Als Mariano Mayol vor Jahrzehnten in einem verstaubten Koffer seines Urgroßvaters eine Seekarte fand, war es um ihn geschehen. Der mallorquinische Maler war so fasziniert von ihr, dass Geographisches sein künstlerisches Steckenpferd wurde, und dies vor allem auf die Insel bezogen. „Ich fotokopiere einen Stadtplan von Palma oder eine Landkarte, übertrage sie auf eine bereits bemalte Leinwand und male dann weiter, und dies hauptsächlich in blauen Tönen", erklärt der 48-Jährige, der mit 20 zunächst das Brotstudium Jura anfing und erst später zu seiner Berufung fand.

26 von Mayols Bildern aus den Jahren 2005 bis 2013 - an jedem arbeitete er eins bis zwei Wochen - können vom Samstag (8.2.) bis zum 16. März in den Räumen der Stiftung Kunst und Kultur e.V. in Bonn (Viktoriastraße 26) bestaunt und auch erworben werden. Später geht die Schau nach Helsingborg und Barcelona, 2015 soll sie auch nach Palma kommen.

„Ein weiteres Erweckungs­erlebnis, das mich dazu brachte, zu malen, wie ich eben male, hatte ich vor zehn Jahren in San Sebastián", sagt Mayol. „Aus der Ferne sah ich auf einmal ganz klar, wie wichtig die eigene mallorquinische Identität ist." Sein Stil habe sich dabei stetig weiterentwickelt. „Vor sieben bis acht Jahren habe ich Kartendetails noch genau wiedergegeben, nunmehr ist meine Malerei erheblich abstrakter, ich simplifiziere", sagt der Autodidakt. „Das Figürliche verschwand mehr und mehr." Wobei Mayol Details wie die Meeresoberfläche weiterhin naturalistisch herausarbeitet.

Der Vorsitzende der Bonner Kunststiftung, Walter Smerling, war von Mayols Kunst so beeindruckt, dass er die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Kulturinstitut der Inseln, dem Institut d´Estudis Baleàrics (IEB) und privaten Trägern organisierte. Der mit ­Mallorca bestens vertraute Kunstexperte und Direktor des Museums ­Küppersmühle in Duisburg hatte 2009 bereits die Anselm-Kiefer-Schau im Museum Es Baluard in Palma ermöglicht sowie auch kürzlich die „London Pictures"-Ausstellung der britischen Künstler Gilbert & George im Casal Solleric.

Ein weiterer Insel-Intimus, der immer mal wieder in Santa Maria wohnhafte Mäzen Michael Horbach, wurde auf einen anderen Künstler aufmerksam: Joan Cortès (49) aus Pollença. „Es ist das Klare und Einfache an seinen Installationen, das mich begeistert", so der Experte aus Köln. „Es fehlt jeglicher Firlefanz." Cortès stellt Beziehungen zwischen Objekten, ihrer Menge, deren Masse und den Betrachtern meisterhaft her, „wobei er das Ganze an den jeweiligen Raum anpasst."

Horbach zeigt bis zum 2.4. in den Räumen seiner Kölner Stiftung am Theodor-Heuss-Ring die Installation „Teorema de l´Espai", die Cortès als work in progress, also als unfertig und daher erweiterungswürdig sieht. Weiße Tische wabern unter anderem im Raum, es entsteht eine fast magische Harmonie. Auch die Cortes-Ausstellung wird vom IEB unterstützt.

Das große Interesse an ­Mallorca-Künstlern in Deutschland sieht Mariano Mayol sehr positiv. Es sei an der Zeit, dass neben der ohnehin quasi unzerstörbaren touristischen Brücke eine haltbare weitere, kulturelle entstehe. Er habe bereits in den vergangenen Jahren ein steigendes Interesse seitens deutscher Residenten an seiner Kunst festgestellt.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 6. Februar (Nummer 718) lesen Sie außerdem:

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