Als der Meteorit vor 65 Millionen Jahren auf die Erde krachte und die Dinosaurier platt machte, hat eine Spezies überlebt: die Ratten. Miquel Ferrer hat das zumindest so vor ein paar Jahren beim Literaturtreffen in Formentor gehört. Das inspirierte ihn zu dem Namen des Ladens, den er vor drei Monaten im Carrer dels Hostals, einer Parallelstraße vom Carrer Sindicat, eröffnete: rata corner - stets in schicken Kleinbuchstaben geschrieben. „Die Ratte ist ein Symbol für das, was wir sein wollen: Das kleine Wesen, das den Meteoriten Wirtschaftskrise überlebt hat.“

Ferrer hat Erfahrung im Buchwesen. Sein Vater ist Verleger, zwei Jahre lang hat er zudem in der Buchhandlung Agapea in der Nähe der Plaça d‘Espanya gearbeitet. Zusammen mit seinem Partner Edy Pons geht er den Schritt in die Unabhängigkeit mit einem radikalen Konzept. „Wir verkaufen nur, was wir gut finden. Es gibt keine Bestseller, keine Esoterik-Bücher und keine Selbsthilfe. Und in der Kinder­abteilung verkaufen wir keine Disney-Sachen.“ Dafür gibt es viel Graphic Novel, Romane und Kunstbücher.

Doch nur mit Büchern kann kaum ein Geschäft noch überleben. So gibt es auch Musik - natürlich auf Schallplatte und, tatsächlich, auf Kassette. Und im Untergeschoss des Ladens, in dem überall kleine Plüschratten aufgestellt sind, findet sich auch Kunst zu erschwinglichen Preisen und begleitet von kleinen Ausstellungen.

Das ist alles ganz süß und auch ein bisschen hip, das sagt Ferrer auch selbst. Aber er betont, dass es ihm auch darum geht, den Einzelhandel in der Innenstadt am Leben zu halten. Nur wenige Meter von rata corner hat gerade erst das Traditionsgeschäft Casa Roca geschlossen. „In der Innenstadt werden ja nur noch Boutiquehotels und Cafés eröffnet. Wir wollen auch die Menschen aus dem Viertel erreichen.“

Bisher gibt es die Bücher, die vor allem von Independent-Verlagen stammen, nur auf Spanisch und Katalanisch. Ferrer könnte sich vorstellen, auch Literatur in anderen Sprachen anzubieten. „Allerdings darf die Qualität nicht leiden. Allein in Spanien werden jedes Jahr 50.000 Bücher veröffentlicht. Da eine Auswahl zu treffen, ist anspruchsvoll genug. Es auf einem internationalen Niveau zu machen, noch mal ungleich schwieriger.“

Vor allem setzt Ferrer aber auf Veranstaltungen. Regelmäßig gibt es Programm für Kinder. Aber auch die Diskussionsrunden mit der Journalistin Elena Vallés, bei denen über verschiedene Aspekte der mallorquinischen Kulturszene geredet wird, locken ein großes Publikum. Allerdings stellt man immer wieder fest: Ausländische Residenten sind praktisch nie da. Dass das nur an der Sprache liegt, glaubt Ferrer nicht.

„Palma ist eine große Stadt, aber die Kreise, in denen man verkehrt, sind dann doch klein. Vielleicht schotten wir uns zu sehr nach außen ab“, sagt Miquel Ferrer. Zudem habe Palma (noch) nicht den Ruf einer wirklichen Kulturstadt. „Dabei merkt man, dass immer mehr Touristen das Urbane hier schätzen. Es wäre sinnvoll, diese Leute zu erreichen.“

www.ratacorner.com