Darf eine politische Partei das Bild eines Graffiti-Künstlers als Motiv für eine Kampagne für die Straßenkunst benutzen? Rechtlich gesehen gibt es dafür keine Regelung. Moralisch wird darüber auf Mallorca gerade heftig diskutiert. Vor allem, weil die betreffende Partei bei vielen Graffiti-Künstlern eher unbeliebt ist.

Der Hintergrund: Der Ortsverband der konservativen Volkspartei (PP) in Palma hat für eine Kampagne zur Förderung der Straßenkunst das Graffiti "Marinero en tierra" (Matrose auf Land) des mallorquinischen Künstlers Marc Peris benutzt. Der unter dem Pseudonym "Soma" bekannte Straßenkünstler, der sich selber dem linken Spektrum zuordnet und dessen Werke schon häufiger für die Linksparteien Més oder Podemos zum Einsatz kamen, ist verärgert. Dieselbe Partei, "die die Straßenkunst verfolgte", als sie noch an der Regierung war, schmücke sich nun mit seinen Bildern. Das sei "reinster Zynismus", zumal ihn die Partei weder um Erlaubnis gefragt noch benachrichtigt hätte.

"Ich werfe ihnen vor, dass sie erst eine Verordnung verabschiedet haben, in der die Straßenkunst unter Strafe gestellt wird, und jetzt in der Opposition so tun, als ob sie sich dafür einsetzten wollten", kritisiert der Künstler. Die PP der Stadt Palma antwortete in den sozialen Netzwerken mit dem Hinweis: "Für uns ist deine Kunst Allgemeingut der Stadt Palma." Und schließlich hätte die Stadtratsfraktion Anfang der Woche einen Antrag zur Förderung der Straßenkunst gestellt.

Der Künstler antwortete, ebenfalls per Twitter, kritisch: "Für mich zählen eher die Fakten als die Vorschläge. Und in vier Jahren habt ihr nichts unternommen. Wenn ihr Straßenkunst von Vandalismus unterscheiden könnt, warum trefft ihr die Entscheidung dann nicht in der verabschiedeten städtischen Verordnung?"

Wer sich das Bild anschauen möchte, findet es an einer Häuserfassade der Straße C/. Ferreria, einer Parallelstraße zur C/. Sindicat in Palma de Mallorca. /tg