Das ist mal ein Einstand in der Kulturszene auf Mallorca: Nicht einmal zwei Monate war er im Amt, als der neue Kulturdezernent der Stadt Palma, Llorenç Carrió, schon in die Schlagzeilen kam. Ende Oktober verkündete er die Entlassung des Leiters der Fundació Palma Espai d´Art (FPEA), Fernando Gomez de la Cuesta, der seinerseits auch nur 54 Tagen im Amt war. Die stadt­eigene Stiftung ist für die Verwaltung der Ausstellungshallen Casal Solleric und CAC Ses Voltes verantwortlich. Carrió warf Gómez vor, die verlangte Arbeit verweigert, administrative Richtlinien missachtet und private Projekte als Initiativen des Casal Solleric verkauft zu haben. Der Aufschrei aus der Kulturszene war groß. Rücktrittsforderungen wurden laut. Carrió wird vorgeworfen, den Kurator, der eine breite internationale Erfahrung vorweisen kann, aus politischen Gründen entlassen zu haben. Gómez de la Cuesta selbst wies die meisten Vorwürfe zurück. Die Wogen schlugen hoch, und zu allem Übel verbot das Kulturdezernat - ohne ersichtlichen Grund - auch noch ein Konzert des japanischen Gitarristen Norio Sato im Casal Solleric, wofür es sich im Nachhinein entschuldigen musste. Der 36-jährige Politiker des Linksbündnis Més per Palma gibt sich dennoch im Interview entspannt.

Herr Carrió, acht Monate hatte das Solleric keinen Leiter. Dann hatte man einen, und der ist nun wieder weg. Warum musste Gómez de la Cuesta gehen?

Es war keine leichte Entscheidung. Es ging vor allem um Transparenz. Wir wussten nicht, was vor sich geht. Also haben wir uns die Arbeit im Casal Solleric genauer angeschaut und festgestellt, dass sehr fahrlässig gearbeitet wurde. So hat er etwa private Projekte als Initiativen des Casal Solleric ausgegeben. Die administrativen Vorgänge, die in so einem Amt sehr wichtig sind, hat er nicht respektiert. Als wir ihn darüber aufgeklärt haben, hat sich nichts geändert.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir haben uns in den vergangenen Tagen mit den verschiedenen Verbänden aus der Kultur zusammengesetzt. Ein erstes Ziel wird sein, dass wir die Statuten der Stiftung ändern, damit mehr Vertreter aus der Kultur im Stiftungsrat teilnehmen können. Ziel der Zusammenarbeit ist es, Richtlinien für die Neubesetzung des Direktorenpostens zu erarbeiten und die Arbeit der Stiftung

voranzutreiben.

Das klingt so, als ob das Casal Solleric eine Weile ohne künstlerische Leitung sein wird.

Nun, unser Ziel ist es natürlich, das so bald wie möglich zu lösen. Ein genaues Datum kann ich aber nicht nennen.

Was heißt das für das Programm?

Für die kommenden Monate steht das Ausstellungsprogramm bereits. Einzelevents wie Konzerte stehen noch nicht fest. Ich hoffe, dass wir rechtzeitig die Ausrichtung unserer Ausstellungshäuser geklärt haben. Bezüglich der ­Programmpunkte, die Gómez de la Cuesta angerissen hat, wird sich der Stiftungsrat diese anschauen und entscheiden, ob diese umgesetzt werden.

Das wird aber knapp, wenn die neue Stiftungsleitung erst einmal gefunden werden will und dann noch ausreichend Zeit haben muss, um das Programm vorzubereiten.

Wir haben bestimmt noch drei oder vier Monate Programm für das Solleric. Danach werden wir an dem Punkt sein, dass wir weiterarbeiten können. Das werden vielleicht nicht die besten Bedingungen sein. Aber andere Kunsthäuser haben schon schwierigere Situationen gemeistert.

Die Kulturszene hat sehr kritisch auf die Entlassung Gómez de la Cuestas reagiert. Wie wollen Sie das Vertrauen wieder aufbauen, das auch ein möglicher Nachfolger für seine Arbeit braucht?

Unser Wunsch ist es, vernünftig arbeiten zu können. Wenn man die administrativen Richtlinien einhält, glaube ich, dass das wunderbarklappen kann.

Das Casal Balaguer, das dritte Kunsthaus der Stadt

Wir sind dabei, ein paar letzte Fragen zu klären. Das betrifft unter anderem die Sicherheit. Zum Jahresanfang 2017 wollen wir einen Tag der Offenen Tür veranstalten, damit die Bürger sich einen ersten Eindruck verschaffen können. Wir wollen das Haus weniger als Ausstellungsraum denn als Museum nutzen. In ein paar Monaten hoffen wir, alles hergerichtet zu haben.

Welche Projekte wollen Sie in den kommenden drei Jahren vorantreiben?

Zwei Punkte sollen im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen. Zum einen wollen wir das kulturelle Erbe dieser Stadt aufarbeiten. Dabei wird auch das Casal Balaguer als Geschichtsmuseum eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören Konferenzen zu Erinnerungskultur und kulturellem Bewusstsein, aber auch die historische Aufarbeitung auf lokaler Ebene. Zum anderen wollen wir den Aspekt der Teilhabe und der Demokratisierung

vorantreiben.

Was heißt das?

Wir sind mit den Vorbereitungen natürlich noch nicht fertig, aber eine Maßnahme wird sein, dass wir einen Städtischen Kulturrat einführen, bei dem es einen regelmäßigen Austausch zwischen dem Kultur­dezernat und den verschiedenen Verbänden und Akteuren gibt. Wir sind gerade dabei, die Details zu klären.

Die Miró-Stiftung, an der die Stadt beteiligt ist, feiert im kommenden Jahr das 25. Jubiläum ihrer Räume. Welche Rolle wird sie im Kulturleben der Stadt spielen?

Wir planen verschiedene Veranstaltungen und wollen das Erbe dieses Hauses würdig vertreten. Zudem arbeiten wir gerade mit dem Inselrat und dem Nationalen Kulturerbe­-institut an einem Projekt, um eine Serie Drucke aus der Finca Son Boter zurückzubekommen.