Der mallorquinische Star-Designer Miguel Adrover, der in den 1990-er Jahren "Vogue"-Chefredakteurin Anna Wintour und mit ihr die New-Yorker-Modeszene begeisterte, ist wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Er ist der Gewinner des spanischen Nationalpreises für Modedesign 2018.

"Ich war ein paar Tage krank und habe nichts mitbekommen. Plötzlich stand mein Telefon nicht mehr still. Als ich es erfuhr, wussten es bereits sehr viele Leute", berichtet Adrover. Seitdem kann er sich vor Interviewanfragen kaum retten. Und ist noch immer sichtlich überrascht über die ehrenvolle Auszeichnung. "Ich habe es nicht erwartet. Meine Arbeit wurde bisher vor allem in den USA geschätzt. Aber es ist toll, auch national anerkannt zu werden. Ich glaube dieser Preis ist eine Möglichkeit, dass auch junge Leute von hier mich entdecken und sehen, wie man mit Mode abseits des Mainstream arbeiten kann."

Immer kritisch, immer aufreibend war Adrovers Kredo. "Heutzutage, wo Kleidung so günstig ist und alle sozialen Schichten Zugriff auf sie haben, vergessen viele oft die kommunikative Macht, die von ihr ausgeht. Das Potential, soziales und ökologisches Bewusstsein zu erzeugen", so Adrover weiter. Es scheine, als zähle oft nur der Trend, das Neueste, die Fassade. "Dabei sollte das Augenmerk auf die Auswirkungen für Mutter Natur gelenkt werden, die dadurch entstehen. Auf den Laufstegen sieht man das nicht, aber ich habe immer versucht, es sichtbar zu machen."

Seine Stimme zittert, wenn er davon erzählt, dass dieser Preis vor allem seinen Eltern viel bedeutet. "Sie kamen mich in New York besuchen, vorher waren sie praktisch nie von der Insel heruntergekommen. Sie haben meine Anstrengungen in all dieser Zeit gesehen, als ich in der internationalen Modewelt arbeitete."

Die Jury des spanischen Modedesign-Preises scheint dies ebenfalls erkannt zu haben. Gewürdigt werde Adrovers "tiefer Einfluss auf die Modewelt" und die selbstauferlegten "sozialen Verpflichtungen". "Seine Spur reicht bis in die aktuelle Avantgarde der Mode."

Nachdem es jahrelang still um Adrover geworden war, war er vor einigen Jahren zurück in seine Heimat Es Calonge auf Mallorca gekommen. Noch im Frühjahr dieses Jahres hatte er die MZ in einer Galerie in Santanyí empfangen, anlässlich einer neuen Ausstellung: Erstmals wandte sichAdrover der Fotografie statt der Mode zu. "Zurück nach Mallorca zu kommen, ist zurück zu mir selbst zu kommen", erzählte er damals. /somo