Von Brigitte Kramer

Beide Tätigkeiten verbindet er manchmal, wenn er zum Beispiel junge einheimische mit erfahrenen ausländischen Musikern auf der Bühne zusammenbringt oder Absolventen seiner Klassen erste Auftrittsmöglichkeiten in Andratx, Palma oder Deià vermittelt. In diesen Gemeinden organisiert Oyaguez die Klassikfestivals im Centro Cultural Andratx, im Palau March und im Anwesen Son Marroig, zum Teil alleine, zum Teil mit Patrick Meadows, alter Hase im Geschäft mit der Klassik.

Oyaguez´ eigentliches Anliegen ist es aber, und hier steckt zugleich sein Mehrwert für Mallorcas Musikliebhaber, internationale Solisten und Gruppen auf die Insel zu bringen. „Bei der Programmgestaltung greife ich auf Freunde zurück oder auf Freunde von Freunden", sagt er, während er sich das schwarze, lange Haar aus der hohen Stirn streicht.

Der Mann hat begabte Freunde: Das Esbjerg Ensemble aus Dänemark zum Beispiel (4.4., Palau March, siehe unten) oder den betagten, niederländischen Violonisten und Dirigenten Jaap Schröder, der ihn an der Yale University unterrichtete (12.6. Deià, 13.6. Palma, 14.6. Andratx) und als einer der besten Barockgeiger gilt. Schröder tritt auch mit seiner Gruppe Skálholt String Quartet auf, die neben Schröder aus drei Isländern besteht (12.6. Deià, 13.6., Palma, 14.6. Andratx). Auch Jesse Levine, US-amerikanischer Bratschist kommt, weil er Oyaguez aus Uni-Zeiten kennt (26.6. Deià, 28.6. und 5.7. Andratx). Den Auftritt in Deià bestreitet Levine mit dem Joven Orquesta Barroca de Mallorca, in dem Absolventen des Konservatoriums von Palma zusammenspielen. Vorher wird Levine den jungen Barock­musikern eine Masterclass erteilen.

Man sieht schon: Oyaguez weiß, wie man Synergien schafft, Kosten spart und Netzwerke spinnt. Nach seinem Abschluss am Konservatorium von Madrid hat er 14 Jahre lang in Polen, Tschechien, den USA, Dänemark und Portugal gelebt und dort offensichtlich nicht nur die Kunst des Klavierspielens erlernt. Seinen Gästen bietet der weltgewandte Mann bis zu drei Auftritte auf Mallorca, was die Gesamtkosten des einzelnen Konzerts drückt und den Musikern zugleich Kurzurlaub auf der Mittelmeerinsel verspricht. „Sie kommen gerne, auch wenn wir nicht so viel zahlen können wie die Veranstalter in großen Kulturstädten", sagt er.

Ihm selbst haben mallorquinische Musikerfreunde einst dieselben Angebote gemacht, bevor er sich 2001 endgültig in Palma niederließ. „Ich gab hier Konzerte und finanzierte mir so den Sommerurlaub", sagt er.

Den Ferienbonus will Oyaguez aber nicht überstrapazieren. Er würde den Musikern gerne höhere Gagen zahlen und ihnen noch mehr Auftritte bieten. Dazu sei die Zusammenarbeit mit den Veranstaltern von rund einem Dutzend Klassikfestivals notwendig, die das Jahr über auf Mallorca stattfinden. Austausch mit Pollença, Port de Sóller, Cala Ratjada oder Valldemossa gebe es bisher nicht, so Oyaguez. Aber vielleicht macht sein Dreigespann Andratx, Palma, Deià ja bald Schule. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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