2004 hätte es ihn beinahe erwischt, da wäre er fast abgestürzt, da hätten ihn die Schmerzmittel fast in den Wahnsinn getrieben. 2004 meldete er sich in einer Entzugsklinik an, um seine Sucht zu bekämpfen. Es hat sich gelohnt. Danach begab sich Jeff Tweedy auf Höhenflug.

Der US-amerikanische Sänger, Autor und Songwriter brachte noch im selben Jahr mit seiner Band Wilco das Album „A Ghost is born" heraus. Mit zwei Grammys, einer goldenen Schallplatte in den Vereinigten Staaten sowie Auszeichnungen von nationalen und internationalen Musikzeitschriften als „Bestes Album" wurde Wilco überhäuft. Ein unerwarteter Erfolg für die Musiker aus Chicago, die eigentlich als alternative Rockband galten. Mit diesem Album jedoch katapultierten sie sich in die Sphären des Mainstreams.

Die Musik von Wilco in eine Genre-Schublade zu packen, ist schwierig. Die Medien bezeichneten die Band als amerikanisches Pendant zur britischen Kultband Radiohead. Ein gut gemeinter Versuch, den Tweedy ironisch bei einem Interview kommentierte: „Die Bezeichnung ?amerikanische Radiohead´ ist doch eine Verkürzung und heißt letztlich "Ich weiß auch nicht, wie ich die Musik beschreiben soll, aber vertrau mir, du wirst sie mögen."

Seine Musik ist eine Mischung aus Punk, Folk, Rock und Country, gepaart mit Geschichten, die Tweedy mit seiner heiseren Stimme als soulige Balladen singt. Ein Hörgenuss, bei dem man nie sicher sein kann, ob der ruhige und leise Anfang eines Liedes nicht doch in einem schrägen, gitarrenlastigen Solo endet.

Seit dem großen Erfolg vor vier Jahren ist es wieder etwas stiller geworden. Immerhin: Mit „Kicking Television" (2005) und dem Studioalbum „Sky Blue Sky" (2007), sind zwei weitere Platten herausgekommen. Damit kann Tweedy auf der Bühne aus einem Repertoire schöpfen, das über 100 Songs aus neun Alben umfasst.

In diesem Jahr tourt er mit Wilco als Support für Neil Young durch Kanada und die Vereinigten Staaten. Wenn der 41-jährige Musiker nicht mit Band auftritt, schiebt er Soloauftritte dazwischen. Der nächste führt ihn ins Auditorium nach Palma, wohin er nur seine Gitarre mitbringt und am 3. September unplugged im Rahmen des IV. Festivals „Guitarras del Mundo" (Gitarren der Welt) spielen wird.

Diese Einzelauftritte sind für Tweedy ein guter Ausgleich zum Tourstress mit der Band. „Für mich ist das wie bezahlter Urlaub. Das soll nicht heißen, dass Wilco nur Arbeit bedeutet. Aber es ist viel intensiver und entspannter, wenn man allein auf der Bühne steht", sagte der Sänger einmal in einem Gespräch mit einem britischen Journalisten. Dann müsse er sich nicht nach seiner Band richten, auf Liedlisten oder Einsätze achten, sondern könne frei spielen. Das kommt ihm entgegen. „Auf der Bühne bin ich lieber Bauch- als Kopfmensch", sagt der Musiker.

Jeff Tweedy, 3. September, 22 Uhr im Auditorium in Palma (Paseo Marítimo) ab 22 Uhr. Karten 32/38 Euro. In der Print-Ausgabe lesen Sie außerdem:

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