Als der begnadete spanische Musikjournalist Kiko Amat vor zwei Jahren eine äußerst empfehlenswerte Sammlung mit seinen (seiner Ansicht nach) besten Artikeln veröffentlichte, gab er ihr den Namen „Chap Chap". Der ein wenig kryptische Titel ist ein Verweis auf den gleichnamigen Song der mallorquinischen Rockband La Granja aus dem Jahr 1988.

Und in der Hinsicht ein wunderschöner Name für eine Retrospektive. In dem Song singen die Mallorquiner: „Chap, chap, prefiero ser siempre un niño a verme crecer. Chap, chap, me quedo aguantando el tipo, no quiero crecer." (Chap chap, ich möchte lieber immer Kind sein, als mich selbst aufwachsen zu sehen. Chap chap, ich biete die Stirn, ich will nicht groß werden).

So ganz haben die vier Bandmitglieder von La Granja den Plan mit dem Jungbleiben nicht hinbekommen. Also rein äußerlich zumindest. 1986 gegründet, feierten sie Ende der 80-er Jahre mit eingängigen Melodien und ­ungewöhnlichen Texten Erfolge in ganz Spanien. Während andere Bands über Liebe sangen, nahmen sich La Granja auch mal etwas kontroverserer Themen wie Abtreibung oder häusliche Gewalt an.

In ihrem ersten Hit „Sufro por ti" (Ich leide an deiner Stelle) singen sie aus der Perspektive eines ­Freiers, der sich betrogen fühlt und die Prostituierte abstechen will. Songs, die man heute vielleicht nicht mehr so machen würde. Damals aber kam das gut an. Ein Journalist schrieb einmal: „La Granja haben das Rad nicht neu erfunden, aber sie sind verdammt gut darin, es zum Drehen zu bringen."

Im Jahr der Bandgründung gewannen sie den Rockwettbewerb der Stadt Palma. Sieben Alben folgten, das bisher letzte im Jahr 2004, sowie Hunderte Konzerte. Vielen Musikkritikern gilt die Band, die mit dem an The Jam erinnernden Liebeslied „Magia en tus ojos" (Zauber in deinen Augen) ihren größten Hit feierten, als eine der besten spanischen Rockbands aller Zeiten. Dennoch, so ganz geheuer war ihnen der Erfolg nicht ganz. „Alles was wir gemacht haben, geschah immer rein zufällig", sagten sie vor wenigen Jahren in einem Interview mit der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca".

Und deshalb haben sie auch irgendwie nicht wirklich aufgehört. Zwar sind die Konzerte seltener geworden, aber auf Mallorca kann man sie ein paar Mal im Jahr sehen. So zum Beispiel auch am Freitag (1.12.). Da treten sie im Konzertsaal La Movida in Palma auf. Und da die Band seit Jahren ein achtes Album ankündigt, werden bisher unveröffentlichte Songs neben den Hits zu hören sein. Auf Facebook bewerben sie das Konzert mit einem Selfie, das sie im Spiegel einer Bar gemacht haben. Vier alte Freunde, die einmal eine der besten Bands des Landes waren.

La Granja, La Movida, 1.12., ab 22 Uhr, Karten 12 Euro