Von Vanessa Sánchez

Was ist das Besondere an dieser Carmen von Sara Baras?

Ich weiß nicht, ob sie etwas Besonderes ist, ob sie besser oder schlechter ist als andere Carmen-Darstellungen. Sie ist jedenfalls anders. Als wir diese Figur entwickelten, haben wir an eine Frau von heute gedacht, die nach Freiheit strebt und die Möglichkeit hat, selbst zu entscheiden und ihren eigenen Weg zu wählen. Eine Frau mit Krallen, die weniger durch ihre Schönheit und ihre Sinnlichkeit besticht als durch ihre sehr empfindsame Art.

Ist es nicht ein Risiko, diese Rolle zu tanzen?

Jede Tänzerin, die Erfolg haben will, muss ihre Carmen spielen. Ich weiß, dass es gefährlich ist, diesen Charakter neu erfinden zu wollen, einen Mythos, den ich dank der Choreografie von Antonio Gades zu lieben gelernt habe. Jetzt war es so weit. Seit zehn Jahren arbeite ich mit meiner Tanzkompagnie zusammen, ich fühlte mich bereit und hatte genug Erfahrung gesammelt, um "Carmen" zu inszenieren. Und ihre große Freiheitsliebe hat mir die Möglichkeit gegeben, mich sehr stark mit ihr zu identifizieren, wobei in Wahrheit mehr Sara Baras in dieser Carmen steckt als umgekehrt.

Für die Aufführung haben Sie sich mit beeindruckenden Musikern umringt: Paco de Lucía, Joan Valent...

Die Musik in dieser Choreografie ist sehr speziell, und ich hätte mir nie träumen lassen, mit Musikern dieses Formats zusammenzuarbeiten. Das ist ein Geschenk. Sie haben genau verstanden, welche Idee hinter dieser Carmen steckt, die Suche nach Freiheit und die Originalität im Tanz. Die meisten Themen sind ganz neu, und wir behalten nur die berühmte ?Habanera´ aus Bizets Libretto und einige Akkorde aus dem Film von Carlos Saura bei.

Die Kleider sind keine klassischen Flamenco Kostüme.

Ich trete nie in traditionellen Kleidern auf. Nicht, weil ich sie ablehne, sondern weil ich meine, dass das Kleid mit dem Künstler tanzen und eine zweite Bewegung erzeugen soll. Die Kostüme, die Sybilla entworfen hat, sind sehr modern und spielen mit den Bedeutungen der jeweiligen Farben.

Mit Carmen endet Ihre Frauen-Trilogie, die auch noch aus "Juana La Loca"(Johanna, die Wahnsinnige, 2000) und "Mariana Pineda" (2002) besteht. Was haben Sie von ihnen gelernt?

Es sind sehr starke Charaktere, jede auf ihre Art. Von Juana habe ich die Leidenschaft bewahrt, von Mariana ihre Aufopferung und von Carmen ihre Präsenz.

Man hält Sie derzeit für die beste Flamenco-Tänzerin, obwohl man den Flamenco nicht mehr so tanzt wie früher.

Ich weiß nicht, ob ich die Beste bin oder nicht, aber ich gebe in jeder Choreografie alles. Ich glaube, dass es gut ist, dass sich der Flamenco weiterentwickelt. Das bereichert diese Kunst.

Sara Baras tritt am 6. und 7. Juni (beide Abende um 21 Uhr) sowie am 8 Juni (19.30 Uhr) in Palmas Auditorium auf. Karten für 43 und 55 Euro im Vorverkauf. Tel.: 971-73 47 35. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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