Auch wenn dieses Hotel keine Jahrhunderte auf dem Buckel hat wie so manche der großen Anwesen auf Mallorca, so strahlt es doch Geschichte aus. Das Hotel Maricel ist von einer Eleganz, die in dieser Form heute nicht mehr gebaut wird. Über 60 Jahre alt, wurde es nach 15-jähriger Pause 2002 rundum renoviert als Fünf-Sterne-Hotel wiedereröffnet – natürlich mit einem Restaurant. Das Senzone gehört heute zu den ersten Adressen der Insel.

Wenn man auf der Terrasse des Hotels sitzt, aufs Meer schaut und vom aufmerksamen Personal verwöhnt wird, dann fühlt man sich ein wenig wie Hollywood-Schauspielerin Ava Gardner, die in den 50er Jahren öfter hier weilte und den Komfort des Maricels genoss. Heutzutage können dies jederzeit auch Nicht-Hotelgäste.

Eine warme Nacht, Wellen schlagen gegen die Mauern, der Mond beleuchtet das Szenario. Das Speisen kann beginnen. Juan Portillo (37) ist hier seit bereits sieben Jahren Küchenchef. Die Hotelkette Hospes, zu der das Maricel gehört, hat vorgegeben, dass regionale Produkte benutzt werden müssen. Ein quasi Befehl von oben, dem Juan Portillo, der gebürtige Ibizenker, gerne folgt. Sein Vater war in einem Hotel auf Ibiza ebenfalls Koch und sein wichtigster Lehrmeister in den ersten Jahren. „Von ihm habe ich mehr gelernt als in den Schulen." Auch der väterliche Rat besagte: „Nutze die hiesigen Produkte, die sind außergewöhnlich."

Also erwartet uns ein balearisches Menü, mit viel Fisch und Meeresfrüchten. „Neben Reisgerichten meine Lieblinge", wie Portillo meint. Cigala (Kronenhummer) mit Pesto und Kirschen, zarte Kalamari mit fonoll mari (Meerfenchel), Pilzen und Mandelsauce, eine knusprige Corvina (Adlerfisch)mit Knoblauchsauce, Mini-Pulpo und frittierter Lauchzwiebel. Auch das delikate Spanferkel, konfitiert und mit Spargel sowie Mangomousse serviert, hat seinen Platz im Menü. Portillo kocht ohne Verfremdungen. Spanferkel schmeckt nach Spanferkel, Schäumchen jedweder Art fehlen. „Die Gäste sind den Schnickschnack leid, man besinnt sich wieder auf die eigentlichen Produkte und Geschmäcker."

Modisch ist er trotzdem – die Gerichte sind modern und außergewöhnlich kombiniert – wie das Basilikumsorbet in der Kürbissuppe oder die Mandelsauce zu den Kalamari beweisen – und perfekt angerichtet. Auch das Geschirr ist außergewöhnlich. Das hat seinen Preis: drei- bis fünfgängige Degustationsmenüs mit Aperitif kosten 53 - 75 Euro (einzelne Hauptspeisen gibt es für 27 Euro, mittags klassisch-spanisches Speiseangebot).

Ungewöhnlich ist auch das Frühstück spezial, was zwar nicht von Portillo erfunden wurde, aber kurz vor seinem Beginn im Maricel als „bestes Frühstück der Welt" einen Preis bekam. Butter, Marmelade, Käse, Eier werden in ungewöhnlichen Kombinationen, Texturen und Aromen präsentiert. Unter den Marmeladen sind Mischungen wie Tomate-Basilikum oder Ananas-Eukalyptus. Dazu ein warmes Eiergericht mit Pilzen und Spargel. Insgesamt sind es sieben abwechslungsreiche Gänge, und man sollte sich zwei Stunden Zeit nehmen. Auch hier ist der Genuss für jedermann frei zugänglich.

Ebenfalls verantwortlich zeichnet Portillo für die Bar, die dem internationalen Publikum neben einigen spanischen Tapas eine weitere Alternative bietet: japanische Küche, auf Wunsch auch mit spanischem Einschlag wie Tintenfischsalat mit Wakame und Sobrassada.