Pass bloß auf, hatten sie dem Ramon-Llull-Experten Alexander Fidora aus Barcelona geraten, als er vor ein paar Monaten nach Tunis zu einer Konferenz fuhr. Bloß nicht über Religion sprechen. „Also habe ich einen sehr vorsichtigen Vortrag gehalten. Aber danach baten mich die Leute dort über die religiösen Aspekte von Llulls Wirken zu sprechen. Statt Ressentiments habe ich großes Interesse gespürt."

Ein Jahr lang standen vor allem die Balearen und Katalonien im Zeichen Ramon Llulls. Am Sonntag (27.11.) endet das Gedenkjahr zum 700. Todestag des mallorquinischen Philosophen und Theologen. „Der Erfolg dieses Gedenkjahres hat unsere optimistischsten Erwartungen übertroffen", sagt Josep Amen­gual. Er hat die Veranstaltungen des Bistums Mallorca mitorganisiert, so unter anderem den großen Eröffnungskongress Ende November vergangenen Jahres. Alexander Fidora gibt sich vorsichtiger, aber ebenfalls positiv: „Ich kann nicht sagen, ob wir wirklich die breite Gesellschaft erreicht haben, aber ich war auf vielen Veranstaltungen und habe dort viele Menschen von außerhalb der akademischen Zirkel getroffen."

Die Qualität der wissenschaftlichen Beiträge auf den Kongressen und Veranstaltungen im Laufe des Jahres sei beeindruckend gewesen, sagt Amengual. Für Fidora ist der Umstand, dass sich theologische Fakultäten mit Llull als Theologen beschäftigt haben, ein Erfolg dieses Jahres. „Dass Llull auch Theologe war, ist kein Geheimnis, aber dass sich Universitäten und teilweise auch die Kirche damit auseinandersetzen, ist ein Durchbruch. In akademischen Kreisen wurde er zuvor eher als Literat und Philosoph wahrgenommen."

Beim Raimundus-Lullus-Institut in Freiburg hingegen verlief das Jahr weitgehend ereignislos. „Der Lehrstuhl ist derzeit vakant, deshalb konnten wir nichts organisieren", sagt Viola Tenge-Wolf vom Institut.

Amengual sieht die Gefahr, dass die Arbeitsergebnisse des Llull-Gedenkjahres verpuffen könnten, wenn nicht weiter konsequent investiert wird. „Dabei haben wir etwa an der Balearen-Universität sowohl unter den Professoren als auch unter den Studenten sehr fähige Leute, die bereit und in der Lage sind, die Arbeit fortzuführen." Fidora gibt sich eher optimistisch: „Ich glaube, wir haben wichtige Schritte gemacht. Das Ramon-Llull-Jahr wird man auch in der Gesellschaft nicht so leicht vergessen. Wir werden sehen, ob er heiliggesprochen wird, das würde die Konversation sicher aufrechterhalten." „Und ansonsten", sagt er lachend, „sind es nur noch 16 Jahre, bis wir seinen 800. Geburtstag feiern."