Es war ein wichtiger Tag für Kulturdezernentin Francisca Niell. Die Politikerin führte am Freitag (31.3.) Politiker, Journalisten und Vertreter des Kulturlebens durch ein städtisches Gebäude, das mehr als sieben Jahre lang leer stand. 2009 war es wegen Baufälligkeit geschlossen worden. Seit Samstag (1.4.) ist es nun teilweise wieder offen, das Casal Balaguer.

Der Palast im Carrer Unió ist seit 1949 im Besitz der Stadt und hat den Ratsleuten in den vergangenen Jahren vor allem Kopfzerbrechen bereitet. Der extrem schlechte bauliche Zustand, das unklare Nutzungskonzept, die aufwendige Renovierung, all dies war kräftezehrend. Den Namen Casal Balaguer verbindet man vor allem mit Problemen. Als die Stadt 2009 mit den Arbeiten begann, regnete es durch das Dach. „Hier sammelte sich das Wasser", erzählt Francisca Niell im Innenhof, „es war höchste Zeit, dass etwas passiert." In Zukunft soll hier das Stadtmuseum untergebracht werden.

Niell ist eine erfahrene Kulturmanagerin, die unter anderem das Kulturzentrum der verschwundenen Sparkasse Sa Nostra geleitet hat, nicht weit vom Casal Balaguer. Sie schmerzte der Verfall: „Die Bürger haben dieses Haus verdient, es ist ein begehbarer Zeitzeuge." Vorerst kann man davon allerdings nur den prächtigen Innenhof - den größten der Stadt - bewundern. In den rundum gelegenen Räumen des Erdgeschosses sollen wechselnde Ausstellungen untergebracht werden. Derzeit wird dort die Geschichte des Hauses und seiner Renovierung vermittelt.

Im ersten, bis Ende des Jahres noch geschlossenen Stockwerk werden dann Originalzimmer und -möbel aus dem 19. Jahrhundert ausgestellt. Dort befinden sich die ehemaligen Wohnräume der letzten Besitzerfamilie Balaguer Vallés. Auch kleinere Veranstaltungsräume sind dort vorgesehen.

Begeistern kann diese Nutzung nicht. Alte Möbel und Dekorationsgegenstände als Dauerausstellung in den schönsten Räumen - das ist für ein Stadtmuseum viel zu wenig. Bei der Teileröffnung wurde deutlich, dass die Stadt derzeit keinen überzeugenden Plan zur Nutzung des neuen Museums und Kulturzentrums hat. Auch wer das Casal Balaguer in Zukunft leiten wird, ist noch unklar. Fast zwei Jahre nach dem ­Regierungswechsel gibt es niemanden, der der städtischen Kulturpolitik einen Stempel aufdrücken kann. Die beiden anderen städtischen Kulturräume, das Casal Solleric und das CAC Ses Voltes, sind ohne Leitung oder sogar geschlossen.

Zumindest kann man sich an der bravourösen Renovierung erfreuen, schon deshalb lohnt sich ein Besuch. Verantwortlich für die sechs Millionen Euro teure Umgestaltung waren die Architekturbüros Duch-Pizà und Flores+Prats. Das einstige Wohn­gebäude stammt mehrheitlich aus dem 14. Jahrhundert - wobei auch Spuren aus der arabischen Epoche erhalten sind -, wurde im 16. Jahrhundert erstmals renoviert und im 18. Jahrhundert erweitert. Die Renovierung war für den europäischen Mies-van- der-Rohe-Preis nominiert, Finalist bei den spanischen Architekturpreisen FAD und auch zur Architektur-Biennale in Venedig eingeladen. „Wir haben unser Herzblut hineinfließen lassen", sagt die Architektin Maria José Duch, „es ist ein wunderbares Geschenk an die Stadt."

Sie und ihre Kollegen Xisco ­Pizà (der vergangenes Jahr verstorben ist), Eva Prats und Ricardo Flores haben es geschafft, eines der prächtigsten Beispiele für Palmas private Baugeschichte so zu renovieren, dass man sich in dem alten Gemäuer zu Hause fühlt: viel Licht, klare Linien, edle Materialien. Das Haus war so verfallen, dass Elemente komplett neu eingefügt werden mussten, Geländer, Fenster, Treppen, Decken, Dachbalken. Wände oder Treppen wurden verlegt oder ganz entfernt. „Wir wollten das Geheimnis, den verwinkelten Charakter des Hauses erhalten", sagt Duch, „ohne es dabei düster wirken zu lassen." Das ist gelungen. Die Öffnung der Räume und die Kombination von Alt und Neu verleihen dem Casal Balaguer eine beeindruckende Gesamtpräsenz und schaffen viel Raum für unterschiedliche Nutzung. Bleibt zu hoffen, dass die Programmgestaltung bald auf der Höhe der Restaurierung ankommt.

Casal Balaguer, Carrer Unió, 3, Palma. Tel.: 971-93 71 46. Di.-Fr. 16.30 bis 20 Uhr, Sa. 10.15-14 Uhr.

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