Bernat Quetglas weiß trotz seiner erst 23 Jahre ziemlich genau, was er will. Das wird schnell klar, wenn man mit dem Musiker, Komponisten und angehenden Dirigenten spricht. Der junge Mann aus Sa Cabaneta, der in Madrid Orchesterleitung studiert, hat ein neues Ensemble auf der Insel ins Leben gerufen. Das „­Orquestra de Cambra Mallorca" soll eine ­Lücke füllen, die Quetglas schon lange gestört hat. „Es gibt außerhalb von Palma für Freunde von klassischer Musik sehr wenige Angebote. Das wollen wir ändern", sagt Bernat Quetglas der MZ.

Er hat dabei im Sinn, gleich drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Neben dem Mangel an Klassik in der part forana will Quetglas jungen Musikern des Konservatoriums eine Plattform geben. Außerdem soll das Ensemble junge Leute mit erfahreneren Musikern zusammenbringen, und so den angehenden Profimusikern eine Weiterbildung außerhalb des Konservatoriums bieten.

Quetglas startete mit einer rund 35-köpfigen Besetzung Ende Dezember mit einem Eröffnungskonzert in Llubí. Er legte dabei nicht bei null los, sondern kannte fast alle der Musiker bereits vorher. „Wir hatten mehrfach zuvor einzelne Projekte gemeinsam bestritten, sodass es relativ einfach war, die Leute für das Orchester zu gewinnen." Ein Vorspielen veranstaltete Quetglas deshalb zunächst nicht. Falls es eines Tages mehr Bewerber als Plätze für das im Prinzip auf 40 Mitglieder ­limitierte Orchester geben sollte, könne man darüber nachdenken.

Ziel des 23-Jährigen ist, bei den Auftritten des Orquestra de Cambra de Mallorca verschiedene Genres zu vereinen. So plant er Aufführungen mit Elementen aus Oper, Theater oder Tanz. Im Juni etwa steht ein gemeinsames Konzert mit den Tänzerinnen des jungen Madrider Flamenco-Ensembles Colectivo Gitanes auf dem Programm.

Im April - der genaue Termin steht noch nicht fest - gibt es ein Konzert mit dem Really Big Chorus, einem Zusammenschluss von britischen Chören mit mehr als 4.000 Mitgliedern. Die Sänger gehen jedes Jahr auf Konzertreise in ein anderes Land und musizieren dort gemeinsam mit einheimischen Ensembles. „Das war pures Glück, dass mich der Chor angeschrieben hat", sagt Quetglas. So werden Ende März rund 200 Sänger auf Mallorca eintreffen und vier Tage lang proben. Ein Konzert in der Kathedrale gemeinsam mit dem Kammerorchester rundet die Reise ab.

Die übrigen Konzerte wird das Ensemble vor allem mit dem klassischen Repertoire aus Mozart und Haydn bestreiten („die sind perfekt zum Lernen geeignet, weil sie höchste Ansprüche an den Musiker stellen") sowie der einen oder anderen zeitgenössischen Komposition, teilweise auch von der Insel. Wenn es passt, will Quetglas ein eigenes Werk mit einbringen. „Aber nicht aus reinem Selbstzweck, das Orchester soll kein Ego-Projekt sein."

Dass das Konzept des Orquestra de Cambra Hand und Fuß hat, zeigt sich auch im finanziellen Bereich. Quetglas ist kein Anhänger davon, dass Musiker zunächst einmal ehrenamtlich auftreten. „Das ist eine Arbeit wie jede andere auch, und die muss honoriert werden." Zwei Unternehmen hat er bereits als Sponsoren für die Auftritte gewonnen, die Gemeinden, in denen das Orchester auftritt, zahlen ebenfalls eine Gage. Ob die Konzertbesucher Eintritt zahlen, hängt derzeit noch von der Entscheidung der jeweiligen Gemeinde ab. In der kommenden Saison soll es dann aber Abonnements geben.

Die Konzerttermine werden demnächst unter www.bernatquetglas.com/concerts bekannt gegeben.