Der Katalane Josep Carreras, einer der ganz großen Tenöre unserer Zeit, beehrt Mallorca. Am Samstag tritt der 71-Jährige gemeinsam mit dem Arts Symphony Ensemble und seinem Dirigenten David Giménez beim Port Adriano Festival auf.

Was werden wir in Port Adriano hören?

Eine Mischung aus dem, wovon ich denke, dass das Publikum es von einem solchen Konzert erwartet. Etwas an neapolitanischen Liedern, Zarzuela, Oper ...

Es ist lange her, dass Sie auf der Insel gesungen haben.

Uff ? Ich glaube, das letzte Mal bei einem Benefizkonzert in der Kathedrale vor ungefähr zehn Jahren. Und davor bei einem anderen Konzert, das ich vor mehr als 15 Jahren mit Lluis Llach im Auditorium gab. Es war an der Zeit, nach Mallorca zurückzukommen.

„2019 wird man mich nicht mehr auf einer Bühne hören", sagten Sie 2016, als Sie „The Final World Tour" vorstellten. Gilt das noch?

Ich bin sehr egoistisch und singe sehr gern, ich mag den Kontakt mit dem Publikum. Ich glaube, ich kann dem Publikum etwas Interessantes bieten. Ein endgültiges Lebewohl ist schwer, aber wenn es nicht Ende 2019 ist, wird es wenig später sein.

Ihre Anhänger werden Ihr Lebewohl nicht akzeptieren.

Wenn das stimmt, erfüllt es mich mit Freude. Ich habe nichts geplant. Als wir mit dieser Tour begannen, dachte ich, es wäre die letzte. Aber ganz ehrlich - an vielen Orten, an denen ich auftrete, bitten sie mich, zurückzukommen. Und das mache ich äußerst gern.

Haben Sie auf der Bühne noch irgendetwas nicht gelebt, gesungen oder gefühlt?

Natürlich bleibt jedem Künstler eine Rolle, die er noch nicht gespielt hat, für mich wahrscheinlich auch. Aber ein Sänger muss sich auch seiner Grenzen bewusst sein. Was mein Repertoire betrifft, gibt es Stücke, die ich vor 30 Jahren ohne Probleme gesungen hätte, und die heutzutage utopisch sind. Aber ich schätze mich glücklich, weil ich einen Großteil des Tenor-Repertoires habe singen können, sei es Puccini, Verdi, Bizet oder Donizetti.

Sie haben Ihr Leben ab einem sehr jungen Alter der Musik gewidmet.

Die Musik hat mir alles gegeben. Dieser Beruf ist meine Berufung. Die Befriedigung, das zu tun, wozu man sich berufen fühlt, ist ein Luxus. Mein Luxus im Leben ist der Gesang gewesen. Mehr als meinen Traum habe ich mir meine großen Wünsche erfüllt. Auf einer Bühne zu stehen und Emotionen über die Stimme vermitteln zu können, das ist etwas Fantastisches.

Sie haben drei Jahre hintereinander Meisterkurse am Konservatorium Rossini in Pesaro gegeben. Liegt darin Ihre Zukunft?

Ich bin diese drei Jahre in Pesaro gewesen, weil der Pianist, mit dem ich normalerweise bei Konzerten auftrete, Klavierprofessor dort ist. Anstelle von Meisterkursen nenne ich sie lieber Perfektionierungs­kurse, das klingt weniger pompös. Ich kehre nächstes Jahr dorthin zurück. Andere Konservatorien haben mich auch angefragt, aber ich mache das in Pesaro wegen dieser besonderen Beziehung. Wenn es dann noch ein Kurs für Tenöre ist, umso besser.

Was empfehlen Sie jenen, die mit dem Singen anfangen?

Pietro Mascagni pflegte zu sagen, dass man sogar zum Singen eine Stimme haben muss. Das heißt, dass es viele Dinge gibt, die mit einer Stimme verbunden sind: Musikalität, Respekt vor dem Autor, Disziplin. Wenn sich der junge Sänger nicht klarmacht, dass Disziplin grundlegend ist, wird er nicht weit kommen.

Sie waren gemeinsam mit Pavarotti und Plácido Domingo Teil der „Drei Tenöre". Welche drei Tenöre der Gegenwart schätzen Sie besonders?

Jonas Kaufmann, Juan Diego Flórez und Roberto Alagna. Wenn sie die Drei Tenöre wiederaufleben lassen wollten, würden sie das bestimmt ziemlich gut machen. Allerdings braucht es dafür auch Freude am Wettstreit auf der Bühne. Den hatten wir.

Am 13. Juli 1987, vor genau 31 Jahren, diagnostizierte man bei Ihnen Leukämie. Half Ihnen die Musik dabei, die Krankheit zu überwinden?

Sehr, und nicht konkret Gesang, sondern vor allem Instrumentalmusik. Ich weiß nicht, warum, aber ein Klavierkonzert von Rachmaninow, die Nummer zwei, das ich auf Kassette hatte, hörte ich tagein, tagaus. Es half mir.

Wie kann die Gesellschaft dieser Krankheit beikommen?

Vor allem, indem man alle Kraft und nötigen Mittel der Forschung widmet. Das ist fundamental und es ist das, was wir den Menschen mit unserer Josep Carreras Stiftung bewusst machen wollen. Ich hatte das Gefühl, in der Schuld der Medizin und auch der Zivilgesellschaft zu stehen, die mir so viel Zuneigung und Solidarität entgegengebracht hatte. Ich hatte das Glück, von einem medizinischen Team von hohem Niveau behandelt zu werden. Zum Glück gibt es solche exzellenten Ärzte in diesem Land. Und ich bekam auch Hilfe von oben.

Josep Carreras, Port Adriano, 21.7. um 21.30 Uhr. Tickets ab 25 Euro.