Es ist leicht, die Zentrale der Firma Huguet im Gewerbegebiet von Campos zu übersehen. Zu unscheinbar wirken die Flachbauten des Unternehmens neben den riesigen Supermärkten, die sie umgeben. Aber die Firma, die seit den 30er-Jahren existiert, braucht kein überkandideltes Headquarter. Mit ihren Hydraulikfliesen - die es sowohl im klassischen mediterranen Design als auch in moderneren Interpretationen gibt, hat sie sich auch so ein internationales Renommee erarbeitet.

So hat Huguet, ein Familienbetrieb in dritter Generation, Mitte August eine Kollektion in Zusammenarbeit mit dem weltbekannten Schweizer Designer Alfredo Häberli präsentiert. Für ihn war es mehr als nur die Möglichkeit, ein schönes Produkt herzustellen. In den 80er-Jahren war er mit dem Plan, Künstler zu werden, ein Jahr nach Cala d'Or gegangen. Der Bezug zur Insel war schon da. Bei der Designwoche Pollença vor einigen Jahren lernte er die Firma Huguet kennen. „Ich war beeindruckt, dass es solche Familienbetriebe noch gibt", sagt Häberli der MZ am Telefon. Insgesamt sechs verschiedene Fliesenmuster hat er entworfen. Sie sind nach mallorquinischen Orten benannt.

Ein eigenes Kolorit

Formentor" etwa hat einen einfarbigen Hintergrund, darauf sind runde Mosaike angebracht. „Dabei werden dunkle und helle Farbtöne vermischt", erklärt er. „Sóller" hingegen ist komplett einfarbig, aber mit runden Vertiefungen versehen. „Durch das Relief entstehen bei unterschiedlichem Lichteinfall aber sehr verschiedene Schattierungen und Farbtöne", erklärt Häberli. Es ähnelt dem Entwurf „Inca", nur dass dort statt der Vertiefung die Kreise mit Farben ausgefüllt sind. „Es Trenc" erlaubt ein Farbenspiel mit Halb- und Vollmonden, während „Sineu" zweifarbig an ein Blattwerk erinnert. Das einzige Fliesenmuster, das in seiner Farbgebung Ecken statt Rundungen aufweist, heißt „Artà". „Ich habe mich von der Landschaft der Insel inspirieren lassen", so Häberli. „Mallorca hat ein eigenes Kolorit. Man sieht Steinmauern genauso wie Mohnblumen. Eine dünenhaft trockene Landschaft im Sommer ebenso wie ein sattes Grün im Herbst oder im Winter."

Die jeweilige Farbgebung, die auf den Bildern zu sehen ist, ist nur ein Vorschlag. Der Kunde kann aus einer breiten Farbpalette

auswählen, die Fliesen so individueller gestalten lassen. Sie sind in den Größen 20x20, 30x30, 50x50 und im Fall der Serie „Formentor" sogar als 100x100 erhältlich. „Letzteres ist eine technische Herausforderung, erklärt Manena Huguet, die sich um die Kommunikation des

Familienunternehmens kümmert. Zwischen 108 und 240 Euro kostet der Quadratmeter der mit hydraulischer Pressung hergestellten Zementfliesen.

Variationen durch die Trocknung

Insgesamt drei Jahre seien zwischen der ersten Idee und der endgültigen Kollektion vergangen. „Gerade die Farbgebung ist viel Arbeit", erklärt Huguet. „Eine Farbe, die man am Computer aussucht, ist nicht gleich die auf der Fliese. Der Trockenprozess des Zements sorgt für Variationen. Da ist Feintuning notwendig." Zudem wollte die Firma Huguet bei der Präsentation alles perfekt haben. „Wir haben keine Eile." Ohnehin präsentiere man nur alle zwei Jahre Kollektionen.

„Häberli hat besonders gefallen, dass wir hier noch die Dinge mit der Hand machen", sagt Huguet. Ihr Bruder Biel, der heute die Firma leitet, sei es gewesen, der Ende der 90er-Jahre einen Bedarf für die traditionellen Zementkacheln gesehen habe. „Es war die Zeit, als viele Ausländer begannen, Häuser auf Mallorca zu kaufen und diese im Originalstil zu restaurieren", sagt Huguet. Zu dem Zeitpunkt sei es schon mehrere Jahrzehnte her gewesen, dass die Firma die Herstellung der Hydraulikfliesen aufgegeben hatte. „Mit dem Bauboom der 60er-Jahre gab es keinen Bedarf mehr. Als wir uns entschieden, die Fliesen wieder wie früher herzustellen, mussten wir erst mal Leute suchen, die uns erklären, wie es geht", sagt Huguet. Mittlerweile ist die Firma über die Küsten der Insel hinaus bekannt. „Einer unserer wichtigsten Märkte ist Großbritannien."

Alfredo Häberli ist bei Weitem nicht der Einzige, der eine Kollektion für die Firma entworfen hat. Die katalanische Architektin Carme Pinós etwa hat zeitgleich mit Häberli ihre zweite Huguet-Kollektion präsentiert. Statt der Romben und Dreiecke vor ein paar Jahren präsentiert sie nun Fliesen im Stil eines Domino-Spiels. Und vor allem mit der hochtalentierten, jungen mallorquinischen Architektenszene arbeite man eng zusammen. „Es gibt hier viel Potenzial", sagt Manena Huguet. „Für uns kann das nur gut sein."