Mark Collins geht schnell ans Telefon. Die Band sei mitten in den Proben für die neue Tour, sagt der 51-Jährige. Der Gitarrist ist neben Sänger Tim Burgess das bekannteste Gesicht der englischen Rockband The Charlatans. „Wir haben noch einiges zu üben."

Die Band besteht in wechselnden Besetzungen seit 1988. Vom Sound her sind The Charlatans mit den Bands der Madchester-Bewegung zu vergleichen, etwa den The Stone Roses oder The Happy Mondays. Obwohl ihre ersten Alben zu dieser Zeit erschienen und sie mit „Indian Rope" einen Indie-Hit hatten, kam der große Erfolg erst Mitte der 90er-Jahre, zu einer Zeit also, als die britische Musikszene sich eher um die Frage Blur oder Oasis stritt. Besonders ihr 1995 erschienenes, selbst betiteltes Album sorgte für Furore. Die Single „Just When You´re Thinkin´ Things Over" schaffte es in die Top 20 der Charts.

Auf dem Mallorca Live Festival (12./13.5.) im ehemaligen Aquapark in Magaluf spielen sie in der Nacht auf Sonntag um 1 Uhr morgens. Dort werden sicher auch Songs aus dem neuen Album „Different Days" zu hören sein, das am 26.5. erscheint.Herr Collins, „Different Days" ist bereits ihr dreizehntes Album. Wie schafft man es nach so langer Zeit, den Geist der Band frisch zu halten?

Nun, wir versuchen weiterhin Spaß zu haben. Beim neuen Album haben wir ein paar befreundete Musiker eingeladen. Johnny Marr (The Smiths, Modest Mouse) etwa, der auf der neuen Single „Public ­Machinery" mitspielt. Oder auch Paul Weller (The Jam, Style Council), der auch am Songwriting beteiligt war. Genau solche Sachen sorgen dafür, dass es nicht langweilig wird.

Infos: Das gibt's beim Mallorca Live Festival

Inwieweit hat sich der Songwriting-Prozess verändert?

Inwieweit hat sich der Songwriting-Prozess verändert?Er ist jedes Mal anders. Wir haben keine besonders fixe Struktur. Wir können als ganze Band Songs

schreiben oder auch alleine oder zu zweit.Sind Sie jetzt eine bessere Band als vor 25 Jahren?

So weit reicht meine Erinnerung nicht zurück. Wir haben noch viel Spaß. Und unsere Alben sind

so gut, wie wir im jeweiligen Moment sind.

Im Laufe der Jahre haben Sie als Band einige Tragödien erlebt. Der Keyboarder Rob Collins starb bei einem Autounfall, Schlagzeuger Jon Brookes erlag dem Krebs. Hat Sie das als Band zusammenwachsen lassen?

Wir hatten schwere Momente, das stimmt. Aber ich glaube nicht, dass uns das von irgendjemand anderes unterscheidet. Jeder erlebt Verluste im Familien- oder Freundeskreis. Ich glaube nicht, dass das Schicksal uns da härter getroffen hat als andere. Man muss einfach weitermachen.

Da Sie eben Paul Weller erwähnten. Der hat kürzlich in einem viel beachteten Interview gesagt, dass die derzeitige Gitarrenmusik ziemlich langweilig sei. Die einzige spannende britsche Musik sei derzeit Grime. Teilen Sie diese Einschätzung?

Ich weiß nicht mal, ob er selbst diese Einschätzung teilt. Ich möchte seine Meinung dazu nicht kommentieren.Welche aktuellen Künstler hören Sie?

Dafür habe ich gar keine Zeit. Wir müssen die neuen Songs für die Tour üben, da habe ich keine Zeit, mich groß mit der Musik anderer auseinanderzusetzen. Wenn etwas gut klingt, klingt es gut. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Inwieweit hat das Comeback der Stone Roses seit 2011 The Charlatans beeinflusst? Hat Ihnen die mediale Aufmerksamkeit neue Fans gebracht, die sich erstmals mit der Madchester-Szene auseinandergesetzt haben?

Ha! Ich glaube, es war eher so, dass wir ihnen geholfen haben, als andersrum. Wir sind diejenigen, die durchgehalten haben und in all den Jahren dazwischen Alben gemacht haben. Nee, mal im Ernst, ich glaube nicht, dass das irgendeinen Einfluss auf uns oder unsere Popularität hatte.