„Mögt ihr eigentlich Oper?", ruft die Moderatorin ins Publikum. „Nein!", schreien die Kinder. „Perfekt, genau so ein Publikum habe ich mir gewünscht", ruft die Frau zurück. So in etwa beginnt das 50-minütige Spektakel „Operàmida", das am Samstag (18.8.) um 21 Uhr beim Festival de Pollença im Convent de Santo Domingo als Familienkonzert gezeigt wird. Der Eintritt ist frei.

Oper für Kinder, mit einem Clou: Das Publikum darf an verschiedenen Stellen selbst entscheiden, wie die Geschichte weitergeht. Je nachdem, was die Kinder rufen, wird ein Stück oder ein anderes gesungen. „Sonst würden sie nie eine Stunde lang sitzen bleiben", sagt Pablo López, selbst Bariton in der Show und Leiter des mallorquinischen Ensembles „Diabolus in musica".

Einfache Handlung

Die Geschichte selbst ist recht simpel. Es geht um ein junges Paar, das aus Eifersucht streitet, dann versöhnen sie sich, am Ende gibt es eine Hochzeit. „Die Kinder können entscheiden, ob sie eine eher traditionelle oder eher eine verrückte Hochzeit wollen. Sie entscheiden sich immer für die verrückte Hochzeit", sagt Pablo López .

Mit ihm auf der Bühne stehen seit gut zwei Jahren die Sopranistin Maia Planas, die Moderatorin Ester López, der Pianist David Mohedano sowie der Techniker Fabian Perreyra, der dafür sorgt, dass das Stück auf der Leinwand von den entsprechenden Animationen begleitet wird. „Wir sind nicht so eingebildet zu glauben, dass die Kinder unsere Show sehen und am nächsten Wochenende sagen: Papa, ich möchte in die Oper gehen", sagt Pablo López. „Aber vielleicht werden sie in zehn oder 15 Jahren gefragt, ob sie in die Oper wollen, und sich erinnern, dass das eine gute Erfahrung war."

Lieber chaotische Shows

Opernprogramme für Kinder gibt es mehrere in Spanien. Das bekannteste ist sicherlich die Reihe „El Petit Liceu" aus Barcelona, die regelmäßig durch Spanien tourt, finanziert durch die Stiftung einer Bank. Auch López hat in den vergangenen Jahren daran teilgenommen, unter anderem in „Die Zauberflöte" und „Der Barbier von Sevilla" gesungen. „Ich habe von meinen Kollegen dort viel über Shows vor Kindern gelernt", sagt er. „Mir gefallen mittlerweile die Vorführungen besser, die ein wenig chaotischer sind. Es macht mehr Spaß, als wenn das Publikum teilnahmslos dasitzt."

Aus der Erfahrung hat er andere Programme entwickelt, unter anderem eine Soloshow, bei der ebenfalls den Kindern Oper nähergebracht wird. In einem neuen Projekt, das zunächst auf dem Festland gezeigt wird, wenden López und seine Mitstreiter das „Operàmida"-Konzept auf die Zarzuela, das klassische spanische Musiktheater an. „Die Tradition der Zarzuela geht in Spanien verloren, wir wollen das Erbe bewahren."

Grundbegriffe der Oper erklären

Acht bis 16 Jahre sei das perfekte Alter für die auf Kinder zugeschnittenen Formate, so López. „Bei jüngeren Kindern geht es auch, aber häufig können die sich nicht 60 Minuten lang konzentrieren, sodass man bei ihnen das Programm verkürzen muss." Auch weil „Operàmida" einen pädagogischen Anspruch hat. „Wir möchten nicht nur die Freude an der Musik vermitteln, sondern auch die wichtigsten Grundbegriffe erklären", sagt der 42-Jährige. „Das passiert über die Moderatorin. Am Ende wissen die Kinder, was beispielsweise Ouvertüre, Sopran oder Arie sind. Natürlich nur ansatzweise, aber es geht darum, dass sie die Begriffe gehört und eine Erklärung dazu bekommen haben."

Über 50 Vorführungen hat Pablo López mit „Operàmida" hinter sich. „Kinder sind als Publikum viel ehrlicher und hemmungsloser als Erwachsene. Wenn sie etwas nicht gut finden, bekommen wir das auch so gesagt."