Die Mauern der Festung sollen porös werden. Den musealen Rahmen aufbrechen, um die kulturellen Strömungen unserer Zeit in sich aufzunehmen und die Sammlung im Inneren leichter zugänglich zu machen. „In & Out" - so lautet die neue Strategie des Museums für zeitgenössische Kunst Es Baluard.

Dieses erklärte Ziel soll sich auch in der neu gestalteten Dauer­ausstellung „Colección permanente" spiegeln, die am Mittwoch (27.6.) eröffnet wurde. Seit der letzten Umgestaltung im Jahr 2016 sind 103 neue Werke zur Sammlung hinzugekommen - 28 davon sind in die aktuelle Präsentation integriert worden. Die Museumsdirektorin Nekane Aramburu hebt dabei die internationalen Neuanschaffungen hervor, insbesondere die sieben Videos des Künstler-Pioniers Wolf Vostell, sowie die Werke von bedeutenden lokalen Künstlern wie Miquel Barceló, die eine wertvolle Ergänzung zum bisherigen Bestand darstellen würden.

Die größten Änderungen betreffen die ersten beiden Räume des Rundgangs, der jetzt von links außen beginnt. „Wir möchten der Sammlung Dynamik verleihen, indem die Werke in einen Dialog treten", erklärt Nekane Aramburu. Konkret bedeutet das zum einen, dass sich die Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart auflösen, indem Kunst aus dem 19. Jahrhundert neben zeitgenössischen Werken gezeigt wird. So sollen neue Verbindungen und Interpretationen ermöglicht werden.

Zum anderen spricht die Direktorin von vielen „überkreuzten Inhalten". Die drei Schlüsselthemen der Dauerausstellung sind Geschlechter (von Körpern und Rollenbildern bis zu Transsexualität), Landschaften (natürliche und urbane, Innen- und Außenräume) und Bildträger (neue Ausdrucksformen in der Kunst wie Installationen, Performances, Klang- und Videokunst).

Jedes davon findet, ebenso wie die Verknüpfung von Alt und Neu, auf unterschiedlichste Weise seinen Niederschlag in der Ausstellung. Der erste Raum schafft etwa eine chromatische und thematische Verbindung zwischen der blauen Leuchtturm-Installation des kubanischen Künstlerkollektivs Los Carpinteros von 1997, der Landschaftsmalerei aus dem 20. Jahrhundert und weiteren Werken mit Natur-Thematik. Im zweiten Saal verweisen Fabrizio Plessis Videoinstallation „Foresta di fuoco" und Wolf Vostells Videos auf die Bedeutung der Experimente mit elektronischer Kunst.

Joan Miró bekommt Gesellschaft von zeitgenössischer Videokunst von Mohamed Soueid, der Transsexualität im Libanon dokumentiert. Und im vierten Raum wird Avantgarde-Kunst des 20. Jahrhunderts mit Videokunst, der provokanten Installation „Wachtmeister Barns (dein milk ist hot)" von Jonathan Meese (2002) und dem organischen Objekt „Ammonite N.1" von ­Hassan Sharif kombiniert.

Auch über die Stockwerke des Museums hinweg findet eine neue Kommunikation statt: Vier Werke, darunter drei Neuzugänge, sind im oberen Geschoss so positioniert, dass sie nur von den Räumen der Dauerausstellung aus betrachtet richtig zur Geltung kommen.