lieben das Happy End: Die Schließung des einzigen Programmkinos der Insel Anfang des Monats löste eine Rebellion gegen die Flut der schlechten Kultur-Nachrichten aus. Unter der Führung des Direktors der Mallorca Film Commission, Pedro Barbadillo, bildete sich eine Bürgerinitiative, die schon Ende Juni die Projektoren wieder einschalten will.

Dass die Bewegung "Salvem els Renoir" Erfolg haben wird, dass bald wieder Autorenkino und Filme in Originalfassung zu sehen sein werden, scheint zumindest wahrscheinlich. Nach dem spontanen Start der Initiative bei einer Art Abschieds-Demo vor dem Programmkino in Palmas ehemaligem Schlachthof S´Escorxador erklärten sich per Internet über 1.600 Cineasten zu regelmäßigen Einzahlungen bereit, um den weiteren Betrieb zu ermöglichen.

Doch bleiben nur wenige Tage, um jene 30.000 Euro aufzutreiben, mit denen dem ehemaligen Renoir-Betreiber die Ausstattung und Ausrüstung der Säle abgekauft sowie dem Besitzer des S´Escorxador-Komplexes die erste Monatszahlung der Gemeinschaftskosten überwiesen werden sollen. Die von Barbadillo runtergehandelte Monatsmiete wird erst ab Oktober fällig. Nun will "Salvem els Renoir" möglichst viele Anhänger davon überzeugen, den zugesicherten Monatsbeitrag in Form einer Halbjahres- oder Jahreszahlung vorab auf den Tisch zu legen. Als Monatsbeitrag wurden 10 Euro festgelegt, dafür erhalten Mitglieder zwei Eintrittskarten.

Für Konfliktstoff sorgt noch die Idee, auch Investoren zuzulassen, also Geldgeber, die an einem möglichen Gewinn des Kinos beteiligt wären. Die Furcht, Investoren könnten auf ein kommerzielleres Programm drängen, hält Barbadillo jedoch für unbegründet: "Es handelt sich um Kinoliebhaber wie wir alle."

Bleibt die Frage, wo alle diese Liebhaber des guten Kinos denn waren, als Cines Renoir noch privat betrieben wurde. Schließungsgerüchte gingen ja schon seit fünf Jahren um. Barbadillo streitet ab, dass es dem Kino wirklich so schlecht gegangen wäre. Er führt die Probleme auf eine überhöhte Miete, eine aufgeblähte Belegschaft und mangelnde Kommunikationsfreude mit der 3.500 Köpfe starken Renoir-Community zurück. "Das Renoir war ein Kino mit einem social network, wir werden ein social network mit einem Kino sein." Als Vorbild dienen ähnliche Initiativen in den USA seit Ende der 70er Jahre sowie Kinos im Baskenland und in Barcelona, die seit einigen Jahren von gemeinnützigen Vereinigungen betrieben werden.

Am Freitag (25.5.) wird sich die Bewegung offiziell in eine Vereinigung namens "Xarxa Cinema" verwandeln. Zu den unterhaltsameren Fragen, die bei der Gründungsversammlung ab 19 Uhr in dem Freizeitkomplex diskutiert werden, gehört der neue Name des Kinos (lustigster Vorschlag bislang: Renuá). Komplexere Themen betreffen Finanzen und Organisation. Denn schon zeichnet sich die nächste Bewährungsprobe ab: Weil 2013 die Zelluloidkopien aus dem Verkehr gezogen werden, müssen alle spanischen Kinos digitalisiert werden. Wie will der Bürgerverein - so er jetzt die erste finanzielle Hürde nimmt - die Kosten von 100.000 Euro pro Saal stemmen? Barbadillo: €Natürlich ist das viel Geld, aber danach sparen wir eine Menge, weil die Vertriebskosten enorm sinken. Die aktuell verwendeten Zelluloid-kopien kommen sehr teuer."

Auch an den Fixkosten des neuen Gemeinschaftskinos könnte man noch drehen. "Wenn uns S´Escorxador zu teuer wird, gehen wir in einen der aktuell brachliegenden Kinosäle der Stadt." Zur neuerlichen Inbetriebnahme müsse man "nur abstauben und den Einschaltknopf drücken".

Wie sich die Initiative entwickelt, ist quasi in Echtzeit auf deren Internet- und Facebookseite zu beobachten. Auch die Ausländer der Insel - ein logisches Publikum für Filme in Originalversion - sollen sich in der Bewegung zu Hause fühlen: Alle Mitteilungen gehen nicht nur auf Spanisch und Katalanisch, sondern auch auf Englisch raus. Deutsch und Französisch sollen demnächst folgen.

www.salvemelsrenoir.org

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- Frischer Wind im Casal Solleric

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