Als Margalida Vinyes einmal in der Frühe zum Es-Trenc-Strand fuhr, um sich dort für ihren Beitrag für den neuen Meeres-Comic „La costa de Mallorca" inspirieren zu lassen, sprang nicht weit von ihr entfernt ein großer Fisch in die Höhe, um laut wieder aufzuklatschen. In dem im Inselverlag „Edicions General Cluster" in einer Auflage von 2.000 Exemplaren erschienenen Buch (25 Euro) wurde ein Schwertfisch draus. „Ich will zum Ausdruck bringen, dass hier durch den Tourismus ein Stück unverfälschte Natur bedroht wird", so die Comic­zeichnerin am Mittwoch (19.10.) bei der Vorstellung des 967-seitigen Bands.

Es wurde pünktlich vor Beginn der Messe ­Comic Nos­trum (siehe Kasten) in vier Sprachen, darunter auch auf Deutsch, veröffentlicht - als Nachfolgewerk eines im vorigen Jahr erschienenen Bands zum Thema Serra de Tramuntana. Comic-Nostrum-Erfinder, Verlagschef und Zeichner Bartolomé Seguí hatte neben Vinyes 19 weitere erfahrene und weniger erfahrene Kollegen für das Projekt gewonnen. Er gab ihnen die Aufgabe, in ihrem typischen Zeichenstil Momentaufnahmen von Küstenabschnitten abzuliefern, die einen Zeitraum von 24 Stunden von ganz früh morgens bis in die Nacht hinein darstellen sollten. Wobei sie keine Vorgaben erhielten, besonders kritisch oder besonders unkritisch zu sein.

Die Tagesreise beginnt in Palma am Paseo Marítimo und geht gegen den Uhrzeigersinn weiter. Neben Es Trenc werden Orte wie Santanyí, Capdepera, die Bucht von Alcúdia oder Port d´Andratx angesteuert. Der argentinische Zeichner Tatúm karikiert etwa den Lieblingsort ­reicher ausländischer Residenten im Westen mit ätzendem Scharfsinn. Auch das Cap Blanc, wo sich bekanntlich immer mal wieder Menschen das Leben nehmen, wird nicht ausgespart. Zeichnerin Nívola Uyá behandelt das Thema mit gebotener Feinfühligkeit.

„La costa de Mallorca" ist eben kein launiger Schönwetter-Comic, sondern eine betont distanzierte Bestandsaufnahme der heutigen, von Urlaubern geprägten Insel. Die Geschichten kommen entlang einer von Gabi Beltrán („Geschichten aus dem Viertel") beigesteuerten Erzählung mal liebevoll, mal boshaft, mal überdreht und mal nachdenklich daher. Und sie reihen sich, wie Nekane Aramburu, die Chefin des Kunstmuseums Es Baluard im Vorwort ausführt, in die jahrhundertealte Tradition der Landschaftsmalerei ein - auch in die mallorquinische, die von Künstlern wie Joaquim Mir, Santiago Rusiñol oder Antoni Gelabert geprägt wurde.