1967, im Jahr ihrer Gründung, hatten sich Les Luthiers sicher nicht träumen lassen, ein halbes Jahrhundert später noch immer zu existieren. Die sechs „porteños" - wie die Bewohner der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires genannt werden - sind im spanischsprachigen Raum zu einer Institution geworden: Die musizierende Komikertruppe tourt mittlerweile in der fünften Zusammensetzung durch die Welt. Die Zeitläufte brachten es dabei mit sich, dass zwei Mitglieder - Gerardo Masana und Daniel Rabinovich - starben. Das hat nichts an dem Vergnügen der verbliebenen Künstler geändert, ihre Fans weiter mit einer ganz speziellen Mischung aus bewusst unzotigem Humor und Musik zu unterhalten. Die wichtigsten Requisiten sind dabei die zusammengebastelten Instrumente selbst, von denen einige so aussehen, als kämen sie direkt vom Sperrmüll. Mit ihrem Konzept begeistern die „Luthiers" nicht nur in Argentinien, sondern auch in so ziemlich ganz Südamerika die Menschen.

Nicht ohne meinen Frack

Immer in Fracks gekleidet, stehen Carlos López Puccio, Carlos Núñez Cortés, Jorge Maronna, Marcos Mundstock, Horacio „Tato" Turano und Martín O´Connor für etwas ganz Eigenes: hochwertigen musikalischen Humor. Die Künstler, inzwischen alle Ende 60 bis Anfang 70 Jahre alt, sagen, ihn zum Gaudium der Welt erfunden zu haben. „Wir sind im Augenblick die einzigen Vertreter dieses Genres", so Puccio kürzlich gegenüber der spanischen Nachrichtenagentur Efe bei der Vorstellung ihres neuen, zwei Stunden dauernden Programms.

„¡Chist", ein Rückblick auf das jahrzehntelange Schaffen der Gruppe, wird am 22., 23., 24. und 25. November auch im Auditorium Palma zu sehen sein - trotz saftiger Eintrittspreise empfiehlt es sich, frühzeitig Karten zu besorgen. Les Luthiers beehren Mallorca nicht das erste Mal, aber sie tun es nur alle Jubeljahre. Dabei mögen sie Spanien so sehr, dass sie zuweilen sogar in kleinen Provinztheatern wie in Arrecife auftreten, der dörflichen Hauptstadt der Kanareninsel Lanzarote.

Ein „Luthier" ist in Frankreich ein Handwerker, der Streichinstru­mente herstellt, aber auch solche wieder auf Vordermann zu bringen versucht, die nicht mehr gut klingen. Er ist einer, der die Perfek­tion sucht, diese aber nicht immer erreicht. Bewusst unfertig klingt denn auch so manches, was die Komiker musikalisch von sich geben. Doch dann kriegt es einer von ihnen wenig später unerwartet hin, ein perfektes klassisches Klavierstück fehlerfrei hinzulegen. Ausgezeichnete Musiker sind sie alle sechs.

Gewürzt wird das Konzept mit dem Humor der argentinischen Hauptstadt - einer Mischung aus sarkastischen, psychologisierend-intellektuellen und zuweilen melancholischen Einlagen, die nie nur flapsig-vordergründig, sondern in der Regel hintergründig bis boshaft sind.

Er wundere sich immer wieder über die jungen Zuschauer, sagte Martin O´Connor in dem Efe-Interview. „Die sind es gewöhnt, derben Humor zu hören, und wenn sie uns sehen, finden sie heraus, dass sie auch dann lachen können, wenn sie kein einziges schlechtes Wort hören."

Von Kirchenmusik bis Rap

In „¡Chist!" geben Les Luthiers unter ihren Fans bestens bekannte Stücke wie „La comisión", „El bolero de los celos" und „La bella y graciosa moza marchose a lavar la ropa" zum Besten. Auch „Manuel Darío", eine beißend-parodistische Bestandsaufnahme des eher grob gestrickten Schaffens des gleichnamigen Folk-Sängers, ist Teil der Aufführung. Was die Musikstile anbelangt, grasen die „Luthiers", so wie sie es schon immer taten, ein weites Feld ab - von Oper über Gregorianische Gesänge bis hin zu Bolero und sogar Rap.

So kann man damit rechnen, zwar nicht grundlegend verwandelt, aber doch in einem heiteren Zustand wieder auf die Straße zu gehen. Wobei es angesichts der Hintergründigkeit der „Luthiers" auch vorkommen kann, dass man ins Nachdenken kommt. Die Künstler sind halt nicht nur

Lachmuskel-, sondern auch Seelenmasseure.

Les Luthiers im Auditorium Palma, 22.-25. November, 21 Uhr. Karten von 55 bis 70 Euro unter www.auditoriumpalma.com