„Manntje' Manntje, Timpe Te, Buttje' Buttje in der See, meine Frau, die Ilsebill, will nicht so, wie ich gern will."

Es ist ein wenig kurios, dass es die Deutschen und nicht die Mallorquiner sind, die ihr Märchen um die Gier, die noch mehr Gier produziert, am Meer ansiedeln. Denn während der Fischer in Deutschland sich die Wünsche von einem Fisch erfüllen lässt, ist es auf Mallorca Joanet de sa gerra, Hänschen aus dem Krug, der sie im Himmel vorbringt. Joanets fünfköpfige Familie ist so arm, dass sie in einem Tongefäß wohnt. Eines Tages lässt ein Mann eine magische Bohne in den Krug fallen. Daraus wächst ein Strauch gen Himmel. Auf Geheiß seiner Frau klettert Joanet immer wieder daran hoch, um Petrus zu fragen, ob Jesus seiner Gattin die neuesten Wünsche erfüllen möge. Am Ende bittet er darum, selbst zu Jesus zu werden.

Ein Strudel aus Gier

„Ja, ich glaube, die Mallorquiner sind Joanet de sa gerra", sagt Toni Gomila. Der bekannte Schauspieler aus Manacor ist Autor des Stückes „Rostoll cremat" (Verbranntes Stoppelfeld), das ab Freitag (5.10.) mit fünf Terminen die Theatersaison des Teatre Principal in Palma de Mallorca eröffnet. Ausgehend von Gomilas eigener Familiengeschichte erzählt das Stück von einer Familie, die von der Herstellung von Souvenirs aus Olivenholz lebt. Ähnlich wie im Märchen gerät die Familie im Stück in einen Strudel aus Gier, der sie kaputtmacht.

Theater müsse die Sorgen der Menschen widerspiegeln, sagt Gomila. Und das sei nun einmal gerade die Überfüllung der Insel. „Es geht aber nicht darum, den Touristen die Schuld für die aktuelle Situation zu geben", stellt er klar. „Sondern die menschliche Komponente auszuleuchten. Wie hat sich das Zusammenleben verändert? Wie hat sich der Charakter der Menschen hier verändert?"

Früher seien die Mallorquiner stolz gewesen, dass sie den Urlaubern gute Gastgeber waren. „Heute ist es ein weit verbreitetes Gefühl, dass sich die Urlauber die Insel aneignen. Oder Orte einnehmen, an denen man früher nur Einheimische getroffen hätte. Natürlich taucht der Urlauber in der Dorfbar auf, wenn er weiß, dass das pa amb oli hier gut ist. Das ist sein gutes Recht. Aber manchmal fragt man sich, wo man noch zu Hause ist."

Literarische Verweise

Das Stück solle aber keine plumpe Wiedergabe der Verhältnisse sein. So hat Gomila in der Entwicklung der Geschichte Verweise auf die Literatur und Theatergeschichte eingebaut. „Joanets Frau ist etwa Lady Macbeth, das Verhalten ist identisch", so Gomila. An jeder weiteren Stufe - Joanet verlangt erst ein kleines Haus, dann eine Villa, dann will er Arzt sein, dann Bürgermeister, dann König - kommen weitere Verweise hinzu. Auf Tschechows „Vania", auf Ibsens „Ein Volksfeind", auf die Hexen aus Macbeth, auf Tolstois „Anna Karenina".

Regie führt der katalanische Regisseur Oriol Broggi, der für seine poetischen Inszenierungen bekannt ist. Das Stück spielt auf einem Stoppelfeld. Inspiriert ist es von einer gestellten Aufnahme des mallorquinischen Fotografen Mateu Bennàssar, die vermeintliche Urlauber auf einem dieser Felder im mallorquinschen Hinterland zeigt.

Am Ende bietet das Stück nur eine Lösung für die Probleme der Insel: „Wir müssen wieder in Ruhe miteinander reden lernen", sagt Gomila. Leichter gesagt als getan in einem Diskussionsklima, in der als facha (Faschist) gilt, wer sich für den Tourismus einsetzt und als tourismophob, wer darauf hinweist, dass er auch Nachteile mit sich bringt. „Wir schreien uns an, anstatt zu sprechen", sagt Gomila. „Das ist vielleicht die Kernbotschaft des Stücks: Leute, ganz ruhig. Wir können über alles reden."

Karten: 8-20 Euro unter teatreprincipal.com