Lang Lang scheint nicht nur an außergewöhnlichen Orten und zu besonderen Anlässen ans Klavier zu setzen. Der chinesische Starpianist ist schon beim Diamantenen Thronjubiläum von Queen Elizabeth II. oder bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking aufgetreten. Jetzt kommt der Gewinner des Klassik-Bambis 2014 an einen der stimmungsvollsten Konzert-Orte auf Mallorca. Lang Lang gastiert am kommenden Donnerstag (25.6.) bei den Formentor Sunset Classics an der Nordspitze der Insel. Es ist das einzige Konzert des 32-Jährigen in Spanien in diesem Jahr.

Für Sara Ramis, Marketing-Verantwortliche der Barceló-Kette und zuständig für die Organisation der Sunset Classics, geht nach dem Konzert von Daniel Barenboim im vergangenen Jahr ein weiterer Traum in Erfüllung. „Jedes Jahr wächst unsere Reihe ein bisschen mehr. Unsere Künstler sind die Creme de la Creme der heutigen Klassik-Welt. Was sich Barceló diese Konzerte kosten lässt, ist selbstverständlich vertraulich. Auch der Gesamtetat, der jährlich in die Kulturförderung fließt, bleibt geheim. Aber in Formentor sieht man dieses Engagement quasi als Verpflichtung. Schon kurz nach der Eröffnung des Hotels in den 20er Jahren des vergangenen Jahr­hunderts fanden hier Treffen von Literaten und Künstlern statt. „Diese Tradition führen wir nun mit den Sunset Classics fort", sagt Ramis.

Die Konzertreihe, die inzwischen ins dritte Jahr geht, blickt auf Gastspiele von Stardirigent Zubin Mehta und der neuseeländischen Sopranistin Kiri Te Kanawa zurück. Lang Lang habe man schon lange nach Mallorca locken wollen, erzählt Ramis. Er sei schließlich durch die hochkarätige Besetzung der vergangenen Konzerte überzeugt worden und wird in Formentor die gesammelten „Jahreszeiten" von Tschaikowsky, das „Italienische Konzert" von Bach und die „4 Scherzos" von Chopin spielen. „Chopin muss einfach wegen seiner Beziehung zu Mallorca sein." Im vergangenen Jahr wollte Barenboim zunächst den französischen Komponisten links liegenlassen, bei der Zugabe ließ er aber mit sich reden.

Genauso international wie die Künstler werden in Formentor übrigens auch die Zuhörer sein. „Nachdem klar war, dass Lang Lang kommt, hatten wir Reservierungen aus Russland, aus Saudi-Arabien und natürlich China", berichtet Ramis. Und die Gäste lassen sich den Abend unterm Sternenhimmel direkt am Strand wieder einiges kosten. Die Preise für das Konzert bewegen sich zwischen 200 und 1.000 Euro für die Plätze in der ersten Reihe direkt an der Bühne. Ein Gala-Dinner gibt es für weitere 100 Euro. 400 Euro zahlen diejenigen, die gerne in Begleitung von Lang Lang speisen. „Das ist etwas, was man einmal im Leben gemacht haben sollte", rechtfertigt Ramis die Preise. Gerechnet wird mit rund 400 Zuhörern.

Eine Neuerung gibt es in diesem Jahr: Damit auch Klassik-Laien nachvollziehen können, was Lang Lang auf der Bühne bietet, gibt der künstlerische Leiter des Festivals, Felipe Aguirre, um 17 Uhr eine etwa einstündige Einführung, in der die Grundzüge der Werke erklärt werden, die der Pianist ab 19.30 Uhr spielt. Je nach Teilnehmern kann die Masterclass auch auf Englisch oder Deutsch stattfinden.

www.formentorsunsetclassics.com

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 18. Juni (Nummer 789) lesen Sie außerdem:

- Den Anfang mach Canyamel: Auftakt zu Klassik-Festivals

- Der alte Meister und die Nerds: El Greco-Ausstellung in Palma

- Interaktive Kopfentrümpelung: Erinnerungsprozesse in Pollença