Als Filmproduzent ist Alexander Thies einiges an Kummer gewohnt. Darum sieht er die Sonne, wenn sie mal scheint, umso heller. In der Pause eines Workshops „Koproduzieren mit Deutschland", der im Rahmen der Internationalen Woche des europäischen Kinos (19. bis 26. Oktober) im Museum Es Baluard in Palma stattfand, verströmte er aus allen Poren Optimismus. Thies, der seit Jahren auch Vorstand des Verbandes deutscher Film- und Fernsehproduzenten (Produzenten­allianz) ist, war geradezu hin und weg, so gründlich waren seine ­Mallorca-Klischees in den vergangenen Wochen demontiert worden.

Besonders beeindruckt zeigte sich der Produzent (jüngster Film: die Komödie „Mann tut was Mann kann") von der Arbeit der Mallorca Film Commission. „Man ist ja gewohnt, dass nach Gesprächen erst mal eine Weile lang gar nichts passiert. Aber man hat sich rasch bei mir gemeldet, und zwar mit einem vollen Programm." Was ihm besonders gefiel: „Die haben Klartext gesprochen und nicht nur gesagt, was sie mir bieten können, sondern auch, was sie von mir wollen."

Auch sein Kollege Rolf Wappenschmitt sieht in der Arbeit der Mallorca Film Commission den Schlüssel zum Erfolg. Deren Chef Pedro Barbadillo treibe diese positive Entwicklung an, meint der deutsche Produzent, der seit Kurzem mit der Firma „Sunny Side Up" ein eigenes Standbein in Palma hat. „Dass alle plötzlich wach sind, hat viel mit ihm zu tun."

Alexander Thies denkt nun laut darüber nach, den zweiten Teil von „Mann tut was Mann kann" auf Mallorca zu drehen: „Man kriegt Lust, hier zu ­drehen."

Zu den bekannten Vorzügen der Insel als Drehort ist einer hinzugekommen: „Ich wittere Aufbruchstimmung. Die Politik nimmt den Film als Industriezweig ernst und ist bereit, dafür etwas zu tun." Die Film Commission habe ihm für einen einzigen Tag Gespräche mit drei hochrangigen Vertretern der Inselbehörden organisiert. „Erstens hatten die alle Zeit für mich, zweitens hatten sie alle vom Thema eine Ahnung und drittens lagen sie alle auf einer Linie." Das sei er nicht einmal aus Deutschland gewohnt. „Ich habe den Eindruck gewonnen, dass man auf der Insel in einer sehr strukturierten Weise über die Zukunft nachdenkt und vorsichtig, aber effizient daran arbeitet, um im harten Konkurrenzkampf der Drehorte zu bestehen. Das sind keine Spinner."

Ausschlaggebend für die Nachhaltigkeit der Produzenten-Begeisterung werden wohl Steueranreize sein. „Bei allem Enthusiasmus für einen Stoff, für ein Team und für einen Drehort ist Film ein Geschäft, bei dem es um jeden Euro geht", sagt Thies. „Und man hat mir versichert, dass die Balearen kurzfristig entsprechende Anreize einführen werden." Ein solches Modell soll ein imageschädliches Gemurkse, zu dem es etwa rund um die Beihilfen zu den Filmen „Cloud Atlas" und „The Pelayos" kam, in Zukunft verhindern. Was zu wünschen wäre: Ein Dreh wie der von Thies angedachte könnte mehr als eineinhalb Millionen Euro in die Kassen der Insel spülen.

Anderweitig haben weder Thies noch Wappenschmitt etwas an der Insel auszusetzen. Sogar das von manchen bemängelte Fehlen eines Mega-Wassertanks für Schiffs- und Unterwasserszenen hält Wappenschmitt für nebensächlich: „Wie viele Filme brauchen so etwas?" Die Insel sei toll und habe sogar fantastische filmtaugliche Berge, wie „Cloud Atlas" beweise. Nur kurz hätte Mallorca in der Szene unter Imageproblemen gelitten, „man hatte vom Ballermann die Nase voll." Doch mittlerweile habe sich der Facettenreichtum der Insel herumgesprochen.

Auch deshalb haben Wappenschmitts Firma und deren Partner hier im Mai und Juni mit Sonja Kirchberger einen Pilotfilm für eine mögliche deutsche Inselserie gedreht, der am 27. Dezember Premiere feiern soll. Arbeitstitel des 90-Minüters: „Der Mallorca Detektiv". Derzeit denke man über den definitiven Titel nach. Stark im Rennen: „Ballermann".

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