Vor 37 Jahren war er schon einmal auf Mallorca. Damals spielte Al Di Meola mit John McLaughlin und Paco de Lucía in der Stierkampfarena in Palma. Es war eine legendäre Tour, festgehalten in dem Album „Friday Night in San Francisco". Der MZ sagt er am Telefon: „Ich kann mich erinnern, dass wir mal in einer Stierkampfarena gespielt haben, mehr aber nicht."

US-Gitarrist Al Di Meola ist auf Europatour. Am 15.11. spielt er das zweite Konzert des wiederauferstandenen Festivals „Jazz Voyeur" im Trui Teatre in Palma de Mallorca. Seit seiner Show mit den beiden anderen Ausnahmegitarristen ist der Flitzefinger, der als einer der Mitbegründer des Fusion-Jazz gilt, nicht mehr auf der Insel gewesen. „Paco de Lucía hat mich eingeladen, ihn zu besuchen, aber mein Terminkalender war immer zu voll", sagt Di Meola. Er hoffe aber, bei seinem Besuch auf der Insel dessen Witwe, Gabriela Causeco, zu besuchen.

Über 40 Jahre steht der 63-Jährige schon als Solokünstler auf der Bühne, wird für sein schnelles, aber präzises, von rhythmischer Perfektion geprägtes Spiel auf der Gitarre gefeiert. „Diejenigen, die behaupten eine Note sage mehr als hundert, wissen nicht wovon sie reden", stellte er seinen Standpunkt in einem Interview mit der Fachzeitschrift „Guitar World" klar.

Begonnen hat der aus New Jersey stammende Enkel eines süditalienischen Einwanderers in den USA seine Karriere als Tourgitarrist von Jazzlegende Chick Corea. Später wurde Di Meola dafür bekannt, den Jazz mit anderen Musikgattungen - sowohl Rockmusik als auch verschiedenen Ausläufern der Weltmusik - zu verbinden.

In den Anfangstagen seiner Karriere, so erzählte er häufig, habe er täglich acht bis zehn Stunden geübt. Auch jetzt widme er sich pro Tag zwei bis drei Stunden dem Instrument, selbst wenn er auf Tour sei. Sein Gitarrenspiel mag ausgefeilt sein, seine Erklärungen sind eher schnörkellos: „Je mehr ich übe, desto besser klappt es später auf der Bühne."

Seine Motivation, nach so vielen Jahren immer noch auf der Bühne zu stehen, sei der Applaus des Publikums. „Ich bin sehr stolz auf meine Kompositio­nen. Das Leben im Aufnahmestudio ist sehr speziell, von viel Konzentration geprägt. Wenn man dann rauskommt und dem Publikum die Stücke vorspielt, bekommt man endlich eine Reaktion auf das, was man so ­lange ­erarbeitet hat."

Sein bislang letztes Album „Elysium" ist schon über zwei Jahre alt, der Nachfolger „Opus" ist schon im Kasten und soll im kommenden Februar erscheinen. „Es ist stärker als viele Leute erwarten werden", sagt Di Meola. In welcher Hinsicht? „Ich war in einem ganz anderen Gemütszustand als bei dem Vorgänger, als ich es aufgenommen habe. Ich hatte zum ersten Mal seit langer Zeit keinen persönlichen Stress, ich war sogar richtig glücklich. Das hat sich in der Musik niedergeschlagen. Die Stücke sind elaborierter."

Beim Konzert in Palma werde er mindestens drei Songs aus dem neuen Album spielen. Der Virtuose weiß aber noch nicht, mit wem er auf der Bühne stehen wird. „Das hängt immer so ein bisschen davon ab, wer gerade verfügbar ist. Ich reise nicht mit einer festen Band, sondern spiele immer mit denen, die gerade Zeit haben." Normalerweise trete er mit einem Duo oder einem Trio auf.

Sein Publikum sei in den vergangenen Jahren mit ihm gewachsen. „Ich habe das Gefühl, dass es die neuere Musik akzeptiert." Aber natürlich werde er auch die Hits spielen. „Eigentlich spielen wir am Ende jeder Show 'Mediterranean Sundance'." Das Flamenco-Stück mit dem rasanten Arpeggio-Intro ist wohl das berühmteste Lied von „Friday Night in San Francisco".

Al Di Meola spielt am 15.11. ab 21 Uhr im Trui Teatre. Die Karten kosten zwischen 29 und 45 Euro. Mehr Infos unter: jazzvoyeur.koobin.com