apfelrotkraut und Kartoffenklößen an. „Die Gäste lieben das“, versichert Küchenchef Egtermeyer.

Begrüßt wird die Kundschaft in der Regel vom Meister selbst. Marc Fosh konzentriert sich in seinem Lokal vor allem darauf, dem selbst kreierten Fosh-Stil ein Gesicht zu geben. Simply Fosh ist der konsequente Ausbau einer Marke, die schon 2004 mit der Eröffnung von Fosh Food begann, einer damals in Palma neuen Mischung aus Delikatessen-Shop und urbanem Mittagsmenü-Lokal, das auch nach London oder New York passen würde.

Die mit viel Glas und Holzböden ausgestatteten Räume des Simply Fosh im modernen Altstadthotel Convent de la Missió - eingerichtet zudem mit Designer-Gestühl und weißen Tischplatten - deuten an, dass Fosh nicht vorhat, der easyjet in Mallorcas Restaurant-Szene zu werden - trotz affordable glamour und einer nach Preisstufen geglie­derten Weinkarte. Spätestens die Lektüre des Speisezettels lässt zur Gewissheit werden, dass auch eine „bezahlbare“ Gourmet-Küche Geld kostet. 54 Euro (Preise ohne MwSt.) werden für das fünfgängige Degustationsmenü verlangt. Ein Salat aus geräuchertem Ochsenfleisch, Pfirsich, Manchego-Käse und Rucola kostet 13,50 Euro. Seehecht mit Ragout aus Raf-Tomaten, dazu Miesmuscheln und Safran schlagen mit 23 Euro zu Buche.

Fosh-Fans können sich im Übrigen auf noch mehr Fosh freuen. Im Sommer nächsten Jahres plant der Engländer, ein weiteres Lokal zu eröffnen, „an Palmas Stadtrand und noch eine Stufe weiter oben“.

Küche: mediterran, kreativ

Preisniveau: ***

Parkplatz: nein

Terrasse: ja

Öffnungszeiten:

Mo - Fr von 13 - 15.30 Uhr und 19.30 - 22.30 Uhr, Sa von 19.30 - 22.30 Uhr, So geschlossen, Ferien im Januar

Kreditkarten: alle gängigen außer Amex und Diners

Kleidung: von Birkenstock bis High Heels

Ansprechpartner: Marc Fosh, Nils Egtermeyer

besonderer Service: Catering, Yacht-Belieferung, Events über Fosh Food, Info: catering@foshfood.com

Carrer de la Missió, 7A

07003 Palma

Tel.: 971-72 01 14

www.simplyfosh.com

info@simplyfosh.com