Im Alter von 36 Jahren zum ersten Mal ein Gemälde auf Leinwand zu bringen, ist keine besonders gute Voraussetzung für eine große Künstlerkarriere. Picasso etwa war acht bei seinem ersten Bild, Barceló entdeckte mit 13 die Art brût, Klimt bekam mit 14 ein Kunststipendium.

Knapp 20 Jahre lebte der in New York geborene Lyonel Feininger (1871-1956) schon in Europa und hatte sich vor allem als Zeichner von Illustrationen und Comics einen Namen gemacht, als er den Schritt in Richtung Kunst ging. Dennoch sollte er in den folgenden Jahren zu einem der bekanntesten Vertreter seiner Generation werden.

Eine Ausstellung, die am Mittwoch (14.6.) in der Fundación Juan March im Zentrum von Palma eröffnet wurde, zeigt nun die Vielfalt seiner Kunst. Neben Illustrationen und Zeichnungen sieht man den Einfluss des Kubismus in seiner Malerei, es werden Drucke gezeigt (er war der erste Leiter der Druckwerkstätten im Bauhaus in Weimar) und ebenso Spielzeug. Menschen sind ein wichtiger Aspekt seiner Arbeiten, ebenso Stadtlandschaften. Und nicht zuletzt war die deutsche Ostsee ein Sehnsuchtsort für den Künstler, der sie immer wieder in seinen Gemälden abbildete.

„Feininger lässt sich nicht einfach in Schubladen stecken. Er ist weder eindeutig abstrakt noch figurativ. Er hat Einflüsse von deutschem Expressionismus, vom Surrealismus und vom Kubismus. Und er war einer der talentiertesten Zeichner seiner Generation", sagt Manuel Fontán del Junco, der Ausstellungsleiter der Stiftung.

Die Werkschau ist nicht nur wegen der Vielfalt der Arbeiten eine besondere: So sehr ­Feininger in Nordeuropa und den USA ein anerkannter Künstler ist, so wenig erforscht ist seine Arbeit in Spanien. Tatsächlich ist die Ausstellung in Palma erst das zweite Mal, dass man eine Retrospektive des Künstlers hierzulande sehen kann. Die erste Gelegenheit war Anfang des Jahres die etwas größere Variante der jetzigen Präsentation in Madrid.

1937 beschloss Feininger, der als 16-Jähriger von den Eltern nach Deutschland für eine Musikerausbildung geschickt worden war, in die USA zurückzugehen. Der Terror des Naziregimes machte es ihm als Künstler und seiner Frau als Jüdin unmöglich, weiter in seiner Wahlheimat zu bleiben. Es war kein leichter Schritt für den damals 66-Jährigen. In Deutschland war er immer als US-Amerikaner wahr­genommen worden, in den USA war er der Deutsche. Kein besonders leichtes Los in jenen Zeiten. Erst die Teilnahme an einer kollektiven Werkschau im MoMA in New York im Jahr 1942 lässt ihn auch künstlerisch in den USA wieder ankommen.

Die in Palma gezeigten Werke stammen vorwiegend aus drei privaten Sammlungen in ­Deutschland. Vor allem die Comics wurden vom offiziellen Nachlassverwalter, dem seit 1971 in London ansässigen deutschen Galeristen Achim Moeller zur Verfügung gestellt. Begleitet wird die Ausstellung, die in Palma drei Säle umfasst, durch einen umfangreichen Katalog, in dem Feiningers Schaffen in seiner ganzen Breite dargestellt wird.

Lyonel Feininger: cómics, juguetes, dibujos y pinturas, Museu Fundación Juan March Palma, Carrer Sant Miquel, 11, bis 14.10., Infos unter www.march.es/arte/palma