Wer heute die idyllische Landstraße zwischen Calvià und Capdellà im Südwesten von Mallorca passiert, ahnt nicht, dass sie das Produkt aus Blut und Schweiß von Hunderten Zwangsarbeitern unter der Militärdiktatur von General Francisco Franco ist. Bei Capdellà hatten die Franquisten ein Zwangslager eingerichtet. Wer gegen das Regime aufbegehrte, lief Gefahr, hier eingesperrt und zu schweren körperlichen Arbeiten gezwungen zu werden. So entstanden die Landstraßen nach Calvià und Andratx.

Dabei handelt es sich nur um eines der dunklen Kapitel der Geschichte des Ortes Calvià. Diese der Vergessen- und Verschwiegenheit zu entreißen und in einem Buch zu veröffentlichen, ist das Werk einer neuen Publikation von Manel Suárez: "La història silenciada de Calvià" - Die verschwiegene Geschichte von Calvià -, die im Verlag Llenoard Muntaner erschienen ist.

"Im Team von mehreren Mitarbeitern haben wir 30 oder 40 Leute interviewt", erzählt Suárez von seiner Arbeit. Die Geschichten der Zeitzeugen wurden abgetippt, ausgewertet und mit Dokumenten aus dem Archiv des Militärgerichts abgeglichen. "Wir haben die Fälle der Einwohner von Calvià dokumentiert, etwa 20", so Suárez.

Die Schilderungen der Zeitzeugen erzählen von Hinrichtungen und Folter, von verfeindeten Lagern und Familien innerhalb eines Dorfes, von geheimen Informanten und Verrätern. Aber sie erzählt auch die Geschichte von Überlebenden und von mutigen Menschen, die Freunde und Verwandte in Kellern versteckten.

Am Anfang sei es vielen Befragten schwer gefallen, über die Geschehen von damals zu erzählen, berichtet Suárez. Aber dann sei die Schweigemauer gebrochen. "Schreiben Sie das gut auf, denn die Menschen verdienen, dass ihre Geschichte erzählt wird", habe ein Interviewpartner gefordert.

Der Autor präsentiert das Buch am Dienstag (21.6.) um 20 Uhr im Veranstaltungszentrum Sa Societat in Calvà. Der Vortrag wird auf Katalanisch oder Spanisch stattfinden. /tg