Der kleine Mallorca-Verführer

Das Verführen ist eine Kunst für sich. Man muss spontan sein können und überraschend, die richtige Mischung aus Nähe und Distanz finden und im richtigen Moment das Richtige sagen. Oder man hält sich an die bewährten Konzepte und geht kein Risiko ein. Sonnenuntergang, Glas Sekt, ein paar Rosen und eine Akustikgitarre. „Der kleine Mallorca-Verführer“ hält sich eher an letztere Strategie. Überraschend ist er nicht, aber er macht auch nichts falsch. Die wichtigsten Zonen der Insel werden nicht ausgiebig, aber ausreichend erforscht. Es kommen die Klassiker vor: Kathedrale, Strände, Chopin, Erzherzog, Tramuntana, kleine hübsche Dörfer in der Inselmitte. Das alles übersichtlich aufgeteilt und historisch fundiert. Die Informationen sind bis auf kleine Flüchtigkeitsfehler korrekt und die Bebilderung ist ansprechend. Den kundigen Mallorca-Freund wird das Autoren-Duo damit nicht ins Bett (und auch nicht hinter ein Gebüsch in Magaluf) kriegen, aber für alle, die noch nie auf Mallorca waren, ist das Buch eine nette Einführung in eine Insel, die mehr sei als „Sonne, Strand und Meer“.

Roland Motz, Gerhard P. Müller, Der kleine Mallorca-Verführer, Bruckmann Verlag, 144 S., 12,99 Euro.

Tod unter Pinien

Das mit den Pinien im Titel ist natürlich erst einmal nur halb gut: Auf Mallorca wachsen nämlich hauptsächlich Kiefern, die hier aber pi (oder auf Spanisch pino) heißen, was ziemlich verwirrend ist. Derlei botanische Feinheiten sollten aber nicht von der Geschichte des siebten Mallorca-Krimis von Andreas Schnabel ablenken. Sprachlich mit Abstand das beste Buch in dieser Liste, erzählt der Journalist und Autor eine Geschichte um organisiertes Verbrechen, um mysteriöse Todesfälle und auch noch einen Mann, der plötzlich Mallorquinisch spricht, nachdem er gesehen hat, wie einem Hund der Schädel

eingeschlagen wird. Reichlich skurrile Ereignisse also gemischt mit ein paar schrulligen Charakteren, die versuchen, Licht ins Dunkel dieser Ereignisse zu bringen, und auf Geheimnisse stoßen, die bis in die dunklen Zeiten des Spanischen Bürgerkrieges reichen. Eine empfehlenswerte Urlaubslektüre, die erfreulicherweise ohne viel Mallorca-Kitsch auskommt.

Andreas Schnabel, Tod unter Pinien, Emons Verlag, 240 S., 10,90 Euro.

Die größere Insel

Vielleicht das ehrlichste Buch in dieser Liste. Der RTL-Journalist und Food-Truck-Besitzer Gil Barkei erzählt aus der Perspektive des Ich-Erzählers die Geschichte eines jungen Berliner Mannes aus einer Mittel­standsfamilie, der mit zwei Freunden ein paar Tage nach Mallorca an den Ballermann fährt. Die Freunde haben im Hotel ein Zimmer gemietet, der Protagonist pennt einfach bei ihnen, ohne zu zahlen. Da wird dann viel gesoffen, und da geht es dann auch um Frauengeschichten. Dabei hat der Protagonist - ganz millenial - eine nicht konkretisierte On-off-Beziehung in Berlin. Zwischendurch sinniert er über das Leben und gibt in Rückblicken Einblick in seinen Werdegang. Bevor es zu „assi“ wird, lässt er hier und da ein paar ein paar Hinweise fallen, dass er nicht komplett dumm ist. Etwa, wenn er erwähnt, er habe mit jemandem aus Amsterdam über das Freihandelsabkommen TTIP diskutiert. Das Buch ist eigentlich weitgehend ereignislos, was per se keine schlechte Sache ist, aber den Roman auch nicht gerade zur spannendsten Lektüre der Saison macht.

Gil Barkei, Die größere Insel, Books on Demand,128 S., 6,99 Euro.

Mallorca mörderisch genießen

Mallorca über seine Küche kennenzulernen, ist immer noch eine der besten Möglichkeiten, sich der Insel zu nähern. Im Rahmen einer bekannten Reihe haben Ursula Schmidt-Speer und Brigitte Lamberts mehrere deutschsprachige Autoren gebeten, kurze Krimis zu schreiben, die auf Mallorca spielen. Diese werden mit ein paar Informationen zu den Schauplätzen und mit einem Rezept angereichert. Heraus kommt nicht nur eine bunte Zusammenstellung von Geschichten - darunter auch einer von MZ-Kolumnist Jan Lammers -, sondern auch ein Überblick über das kulinarische Erbe der Insel, mitsamt ein paar modernen Variationen. Ohne sie nachgekocht zu haben, klingen die Rezepte zumindest kongruent, und die eine oder andere richtig gute Story ist auch dabei.

Schmidt-Speer/Lamberts (Hrsg.), Mallorca mörderisch genießen, Wellhöfer Verlag, 240 S., 12,95 Euro.

Das Mallorca Hasser Buch

Nicht, dass die Idee einer Generalkritik an Mallorca nicht unterhaltsam klingt, aber was Martin Klemann, der Gründer von wetter.com hier macht, ist peinlich. Klemann gibt den Mallorcakenner, schreibt aber über die Insel wie ein AfD-Wähler über den Islam spricht: Nie einem echten Muslim begegnet, aber alle für Terroristen halten. Man begegnet unter anderem Mallorquinern (alle undankbar und gierig, zudem hassen sie alle, die nicht Katalanisch sprechen), deutschen Residenten (alles Alkoholiker), deutschen Urlaubern (billig, dumm) und Engländern (igitt). Ach ja, und Wassermangel gibt es auf der Insel auch nicht. Noch trauriger als dieses Buch ist, dass der Autor mit seiner Meinung nicht alleine steht. Auf der Facebook-Seite der MZ kriegen wir täglich Kommentare, die in Botschaft und Tonfall ähnlich sind. Was geht in diesen Menschen vor?

Klemann, Das Mallorca Hasser Buch, Unterwegs, 160 S., 12,80 Euro