Wenn man sich Palmas Hafen vom Meeresboden aus nähert, spaziert man durch ein Labyrinth aus Ankerketten der Schiffe. So zumindest stellt sich die Künstlerin Patricia Mato-Mora den für Menschen doch eher ungewöhnlichen Einreiseweg in die Inselhauptstadt vor. Auf dieser Idee basiert die Ausstellung „Posidonia" (Neptungras), die seit Donnerstag (16.3.) in der Fundación Pilar i Joan Miró in Cala Major zu sehen ist. Mit dem Konzept hatte die 28-Jährige im Oktober 2015 den Stiftungspreis „Pilar Juncosa i Sotheby´s" gewonnen.

Ursprünglich sollte es eine durchgehende Kette sein, die sich durch den Raum schlängelt. Früher hatte die Künstlerin Zeichnungen gemacht, bei denen sie den Stift nicht absetzt. Die fortlaufende Kette sollte diesen Gedanken im dreidimensionalen Raum weiterführen. Aber der „Espai Cubic" im Stiftungsmuseum gab das nicht her. Also disponierte sie um. 18 verschiedene Ketten hängen nun von der Decke und den Wänden, sodass man sich tatsächlich wie in einem Hafenbecken fühlt.

Die Ketten bestehen aus Keramik. Knapp 3.000 Elemente hat die Künstlerin zusammen mit einer Kollegin per Hand hergestellt und im stiftungseigenen Ofen bei 1.280 Grad Celcius gebrannt. „Es ist uns, auch mithilfe eines befreundeten Ingenieurs, gelungen, eine sehr harte, widerstandsfähige Keramik herzustellen. Er war selbst überrascht, wie hart sie geworden ist." Und tatsächlich: Wenn man an den Ketten zieht, die von der Decke hängen, hat man nicht das Gefühl, dass da gleich etwas kaputtgeht. „Wir überlegen gerade, wie man diese Keramik anderweitig, etwa im Bau, verwenden könnte", sagt die ­Künstlerin.

Mato-Mora ist Mallorquinerin, lebt aber seit zehn Jahren in London. Dort hat sie Architektur studiert. Jetzt lebt sie als freischaffende Künstlerin und arbeitet als Dozentin für Architektur. „Die lange Zeit im Ausland hat irgendwie dazu geführt, dass ich mir meiner ´Mallorquinität´ noch mehr bewusst bin. Es gibt diese Sensibilität des Mittelmeers, die sich in meine Arbeit einschleicht."

Die Ausstellung in der Fundació Miró, so hatte sich Mato-Mora für den Preis beworben, soll „eine Atmosphäre schaffen, die an das traditionelle maritime Palma erinnert". Es ist zugleich eine künstlerische Rückkehr in die Heimat.

Der Boden wird mit kleinen bunten Nylonbändern bedeckt sein, so wie man sie teilweise an Reißverschlüssen von Rucksäcken findet. Sie sollen das Neptungras, aber auch die Algen symbolisieren. Dass sie bunt sind, erklärt ­Mato-Mora mit ihrer Faszination für chemische Farben, die in der Natur so nie oder nur selten vorkommen.

Die Besucher sind aufgefordert, die Bänder zu nehmen und sie an die Ketten zu binden. „So wie es bei Ankerketten eine Linie gibt, bis zu der das Wasser reicht und die Kette von Algen bedeckt ist, sollen die Besucher eine eigene Linie schaffen", sagt Mato-Mora. „Ich bin gespannt, was die Leute aus meiner Arbeit machen."

Als Teil einer ökologischen Botschaft will sie die Installation nicht verstanden wissen. „Ich begreife die Thematik eher von einer philosophischen als von einer moralischen Perspektive. Der Mensch fühlt sich der Natur immer überlegen. Ich möchte ein bisschen zum Ausdruck bringen, dass wir im Grunde auch nicht viel mehr Einfluss haben als ein Weichtier oder eine Alge."

Im Gang, der zur Installation führt, zeigt die Künstlerin Bilder und Ausstellungsstücke des Entstehungsprozesses, der im Oktober 2016 begann. Die Fotografin Prisca Laguna hat ihn alle zwei Wochen dokumentiert. Herausgekommen sind ruhende Fotografien, die auch diesen Artikel bebildern. Zudem sind verschiedene Prototypen der Kettenelemente ausgestellt. „Mir war es wichtig, dass die Arbeit der vergangenen Monate sichtbar wird. Auch mit ihren Fehlern. Deshalb haben wir auch kaputte Elemente ausgestellt."

Mato-Mora hat die Keramik in vier verschiedenen Farben gebrannt. Aber das, was man in den Ofen legt, und das, was herauskommt, ist nicht dasselbe. Mato-Mora zeigt zwei Ketten, die aus der gleichen Erde gebrannt sind. Die eine ist hell geworden, die ­andere fast dunkelbraun. „Der Ofen macht mit der Keramik, was er will. Genau das ist das Spannende daran."

Patricia Mato-Mora, "Posidonia", Fundación Pilar i Joan Miró, bis 11.6. Weitere Infos: miro.palmademallorca.es