Er begann als Korrekturleser einer Zeitung auf Mallorca, knapp zwei Jahrzehnte später hatte er es zu einem der wichtigsten Autoren katalanischer Sprache gebracht. Baltasar Porcel, der vergangene Woche 72-jährig in Barcelona einem Krebsleiden erlag, sah sich als „kultureller Nationalist", hielt jedoch die Öffnung anderen Kulturen gegenüber für lebenswichtig. Er unternahm Reisen durch die ganze Welt, deren interessantester Teil für ihn der Mittelmeerraum war. Und anders als andere katalanische Kulturnationalisten kannte er keine Berührungsängste mit dem Spanischen.

Sein Werk – tausende Zeitungsartikel, 15 Romane, zehn Sachbücher, vier Reisebücher sowie Erzählungen, Essays, auch Theaterstücke – erreichte ein internationales Publikum. Seine Bücher wurden in acht Sprachen übersetzt, auf Deutsch sind zwei seiner Romane und ein Reisebuch erschienen.

Als Persönlichkeit war Porcel eine Größe für sich. Sein Privatkrieg mit dem spanischen Erfolgsautor Arturo Pérez-Reverte, sein radikales Wirken als Chefredakteur der Zeitschrift „Destino", sein elf Jahre währender Vorsitz des „Katalanischen Mittelmeer-Instituts", aber auch pointierte Erklärungen in Kolumnen und Interviews machten Porcel zu einer öffentlichen Figur, die Konflikte nicht unbedingt suchte, jedoch keineswegs scheute. Besonders kritisch äußerte er sich über die Entwicklung seiner Heimatinsel, über deren Ausverkauf und die seiner Ansicht nach exzessive Anwesenheit von Menschen, die für Kultur und Sprache Mallorcas nichts übrig haben.

Den Mallorquinern wiederum warf Porcel vor, „gehorsam und passiv" zu sein und sich zu wenig für ihre Kultur einzusetzen, weshalb sie auch nicht in der Lage gewesen seien, „den Tourismus in Schach zu halten". Als Beispiel, wie es anders geht, nannte er die Toskana: „Dort verstand man es, die Identität zu wahren."

Über seinen Geburtsort Andratx, den er verlasssen hatte, um sich in Barcelona anzusiedeln, sagte er vor zwei Jahren in einem MZ-Interview: „Die Gemeinde existiert – so gesehen – gar nicht mehr. Es ist ein Ort, an dem andere leben und spekulieren."

Als Erzähler bezog er seine Themen aus der Vielfalt des Mittelmeerraums, aber auch aus den Legenden jenes Winkels, in dem er aufgewachsen war, und die er in Romanen wie „Cavalls cap a la fosca" (deutscher Titel: „Galopp in die Finsternis") verarbeitete. Ein Buch übrigens, das in den USA mit dem Etikett „gotischer Roman" versehen wurde, während man den Erzähler ansonsten eher dem magischen Realismus zuordnet.

Als Schlussredner des Gastlandes Katalonien auf der Frankfurter Buchmesse 2007 sagte er: „In diesem Meer, diesem Universum gibt es so viele unterschiedliche Ufer, die sich so nah sind wie die Wellen (…) Was wären wir denn, wenn wir nicht auch paradox wären? Steine."

Obwohl Bemühungen Kataloniens, Porcel als Kandidat für den Literaturnobelpreis zu lancieren, nicht fruchteten, ist dessen Bilanz beeindruckend: 24 Auszeichnungen erhielt er im Lauf seiner Karriere, für 2009 hatte ihn die balearische Regierung zum „Schriftsteller des Jahres" erklärt.

Porcel war mit dem Königspaar befreundet, das ihn 1982 auf einer Finca der Familie in Sant Elm besuchen kam. Beim Begräbnis am Samstag (4.7.) auf dem Friedhof von Andratx erschien neben praktisch allen balearischen Würdenträgern auch Kataloniens Ex- Ministerpräsident Jordi Pujol.

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