Weitläufige Landschaften, mal mit mehr, mal mit weniger Zeichen menschlichen Lebens und Bauens, in kontrastreichem Schwarz-Weiß. Das Leben in einem Palma, das ruhig und aus der Zeit gefallen scheint. Die Küste bei Magaluf mit ersten vereinzelten Hotelbauten - der Fotograf Josep Planas i Montanyá hat Mallorca eingefangen, wie es einmal war und wie es zu dem touristischen Zentrum wurde, das es heute ist.

Eine Ausstellung im Museo Krekovic in Palma zeigt nun 27 seiner Aufnahmen aus den 50er- und 60er-Jahren. Aus jener Zeit des Wandels, in der sich das Landschaftsbild der Insel schnell veränderte. Die Bilder zeigen beide Seiten der Veränderung. Einerseits Landschaftsstreifen wie die Bucht von Alcúdia, die abgesehen von wenigen Häusern fast unberührt zu bleiben scheint. Andererseits die rapide Ausdehnung von Palma, als Neubausiedlungen neben Feldern voll grasender Schafe errichtet wurden. Das Tempo dieses Wandels ist auf den Bildern sichtbar: Marina Planas, die Enkelin des Fotografen, zählt beim Rundgang durch die Ausstellung allein auf einem Foto sechs Häuser, die sich damals noch im Bau befanden. Klar erkennbar, denn Planas hat aus der Vogelperspektive fotografiert. Er kaufte sich für die Luftaufnahmen einen Helikopter, noch bevor die Guardia Civil einen besaß.

Die Beschäftigung mit der Vergangenheit der Insel ist eines der zentralen Anliegen der Ausstellung, schließlich ist sie mit „Erinnerung, Geschichte und Vergessen" betitelt. Planas Fotografien sind ein Relikt aus historischen Zeiten, bieten dabei aber auch Anlass, sich mit aktuellen Fragen zu beschäftigen. Gerade in jüngster Zeit, in der immer wieder eine mögliche Überlastung der Insel diskutiert wird, regen die Fotografien früher unbebauter Küstenstreifen zum Nachdenken an. Aus diesem Grund werden die ursprünglich farbigen Bilder auch in sachlichem Schwarz-Weiß gezeigt: „Das Foto als historisches Dokument nimmt in Schwarz-Weiß mehr Wahrhaftigkeit an", erklärt Marina Planas.

Mallorcas Geschichte durch Planas Fotografien mitzuerzählen, ist der Enkelin ein wichtiges Anliegen. Sie kümmert sich um das Archiv ihres inzwischen verstorbenen Großvaters, das in der früheren Zentrale seiner Fotoladen-Kette lagert. Wobei das Kümmern eher eine Übergangslösung darstellt. Professionell archiviert oder katalogisiert wurde es noch nicht, dafür fehlen öffentliche Gelder. Im Moment sehe es aber so aus, als prüfe der Inselrat, ein paar Archivare zu schicken, erzählt sie. Bis dahin stellt Planas, selbst audiovisuelle Künstlerin, das Archiv für Kunstprojekte im Rahmen des Centre Cultural Casa Planas bereit. Das Kulturzentrum im ehemaligen Stammsitz der Geschäfte ihres Großvaters hat sie mitaufgebaut. An dem Archiv von Josep ­Planas ansetzend, sollen dort unter anderem Künstler, die sich mit Archiven beschäftigen, Raum zum Arbeiten und Ausstellen finden. Dass die Casa Planas nun die Ausstellung im Museum Krekovic mitorganisiert hat, scheint naheliegend.

Teil des Teams der Casa Planas ist auch Alelí Mirelman, die wiederum das Herzstück des Rahmenprogramms von „Erinnerung, Geschichte und Vergessen" konzipiert hat: ein Workshop mit Senioren aus der Gegend um das Museum. Das Ziel sei, die Kunst dem Stadtviertel näherzubringen. Das Mittel sind Postkarten.

Planas war einer der Ersten auf Mallorca, der die idyllischen Motive fotografierte und die Produktion der Karten in die Hand nahm. Die rechteckigen Urlaubs­andenken bilden eine tragende Säule von Planas Lebenswerk, in der Ausstellung wird der Schwerpunkt jedoch bewusst auf den dokumentarischen Blick gelegt. Umso mehr werden die Postkarten dafür im Rahmenprogramm thematisiert. Am 6. September zeigt das Museum einen Dokumentarfilm über die Karten und die Geschichte des Tourismus auf Mallorca. Und als Medium für die Arbeit mit den Senioren eignen sie sich hervorragend. Postkarten sind ein indus­triell hergestelltes Andenken für die Massen - im Workshop sollen sie mit den persönlichen Erinnerungen der Teilnehmenden gefüllt werden. Indem sie sich „an das annähern, was Mallorca war, als sie jung waren", sagt Marina Planas. Dabei kann an Planas' Postkarten gemalt, geschnitten oder sonstwie gebastelt werden. „Kollektive Erinnerung durch individuelle Erinnerung zu erzählen", formuliert Arelí Mirelman die Idee.

Womit man wieder beim Archiv von Josep Planas i Montanyá landet, das seinen Teil dazu beiträgt, Geschichte zu visualisieren und so lebendig zu halten. Sollten die unzähligen Fotografien einmal vollständig dokumentiert worden sein, werden sich sicher neue Perspektiven auf Mallorcas Entwicklung ergeben. Aber auch so sind diese 27 Fotos ein wertvoller Einblick in ein Mallorca, dass es inzwischen kaum noch gibt.

Museu Krekovic, Carrer Ciutat de Querétaro, 3, Palma. Mo.-Fr. 10-14 Uhr; bis 15.12.