Wieder kreist das Atlàntida Film Fest, das vom 25.6 bis 1.7. in Palma stattfindet, um eine zentrale Thematik: Europa. Festivalleiter Jaume Ripoll sieht „die Notwendigkeit, dass uns das Kino sowohl durch Fiktion als auch durch Dokumentation hilft, besser zu verstehen, was um uns herum passiert." Das Programm soll das in allen Genres und von allen möglichen Standpunkten aus leisten.

Obwohl es erst die dritte Ausgabe des Kinofestivals auf Mallorca ist, gehört es laut spanischem Kulturministerium schon zu einem der zehn besten des Landes. Ursprünglich war es ein reines Onlineformat der Plattform Filmin und fand im Web schon sieben Mal statt. Auf www.filmin.es/

atlantida kann man bis zum 25.7. alle auf Mallorca gezeigten Filme und noch mehr sehen. Ein Online-Pass kostet 15 Euro, die Vorführungen in Palma sind dagegen gratis.

Bei den Festival-Filmen wird es dieses Mal keinen geben, der sich explizit mit dem Thema Flüchtlinge auseinandersetzt. Letztes Jahr schloss das Festival mit „Sea Sorrow", vor zwei Jahren zeigte es „Lampedusa im Winter". Laut Ripoll habe es in diesem Jahr keinen Film gegeben, der diese Analysen der Problematik an Qualität hätten übertreffen können.

Die Highlights

Die offizielle Eröffnung des Atlàntida Film Fests findet am zweiten Tag statt, obwohl am ersten bereits drei Produktionen gezeigt werden. Der Eröffnungsfilm am 26.6. ist eines der Highlights: Waldheims Walzer (El caso Waldheim). Gezeigt wird er ab 22 Uhr im Castell de Bellver. Der Film wurde auf der Berlinale mit dem Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. Das Werk der österreichischen Regisseurin Ruth Beckermann zeigt die politische Affäre um Waldheim, der UN-Generalsekretär wurde, für die Präsidentschaft kandidierte und durch seine NS-Vergangenheit stürzte.

„Es ist ein Film, der uns hilft, vieles zu begreifen. Die Funktionsweise von internationalen Institutionen, Europa nach dem Krieg, die Vergebung, aber auch die Ablehnung der Vergangenheit", sagt Ripoll. In einem Moment, in dem rechte Parteien in vielen europäischen Ländern wieder großen Zulauf haben, sei es besonders interessant, diese komplexe Figur zu analysieren.

Als „kontroversester und polemischster Film des Jahres" wird die Produktion Holiday der dänischen Regisseurin Isabella Eklöf von der Festivalleitung angekündigt. Sie sorgte schon beim Sundance Film Festival im Januar für Aufsehen. Das Erstlingswerk der Filmemacherin erzählt von einer Dreiecksbeziehung im Gangster-Milieu, die sich in einen sommerlichen Alptraum verwandet. Der Film wird am 27.6. ab 22 Uhr Open Air in Ses Voltes gezeigt - wo Passanten ungewollt einen Blick erhaschen könnten. Die Festivalmacher trafen daher eine spezielle Vorkehrungsmaßnahme, weil der Film eine gewalttätige Schlüsselszene enthält. Währenddessen wird das Bild unterbrochen und die Zuschauer können die etwa 1.45-minütige Sequenz auf ihren Handydisplays schauen, bevor der Film auf der Leinwand ­fortgesetzt wird. Der Ton wird trotzdem zu hören sein. Ripoll zeigt sich besonders erfreut darüber, dass die Regisseurin anwesend sein wird, und ist gespannt auf die Reaktion des Publikums: „Ich hoffe, es entsteht eine anregende Diskussion."

Eine weitere herausragende Produktion ist für den Festivalleiter der neue Dokumentarfilm des oscarnominierten Regisseurs Barbet Schröder, Le vénérable W. Der Film analysiert anhand des umstrittenen Mönchs Ashin Wirathu den Konflikt zwischen Muslimen und Buddhisten in Birma. Schröder wird zur Vorführung am 27.6. ab 19 Uhr im CineCiutat erwartet.

Spanienpremiere feiert der Film McKellen: Playing the Part. „Es ist ein außergewöhnliches Werk, das in Großbritannien schon großen Erfolg hatte", sagt Ripoll. Der Dokumentarfilm, der am 28.6. um 22 Uhr im Museu de Mallorca zu sehen sein wird, basiert auf einem 14-stündigen Interview mit dem Schauspieler Ian McKellen und reflektiert dessen Leben und Karriere, sein Coming-out und seine denkwürdigsten Rollen, wie die des Gandalf im Herrn der Ringe.

Am 1.7. ab 21.30 Uhr wird der Regisseur Roland Joffé in Ses Voltes seinen neuesten Film The Forgiven von 2017 präsentieren. Das Biopic handelt von dem südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu, der die Schrecken der Apartheid aufdeckt. Für den Festivalleiter bildet die Würdigung des Regisseurs Roland Joffé, der in den 80er-Jahren mit preisgekrönten Kultfilmen wie „The Mission" und „The Killing Fields" bekannt wurde, den Höhepunkt zum Abschluss des Atlàntida Film Fests 2018.

Atlàntida Film Fest, 25.6.-1.7., 25.6.-25.7.(online), das ganze Festivalprogramm und weitere Infos unter www.filmin.es/atlantida. Online-Festivalpass für 15 Euro.