Nein, dass Andreu Maimó der Erfolg in die Wiege gelegt wurde, kann man nicht sagen. Er war 14, als er anfing, sich künstlerisch zu betätigen. Das war ums Jahr 1960. Es brauchte danach mehr als 40 Jahre, bevor sich irgendwer für seine Kunst interessierte.

Man könnte sagen: Er ist zu einem ungünstigen Zeitpunkt geboren. Als er jung war, herrschte in Spanien die Diktatur und es gab wenig Kunst. In den 80er-Jahren war er nicht mehr in dem Alter, um zu den jungen Wilden zu gehören. Dass er in Cas Concos in der Gemeinde Felanitx wohnte und kein großes Interesse zeigte, sich unter die Künstler in Palma zu mischen, trug jetzt auch nicht zu erhöhter Aufmerksamkeit bei.

Nicht, dass er es nicht versucht hatte. In den 90er-Jahren bot er seine Werke mehrfach in der Inselhauptstadt an. Einer, der ihn damals ablehnte, war der Schriftsteller Guillem Frontera. Der hat nun das Vorwort zum Katalog geschrieben, der anlässlich der Ausstellung „Quan l'art restaura la memòria" (Wenn die Kunst die Erinnerung wiederherstellt) in Palma erschienen ist.

Maimó zeigt in der Schau in der Kapelle und im dritten Stock des Kulturzentrums Misericòrdia in Palma 80 Arbeiten. Ölmalerei, Skulpturen und Drucke. Ein Leitmotiv sind die Feigenbäume mit ihren scheinbar unendlich miteinander gekreuzten Ästen und Zweigen. Es war dieses Motiv, mit dem Maimó im Jahr 2001 für erstes Aufsehen gesorgt hatte. Damals widmete das Museu de Mallorca dem Autodidakten eine Ausstellung. Seither kann der als eher schüchtern und arbeitsam beschriebene Künstler von seiner kreativen Arbeit leben.

Die Jahrzehnte in der Peripherie der Kunstwelt mit ihren Regeln und ihrem häufig albernem Getue haben dazu geführt, dass Maimó tatsächlich einen eigenen Stil gefunden hat. Neben den Darstellungen von Feigenbäumen gehören dazu auch die von verfaulendem Obst und von verbrannter Natur.

Das mag nicht appetitlich klingen, aber in Maimós gleichzeitig hyperrealistischen wie poetischen Abbildungen liest man in der verschimmelten und verschrumpelten Haut von Zitronen, Quitten und Birnen eine Erzählung über das Leben. Es sind Stillleben der Vergänglichkeit. In den Resten von dem, was einmal Obst war, versucht man wie ganz von selbst die einst so reife Frucht zu erkennen. Im oberen Stockwerk ergänzt Andreu Maimó die Bilder zudem um Skulpturen aus Keramik, in denen er das vergammelte Obst in die Dreidimensionalität überführt.

Ebenso erschreckend wie gleichzeitig anziehend sind die Skulpturen von verbrannten Baumstämmen sowie die Drucke und Malereien mit der gleichen Thematik. Maimó hat sein ganzes Leben auf dem Land gelebt, umgeben von pagesos, den mallorquinischen Bauern. Er unternimmt lange Spaziergänge, er atmet Landluft ein. Seine Werke geben diese Verbundenheit mit der Insel wieder.

Diesem Sammelsurium aus Vergänglichkeit und Vergangenem sind vier Selbstporträts des Künstlers vorangestellt. Sie hängen gleich rechts, wenn man in die Kapelle hereinkommt. Zudem findet sich dort ein Druck, der seinen Freund und Förderer, den Schriftsteller und Historiker Miquel Barceló zeigt. Ob das in diesem Kontext mehr als nur eine Notiz an sich selbst sein soll?

Andreu Maimó, Quan l'art restaura la memòria, Capella de la Misericòrdia, bis 15.12.