Sie ist jung und talentiert, diese Júlia Colom aus Valldemossa. Schon als Mädchen jagte die heute 18-Jährige den Kirchgängern der Christmette mit ihrer Interpretation des Sibyllen-Liedes Schauer über den Rücken. Der mittelalterliche A-cappella-Gesang sei ihr Lieblingslied, sagt sie fröhlich am Handy in Barcelona.

Júlia Colom mag neben mallorquinischer Musik vor allem Jazz. Den studiert sie seit vergangenem Herbst an der renommierten Jazzschule Taller de Músics in Barcelona. Die Aufnahmeprüfung ist happig, vorbereitet hat sich Colom mit Guillem Fullana und Catalina Moll, Lehrern an der öffentlichen Musikschule von Pòrtol. „Es gab auf Mallorca nur wenige, die mir die Theorie des Jazzgesangs beibringen konnten", sagt sie. „Im Konservatorium wird man nur für die Oper ausgebildet."

Während sie sich in die Großstadt eingewöhnt - „in Valldemossa ging es mir zu gut, ich musste einfach weg" - erarbeitet sie sich zwei Repertoires, eines mit Jazzstandards und eines mit balearischem Liedgut. „Vielleicht, vielleicht" folgt ja bald eine CD.

Ihrem Charakter und ihren Überzeugungen treu, weiß Colom, „dass ich später so oder so singen werde". Ein Job als Lehrerin passt nicht in ihr Berufskonzept, denn Musik werde im Schulsystem nicht geachtet und „für diesen Frust quäle ich mich nicht durchs Studium", sagt sie.

Zu ihren Vorbildern zählen ­Ella Fitzgerald und Billie Holiday oder junge Jazzsängerinnen wie ­Cy­rille Aimée oder Gretchen ­Parlato. Auch an die Katalanin Sílvia ­Pérez Cruz erinnert Coloms Stimme. „Ich fühle mich noch nicht als Künstlerin", sagt sie, „aber eigentlich sehe ich keinen anderen Platz für mich als die Bühne. Wenn ich singe, bin ich glücklich."

Am Freitag, dem 26. August, tritt Júlia Colom im Literaturcafé Can Alcover in Palmas Altstadt auf, mit einem bunten Repertoire aus mediterranem Liedgut und Jazz. Es ist eines von vielen Konzerten, die sie im Sommer während ihrer Ferien auf der Insel gibt, um Routine zu bekommen und das Lampenfieber in den Griff zu kriegen. Das trainiert sie auch vor den Insassen des Gefängnisses von Palma. Die hören Júlias starke Stimme jedes Jahr an Weihnachten, wenn sie dort die Sibil·la singt: „Danach bin ich immer total zufrieden mit mir", sagt sie.

Júlia Colom (Gesang) und Omar Lanuti (Gitarre). Can Alcover, Carrer Sant Alonso 24, Palma. Beginn: 21 Uhr, Eintritt: Spenden erwünscht.